So geht es unserem Wald
Das WDR-Wissenschaftsmagazin Quarks hat einen sehr informativen, interaktiven Beitrag auf die Webseite gestellt.
Titel: „So geht es unserem Wald“
Unterzeile: Wird er vom Klimawandel zerstört oder ist er doch noch nicht hoffnungslos verloren?
Eine Suche in Daten.
Zum Beitrag.
Aufforstung in Schottland
Spiegel online berichtet über den Plan Wald in Schottland zu pflanzen – ohnehin hätte früher dichter Urwald die Highlands bedeckt. Zur Story geht es hier:
https://www.spiegel.de/ausland/klimaschutz-wie-schottland-nach-fast-1000-jahren-wieder-aufforstet-a-74093d85-bc08-4430-8517-cfc3f8d60d70?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE
(Foto: Schottisches Hochland / © Peter Freitag / pixelio.de)
Außerdem berichtet das Online-Magazin erneut über das Aufforstungsprojekt nach Tony Rinaudo in Afrika:
Der Link zur Story:
https://www.spiegel.de/ausland/wiederaufforstung-in-afrika-der-wald-heilt-sich-selbst-a-990c47da-1c29-4530-a982-b1b49bce5fc7?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE
Ausführliches dazu gibt es auch in der ersten gedruckten Ausgabe von Waldfreund.in:
#1 Aufforsten.
Warum die Blaubeere aus unseren Wäldern verschwindet
Nicht nur Tiere stehen auf der roten Liste gefährdeter Arten, sondern auch Pflanzen. Bedroht sind seltene Arten wie das Waldvögelein oder das Tausendgüldenkraut.
Doch selbst relativ häufig vorkommende Gewächse, die die meisten kennen (was nicht selbstverständlich ist), stehen unter Stress.
Dazu gehört die Heidelbeere.
Auf der Webseite von ARD Alpha erschien ein schöner Beitrag, warum die Heidelbeere aus unseren Wälder verschwindet.
Zum Beitrag geht es hier.
Heizen mit Holz – nicht immer so schön wie es aussieht
Das Heizen mit Holz gilt als nachhaltig. Bäume binden CO2 im Laufe ihres Lebens und geben es beim Verbrennen oder beim Verrotten des Holzes wieder ab. Dennoch ist das Heizen mit Holz, sei es mit Pellets oder Scheitholz, in die Kritik geraten.
Die Kritik entzündet sich an zwei Punkten:
Erstens ist die Nachfrage derzeit riesig. Größer als das Angebot. Die Gefahr ist daher groß, dass den Wäldern mehr Holz entnommen wird als es ökologisch verträglich ist.
Zweitens entstehen bei schlecht gewarteten und älteren Öfen Schadstoffe, vor allem Feinstaub.
Darüber gibt es eine rege Diskussion.
Lesens- bzw. hörenswert ist zum Beispiel der Beitrag „Europas Wälder im Sog der Energiewende“
von Andrea Rehmsmeier, gesendet im Deutschlandfunk am 4.09.2022.
Zum Beitrag geht es hier.
Frostschutzmittel verhindern den Kältetod
Viele haben sich schon gefragt, warum der Ficus draußen im Winter sofort erfriert, die Fichte jedoch nicht. Die bei uns als Zimmerpflanze beliebte Birkenfeige (Ficus benjamina) stammt aus den Tropen, die Fichte ist hier heimisch und wächst bis in höchste Lagen, wo es eisig kalt ist – und kommt gut damit zurecht.
Auf der Webseite von ThüringenForst gibt es eine Story, die erklärt, warum unsere Bäume winterfest sind.
Zu der Story geht es hier.
Foto von Burak Kebapci von Pexels
Wie der Wald verschwindet
Weltweit verschwinden ganze Wälder. Ein Beispiel von den Komoren erzählen Text von Laura Salm-Reifferscheidt (Text) und Nyani Quarmyne (Fotos) auf faz.net. (7.09.2021)
Seltene Hölzer
Eine neue Rohstoffknappheit steht bevor.
