Klimakrise wird Buchen massiv zusetzen
Forschende der WSL über die Zukunft der Buchen in der Klimakrise.
Birmensdorf, 27. Januar 2025. Die Zukunft der Buche in Europa sieht nicht rosig aus. Wieder ist es die Klimakrise, die auch dieser Baumart massiv zusetzen wird. Zu diesem Schluss kommen Forschende der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL in Birmensdorf nahe Zürich.
„Die Buche wird nicht nur auf Grenzstandorten, an denen sie schon heute keine optimalen Bedingungen vorfindet, sondern in weiten Teilen ihres mitteleuropäischen Verbreitungsgebiets deutlich an Dominanz einbüßen und Flächen verlieren“, sagt Hauptautor der Studie und WSL-Forscher Arthur Gessler. Leiden werde der Baum insbesondere an den immer extremer werdenden Trockenjahren. „Die Trockenheit kann zum teilweisen Absterben der Krone führen, was im Folgejahr oft den Tod des Baumes bedeutet“, so Gessler.
Die düstere Prognose trifft ein
Bereits in den Jahren 2004 und 2005 publizierten zwei Teams aus Forschenden je eine Studie zur Zukunft der Buche. Das eine Team sagte der Baumart aufgrund des Klimawandels eine eher düstere Zukunft voraus. Das andere warnte vor Panikmache. Es bescheinigte der Buche eine hohe Anpassungsfähigkeit. Nun haben Forschende der WSL beide Studien mit neuen Daten unter die Lupe genommen. Sie kommen zum Schluss: Die düstere Prognose wird wohl eintreffen.
„Wir wissen heute viel mehr als damals über die Auswirkungen des Klimawandels auf die Vitalität, das Wachstum, die Stresstoleranz und die Konkurrenzkraft der Buche und sind deshalb in der Lage, detailliertere Aussagen über ihr Zukunftspotenzial zu machen“, erläutert Arthur Gessler. „Mit diesem neuen Wissen konnten wir die damaligen Studien nochmals auf Herz und Nieren prüfen.“
Nicht nur die Datenlage habe sich mittlerweile deutlich verbessert. Auch die Auswirkungen des Klimawandels auf die Buchenwälder (und die Wälder insgesamt) seien im Vergleich zu vor zwanzig Jahren heute viel greifbarer und nicht mehr nur Gegenstand wissenschaftlicher Kontroversen.
„Die Extremjahre 2018, 2019, 2020, 2022 und teilweise auch 2023 haben sichtbare, massive Schäden an den Bäumen hinterlassen, die auf zukünftige Entwicklungen hinweisen“, bilanziert Gessler. Konkret heißt das: Die Bäume werden sich nicht mehr gut regenerieren können und sehr anfällig für Extremereignisse sein, was zu großflächigem Absterben und aufgrund der fehlenden Regeneration dann zu vollständigem Verschwinden führen könne.
Hohe Vielfalt hilft
Wie stark und auf welchen Standorten die Buche bis zum Ende des Jahrhunderts betroffen sein wird, hängt vom Verlauf des Klimawandels und damit letztlich vom Erfolg der Massnahmen zur Reduktion der globalen CO2 -Emissionen ab. «Klar ist aber aus heutiger Sicht, dass die Buche selbst bei einer deutlichen Senkung der CO2-Emissionen und damit bei eher optimistischen Prognosen für den Klimawandel leiden wird», sagt Gessler.
Deshalb müsse sich die Forstwirtschaft gemäß Gessler auf grundlegende Veränderungen einstellen. „Um die Wälder fit für die Zukunft zu machen, sollte man auch wärme- und trockenheitstolerante Baumarten wie die Eiche in die Bestände einbringen“, sagt der Forscher. Eine hohe Vielfalt an Strukturen und Baumarten, aber auch eine genetische Vielfalt bei der Buche könne helfen. Im schlimmsten Fall – selbst wenn die Buche massive Dürreschäden erleiden sollte – würden trockenheitsresistente Baumarten in der Mischung überleben und so zumindest einen Totalausfall verhindern.
Der Text von Andreas Bättig ist eine (leicht redigierte) Medienmitteilung der WSL vom 11. Dezember 2024. Zum Teil haben wir „Klimawandel“ durch „Klimakrise“ ersetzt. Hier die Gründe dafür.
Foto: Die Trockenheit 2018 setzte den Buchen zu. Nicht alle Bäume haben sich danach erholt. / © Ulrich Wasem / WSL