Seltene Erden sind bekannt. Bis vor ein paar Jahren wussten allerdings nur Chemie-Nerds etwas damit anzufangen. Erst seit Metalle wie Neodym oder Lanthan in wichtigen Zukunftstechnologien zur Anwendung kommen, hat sich in High-Tech-Deutschland die bange Erkenntnis verbreitet, dass wir etwas in großen Mengen brauchen, das wir nicht haben.
Seltene Hölzer gibt es ebenfalls. Das sind zum Teil einheimische Holzarten wie Elsbeere, Rüster oder Buchsbaum. Raritäten der Tropen sind Fernambukholz1 oder Adlerholz.
Neu ist, dass die einheimischen Hölzer, von denen wir derzeit scheinbar zu viel haben, ebenfalls knapp werden könnten – Fichte, Tanne, Buche, Eiche. Das hat einen einfachen Grund: Die Nachfrage steigt tendenziell, das Angebot sinkt.
Zur steigenden Nachfrage gibt es einiges zu sagen. Der letzte Schrei unter Architekten ist das mehrstöckige Holzhaus. Als so genanntes „Fertighaus“ hat Holz im Einfamilienhausbau schon lange Konjunktur. Holzbauten haben viele Vorteile: Sie gelten als „ökologisch“, da es sich um einen von Natur aus gut wärmedämmenden, nachwachsenden Rohstoff handelt. Er soll außerdem Beton ersetzen, bei dessen Herstellung enorm viel CO2 entsteht. Folglich gibt es immer mehr Häuser aus Holz, wovon anscheinend genug da ist. Der Beitrag in einem Nachrichtenmagazin2 zu diesem Thema beginnt mit dem Satz: „Alle zwölf Sekunden wachsen in Deutschland genug Bäume für ein neues Wohnhaus nach“. Doch selbst dort, wo Beton verbaut wird, geht ohne Holz gar nichts. Es ist als Hilfsmittel unersetzlich, meist zum Verschalen.
Der nächste große Bereich, der Unmengen der Ressource Holz, bzw. Zellstoff, verbraucht, ist die Verpackung. Das liegt zum einen am Boom des Versandhandels, bei Privatverbrauchern, im Handwerk und in der Industrie. Zum anderen sollen Papier und Pappe, die immerhin teilweise recyclingfähig sind, andere Packstoffe ersetzen, vor allem Plastik und Styropor. Der Papierverbrauch in Deutschland ist weltweit einer der höchsten. Zwar lesen immer weniger Leute Zeitung, dafür schüttet uns der Handel mit Prospekten3 zu.
Ein dritter Bereich mit Riesennachfrage ist das Heizen. Öfen verschlingen tatsächlich immer mehr Holz. Zwar liegt die Zahl der Holzöfen in Deutschland4 wohl konstant bei rund elf Millionen, die Zahl der Pelletheizungen aber ist explodiert. Um das Jahr 2000 tauchten die ersten Heizungen dieser Art auf, heute gibt es in Deutschland rund 500.0005 davon. Wieder gilt Holz hier als umweltfreundlich und klimaneutral, was aber, bei Licht betrachtet, nicht immer so ist6. Dennoch fördert der Staat (Bafa, KfW) den Einbau einer Pelletheizung, wahrscheinlich weil sie meist die Alter-native zur Ölheizung ist, über deren Umweltverträglichkeit man nun wirklich nichts sagen muss. Holz als Brennstoff soll künftig sogar noch eine viel größere Rolle spielen. In der Neufassung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG 2021) ist vorgesehen, das jährliche Ausbauziel von Strom aus Biomasse von 200 auf 600 MW/Jahr zu erhöhen7.
Dagegen regt sich Widerstand. Zwei Dutzend Naturschutzverbände, die alle etwas mit Wald zu tun haben, wenden sich dagegen. Ihrer Ansicht nach ist Holz-Biomasse als Brennstoff unter anderem problematisch, weil das Verbrennen dann eben nicht „klimaneutral“ sei, wenn ausländische Hölzer zum Einsatz kommen und weil noch mehr Einschlag in deutschen Wäldern das Waldökosystem weiter schwächen würde8. Da wundert sich nun die eine oder der andere, warum Holz nun plötzlich nicht mehr klimaneutral sein soll. Es hat mit dem Faktor „Zeit“ zu tun. Angenommen, wir verwenden die guten Buchenscheite für das Heizen der Stube. Dann setzen wir in relativ kurzer Zeit durch Verbrennen das CO2 frei, das eine ausgewachsene Buche in bis zu 300 Jahren9 im Laufe ihres Lebens eingelagert hat. CO2-Aufnahme und -Abgabe halten sich in etwa die Waage, das ist dann klimaneutral, wenn das Holz dauerhaft Verwendung findet. Wird ein Holzhaus hundert Jahre genutzt, dann wachsen in dieser Zeit wieder Fichten für ein neues Holzhaus nach.
Schließlich will ich in Sachen Holznachfrage nicht unerwähnt lassen, dass ein schwedisches Unternehmen aus Möbeln, die ursprünglich sehr langlebige Güter waren, Mode- und Wegwerfartikel gemacht hat. Oft zum Schaden der borealen Nadelwälder.
Also: Immer mehr Holzhäuser, Baustellen, Verpackung, Papier, Öfen, Wegwerfmöbel – kann das Holzangebot da mithalten? Der Holzverbrauch liegt in Deutschland bei rund 140 Millionen Kubikmeter. Der Holzeinschlag variiert von Jahr zu Jahr und liegt in etwa zwischen 50 und 70 Millionen Kubikmeter. 2019 waren es 68 Millionen Kubikmeter. Einen großen Teil des Verbrauchs decken wir durch Importe10. Das Problem: Die Jahre 2018 und 2019 (2020 und 2021 vermutlich ebenso) waren für die deutsche Forstwirtschaft Ausnahmejahre. Von den 68 Millionen Kubikmetern waren 46 Millionen Kubikmeter Schadholz11. Im Wesentlichen entfielen davon fast 40 Millionen Kubikmeter auf eine Holzart, die gerade besonders unter Stress steht: die Fichte.
Die Fichte ist der sogenannte „Brotbaum“ der deutschen Forstwirtschaft, der 90 Prozent der Erträge aus dem Holzverkauf bringt12. Die Fichte ist nämlich genau der Baum, der am meisten Holz liefern kann: für das Bauen, für die Baustelle, die Zellstofffabrik und die Öfen. Die Fichte leidet derzeit vor allem unter der Trockenheit und dem Befall durch Borkenkäfer. Betroffen sind vor allem Monokulturen, die gezielt der Rohstoffversorgung dienen sollten. Diese Bäume fallen derzeit massenhaft. Unter der Trockenheit leidet der gesamte Wald, wie ein Blick auf den „Dürremonitor“ zeigt13. Demnach sind vor allem die für den Wald wichtigen tieferen Bodenschichten ungewöhnlich trocken. Die Fichte ist davon besonders betroffen, weil sie eher die Feuchtigkeit liebt. Zwei weitere Baumarten, die in Deutschlands Wäldern weit verbreitet waren, verabschieden sich gerade ganz: die Ulme und die Esche14. Der Grund hierfür ist Pilzbefall. Die beiden Arten werden vermutlich nicht ganz ausgerottet, sie bilden Resistenzen – für die Forstwirtschaft sind diese beiden Arten aber auf lange Zeit verloren.
Die Erwartungen an den Wald steigen dennoch weiter. Er soll nicht nur immer mehr Holz liefern, er soll zusätzlich dazu beitragen, die von uns verursachte Klimakrise zu lösen. Dazu müsste er aber eigentlich in Ruhe gelassen werden.
Wälder schenken uns Menschen Ruhe und Erholung, jetzt ist es an der Zeit, dass wir ihnen Ruhe und Erholung schenken. Derzeit denken Waldbesitzer und Förster fieberhaft darüber nach, was sie auf den Kahlschlagflächen, wo früher Fichten standen, pflanzen sollen. Gewiss, es gibt Baumarten, die Trockenheit besser vertragen, die Frage ist nur, ob das als Strategie taugt. Unsere Projektionen hinsichtlich Erderwärmung reichen bis 2050 maximal bis zum Jahr 210015. Der Erntezeitpunkt heute gepflanzter Bäume liegt weit danach. Bei der Fichte müssen Waldbesitzer 80 bis 120 Jahre warten, bis der Baum das sogenannte „Umtriebsalter“ erreicht. Bei den Laub-bäumen Buche und Eiche, die als Alternative gelten, dauert es sogar 120 bzw. 180 Jahre, bevor man daran denken kann, eine Motorsäge anzusetzen. Allerdings sind Eichen und Buchen prinzipiell kein Ersatz für schlanke Fichten.
Vielleicht sind es diese fünf Handlungsoptionen, die für den Wald der Zukunft taugen. Erstens: Nichts tun. Wald wächst in Deutschland von alleine. Kahlschlagflächen sollte man einfach sich selbst überlassen. Was dann von alleine kommt, wird wohl robust genug sein, die nächsten Jahrzehnte zu überdauern. Zweitens: Experimentieren. In die Kahlschlagflächen kann man ja die eine oder andere Baumart setzen, die „wärmeliebend“ ist – von der Türkischen Tanne bis zur Silberlinde16. Die Forstämter führen „Baumarteneigungskarten“. Ob es gut ist, fremde Arten gezielt einzuführen, die sonst als „invasiv“ gelten, ist eine andere Frage. Manche Leute haben noch nicht einmal mit der in unseren Wäldern häufig zu findenden Douglasie Frieden geschlossen, weil die aus Amerika stammt, die sich aber bereits seit fast 200 Jahren hier integriert hat.
Drittens: Mehr Wald pflanzen17. Anders werden wir die multiple Krise vermutlich nicht meistern können. Viertens kann man von der Seite „Deutschland und die UN-Nachhaltigkeitsagenda“, wo es heißt, wir würden auch beim Holz über unsere Verhältnisse leben, diesen Satz problemlos übernehmen: „Weniger verbrennen, den Papierverbrauch halbieren und mehr Holz wiederverwenden wären dringend geboten“18.
Schließlich fünftens: Wenn es irgend-wo in Deutschland noch eine kühle, feuchte Ecke gibt, würde ich folgendes pflanzen – Fichten, Fichten, Fichten. Mit der einen oder anderen Fichtenmonokultur sollten wir es schon noch versuchen. Nicht weil sie ökologisch besonders wertvoll wäre, sondern weil die Bäume, die darin wachsen, etwas ganz Besonderes sind. Wer weiß schon, was in 150 Jahren sein wird. Vielleicht zählen dann die hohen, schlanken Fichten, wie sie eben fast nur in den Kulturen wachsen, zu den seltenen Hölzern. (zabota.de, 8.02.2021)
1 Tropenhölzer: edel und hart
https://www.faszination-regenwald.de/info-center/allgemeines/tropenhoelzer/
2 Spiegel (plus) online, 29.01.2021: „Wie die Betonlobby gegen Holzhäuser kämpft“
https://www.spiegel.de/wirtschaft/holzhaus-boom-in-deutschland-ein-astreines-geschaeft-doch-die-betonfraktion-mauert-a-00000000-0002-0001-0000-000175089064
3 siehe auch „910 Gramm Prospekte“, zabota.de
4 topagrar.com, 4.03.2019: „Heizen mit Holz“
https://www.topagrar.com/energie/news/zahl-der-holzoefen-in-deutschland-seit-jahrzehnten-konstant-10369957.html
5 Statista, 7.05.2020: Pelletheizungen in Deutschland
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/171886/umfrage/anzahl-der-pelletheizungen-in-deutschland/
6 br.de, 6.11.2019: „Schlechte Klima-Bilanz für Holzpellets“
https://www.br.de/nachrichten/wissen/schlechte-klima-bilanz-fuer-holzpellets,Rh2umI1
7 Haupstadtbüro Bioenergie, 17.12.2020: Informa-tionspapier – Wichtigste Neuregelungen zur Biomasse im EEG 2021
https://www.hauptstadtbuero-bioenergie.de/aktuelles/positionspapiere/wichtigste-neuregelungen-zur-biomasse-im-erneuerbare-energien-gesetz-eeg-2021
8 Plattform Wald Klima
https://plattform-wald-klima.de/
PDF: Gemeinsame Stellungnahme „Kein Raubbau im Wald für eine falsche Energiewende (24.11.2010)https://plattform-wald-klima.de/material/
9 Wald-Prinz, 5.06.2013: Umtriebszeit – wie lange ein Baum zur Hiebsreife benötigt
http://www.wald-prinz.de/umtriebszeit-wie-lange-benotigt-ein-baum-bis-zur-hiebsreife/3697
10 Umweltbundesamt: „Holzeinschlag in Deutschland“
https://www.umweltbundesamt.de/bild/holzeinschlag-in-deutschland
Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW), FAQhttps://www.sdw.de/waldwissen/wald-faq/index.html
Deutschland und die UN-Nachhaltigkeitsagenda: Holzverbrauch – weniger wäre nachhaltiger
https://www.2030report.de/de/bericht/317/kapitel/ii181-holzverbrauch-weniger-waere-nachhaltiger
Statistisches Bundesamt – Holzeinschlag 2019: 68 Millionen Kubikmeter
https://www.destatis.de/DE/Themen/Branchen-Unternehmen/Landwirtschaft-Forstwirtschaft-Fischerei/Wald-Holz/aktuell-holzeinschlag.html
11 Statistisches Bundesamt – Wald und Holz – Durch Schäden verursachter Holzeinschlag nach Einschlags-ursache, Waldeigentumsarten
https://www.destatis.de/DE/Themen/Branchen-Unternehmen/Landwirtschaft-Forstwirtschaft-Fischerei/Wald-Holz/Tabellen/holzeinschlag-ursachen.html
12 Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, 13.10.2016: „Fichte – Brotbaum der Forstwirtschaft“
https://www.sdw.de/cms/upload/BIldarchiv/13_10_2016_Fichte_Baum_des_Jahres.pdf
13 Dürremonitor Deutschland
https://www.ufz.de/index.php?de=37937
siehe auch „Ein Lob des Landregens“; zabota.de
14 siehe auch „Ende der Esche“, zabota.de
15 Es gibt das „Zwei-Grad-Ziel“ (Link zu Wikipedia), das besagt, die Erderwärmung bis zum Jahr 2100 soll nicht mehr als 2° Celsius betragen und es gibt eine Initiative namens „Under2MOU“ (Link zum Umweltministerium Baden-Württemberg), die das realisieren will und bei der der Staat Kalifornien und das Land Baden-Württemberg eine führende Rolle spielen.
16 ForstBW: Klimastarke Wälder für die Zukunft
https://www.forstbw.de/schuetzen-bewahren/klimawandel/klimastarke-waelder-fuer-die-zukunft/
Alternative Baumarten im Klimawandel: Artensteckbriefe
https://www.fva-bw.de/fileadmin/publikationen/sonstiges/180201steckbrief.pdf
17 National Geographic, 5.07.2019: Züricher Studie – Bäumepflanzen ist der beste Klimaschutz
https://www.nationalgeographic.de/umwelt/2019/07/zuericher-studie-baeumepflanzen-ist-der-beste-klimaschutz
18 Am Ende stellt sich die Frage, wie wir überhaupt noch heizen können, ohne ein schlechtes Gewissen zu bekommen. Öl und Gas gehen gar nicht mehr – aber: Auf Holz sollen wir ja nicht verzichten, sondern nur sparsamer damit umgehen. Vermutlich bleibt die Wärmepumpe und ergänzend der Kaminofen für wirklich ökologisch korrektes Heizen. Jedenfalls aus heutiger Sicht.
Hoffnung für die Esche
Trotz des von einem Pilz verursachten Eschentriebsterbens und des gefräßigen Eschenprachtkäfers: Es gibt Hoffnung für die Esche!
Die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Landschaft und Schnee (WSL) hat dazu zwei Beiträge ins Netz gestellt:
Hat die Esche eine Zukunft? (24.11.2021)
https://www.wsl.ch/de/newsseiten/2021/11/hat-die-esche-eine-zukunft.html
Ist die Esche noch zu retten? (15.11.2019)
https://www.wsl.ch/de/newsseiten/2019/11/waldschutz-aktuell-ist-die-esche-noch-zu-retten.html
Ende der Esche
Die Esche ist, bzw. war ein prächtiger Baum.
Durch einen winzigen Pilz droht ihm das Ende, wodurch
ein riesiger ökologischer und wirtschaftlicher Schaden
entsteht. Nichts bräuchte man jetzt dringender als Ruhezonen,
in denen sich Natur ungestört entwickeln kann.
Gab es Esche, erkannte ich es schon am Geruch. Sie ist mein Lieblingsbaum. Das Holz, das sie uns gibt, ist vom Feinsten. Nicht nur für mich, es ist eines der begehrtesten und wertvollsten Hölzer überhaupt. Es ist wie geschaffen für Stiele aller Art, Äxte, Werkzeug, Ruder, früher auch Deichseln und Skier. Und natürlich Möbel. Das Holz hat an sich eine kräftige, charakteristische Maserung. Manche Bäume haben jedoch einen dunklen Kern. Dieses Holz hat eine dunkle Maserung, auch als Oliv-Esche bezeichnet und ist noch wertvoller.
Esche gab es oft. Das Furnierwerk Stöcker in Herrenberg, wo der Autor eine kaufmännische Lehre absolvierte, hatte sich auf Esche spezialisiert. Die dicken, astfreien Stämme kamen zunächst für ein paar Tage in ein heißes Wasserbad. „Gedämpft“ sagt der Fachmann. Dann kam die Rinde weg und der ganze Stamm auf eine der großen Maschine mit bis zu fünf Meter langen Messern. Diese schnitten dann exakt 0,68 Millimeter starke Blätter ab. „Gemessert“ sagt der Fachmann. Es folgte das Trocknen und während des ganzen Vorgangs waberte dieser besondere, starke Duft des warmen Eschenholzes durch die Fabrikhalle.
Das alles ist vorbei. Das Furnierwerk Stöcker gibt es schon lange nicht mehr. Und die Esche ist auch bald weg.
Die letzten Exemplare fallen gerade der Motorsäge zum Opfer. Allerdings ist es genau genommen nicht die Motorsäge, sondern das Falsche Weiße Stängelbecherchen. Ein kleiner Pilz. Er gilt als neu entdeckt und trägt den wissenschaftlichen Namen Hymenoscyphus pseudoalbidus1. Es handelt sich vermutlich um eine eingeschleppte Art, gegen die die Europäische Esche (Fraxinus excelsior) besonders empfindlich ist. Das weiße Pilzchen befällt die Triebe, die daraufhin absterben. Schnell folgt der ganze Baum. Die geschwächten Bäume drohen umzustürzen, daher entscheiden die meisten Forstämter, dass vorher die Motorsäge zum Einsatz kommt.
Am Rhein sind von der Esche dominierte urwaldähnliche Auwaldbestände fast verschwunden. Neunzig Prozent aller Bestände sind bereits tot. Das ist ein trostloser Anblick und für die Forstwirtschaft ist das auch deswegen trostlos, weil der Baum als „Hoffnungsbaum“ in Sachen Klimawandel gilt. Er ist tolerant gegen Wärme, Kälte, Feuchtigkeit und Trockenheit. Nicht jedoch gegen Falsche Weiße Stängelbecherchen.
Es wäre jetzt an der Zeit, größere Bestände sich selbst zu überlassen. Dann zeigt sich, ob einzelne Bäume Resistenzen entwickeln.
Die Schwierigkeit ist, dass man hierzulande Schwierigkeiten hat, Natur sich selbst zu überlassen. Einer gewissen Aufgeräumtheit wird stets der Vorzug gegeben, auch im Wald, hin und wieder taucht sogar die Meinung auf, Natur könne ohne den Menschen gar nicht existieren.
Sie kann. Wenn sie darf. Das ist einer der Grundgedanken eines Nationalparks. Die Definition von Nationalpark lautet „Ein Nationalpark ist ein ausgedehntes Schutzgebiet, das meistens nur der natürlichen Entwicklung unterliegt und durch spezielle Maßnahmen vor nicht gewollten menschlichen Eingriffen und vor Umweltverschmutzung geschützt wird.2“
Solche Flächen könnte gerade Baden-Württemberg gut gebrauchen, wie jetzt wieder am großen Verlust der Eschenbestände zu sehen ist.
Doch gerade in Baden-Württemberg sind die Schwierigkeiten, ein Schutzgebiet auszuweisen, besonders groß.
Es war ein harter Kampf, bis es gelang, den Nationalpark Schwarzwald zu etablieren. Die Emotionen sind dermaßen hochgekocht, dass ein Stoff für Krimis3 daraus geworden ist. Und dabei ist dieser Nationalpark mit seinen 10.062 Hektar noch nicht einmal besonders groß. Zum Vergleich: Der Nationalpark Bayerischer Wald ist allein auf deutscher Seite mehr als doppelt, Yellowstone in den USA hundert Mal so groß. Der Nationalpark Schwarzwald umfasst zudem nur 0,28 Prozent der Landesfläche und besteht nicht einmal aus einer zusammenhängenden Fläche, sondern aus zwei Teilen. Es handelt sich um eine Fläche, die in Baden-Württemberg beim derzeitigen Landschaftsverbrauch von 10 Hektar pro Tag4 in knapp drei Jahren zubetoniert ist. Wobei ja nicht einmal Interesse bestünde, die Böden des Nationalparks Schwarzwald zuzubetonieren, weil sie infrastruktur- und landwirtschaftsmäßig eigentlich wertlos sind (dass hier nur Wald und nichts anderes wächst, ist natürlich auch ein Wert an sich). Beim Zubetonieren konzentrieren wir uns gerade auf die guten Böden.
Spätestens seit dem Eschensterben müssten wir wissen, was dabei auf dem Spiel steht und was auf dem Spiel steht, wenn sich Natur nicht entwickeln kann. Ein wirtschaftlicher Schaden von vielen Milliarden Euro und vielleicht der Verlust eines einzigartigen Baumes.
Es ist die natürliche Entwicklung, auf die es ankommt. Was immer sich entwickelt – es kommt letztlich auch dem Menschen zugute. Auch die Esche. (zabota.de, 21.03.2016)
1 waldwissen.net
http://www.waldwissen.net/waldwirtschaft/schaden/pilze_nematoden/bfw_eschentriebsterben_Mai2010/index_DE
2 https://de.wikipedia.org/wiki/Nationalpark
3 Bernd Leix, Mordschwarzwald