Die Buche, der Baum…

Die Buche, der Baum…

25. November 2021 Aus Von waldreporter

…des Jahres 2022 – weil wir mit ihm besser durch die Klimakrise kommen. (25.11.2021)

Die Buche kennt vermutlich jeder. Es ist der dicke Baum, in dessen glatte, graue Rinde man Herzchen und Initialen ritzt. Es ist einer der häufigsten Bäume in Deutschland, Forstleute beziffern seinen mit rund 16 Prozent.

Die Buche ist der „Baum des Jahres“ 2022. Den Titel verleiht der gleichnamige Verein, genau genommen dessen Kuratorium. Sinn der Sache ist, eine bestimmte, besondere Baumart in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken.

Mir fällt spontan eine imposante Blutbuche ein, die vor den Toren der Klosterkirche St. Agnes in Neusatzeck im Schwarzwald steht. Denn im Text1 über den Baum des Jahres 2022 heißt es, man solle die Blutbuche mit ihren dunkelroten Blättern nicht für die typische Rotbuche halten. Rotbuche ist der korrekte Name für diese Baumart (wissenschaftlich: Fagus Sylvatica L.), deren Blätter für gewöhnlich grün sind, im Frühjahr sogar leuchtend hellgrün (wie auf dem Foto). Warum der Baum dennoch Rotbuche heißt, ist nicht ganz klar. Ein herbstlicher Buchenwald ist eher rötlich. Vielleicht liegt’s auch am Holz. Es ist sehr hell, fast weiß. Bei der Furnierherstellung geht das Weiße weg. Dabei hat man die Buchenstämme vorher gedämpft, das heißt mehrere Tage in heißem Wasser gelagert. Danach war das Holz deutlich rot. Eine Weißbuche gibt es dann auch noch, die heißt jedoch meist Hainbuche und hat mit der Rotbuche, außer dem Namen nicht viel gemein, da sie zu den Birkengewächsen zählt. Die Blutbuche ist dagegen eine „richtige“ Buche, nur eben eine seltene und eindrucksvolle Varietät, so wie es rote und weiße Rosen gibt.

Die Buche ist ein typisch europäischer Baum. Ließe man ihn, würde er wieder dichte Urwälder bilden. Vor rund 4000 Jahren war Mitteleuropa Buchenland Die wenigen heute noch erhaltenen Buchenurwälder sind Unesco-Naturerbestätten2.

Die Buche kann zu einem enorm hohen, mächtigen Baum heranwachsen, der viel Holz gibt. Ich weiß gar nicht, was wir ohne die Buche machen würden. Wir sind uns dessen manchmal gar nicht mehr bewusst, welche Bedeutung Natur, hier ein Baum, und speziell dieser, für den Menschen hat. Das Holz der Buche ist der Holzwerkstoff schlechthin. Man kann das gar nicht alles aufzählen – Parkettböden, Werkzeug, Möbel… Wie gesagt, der Stamm ist bestens für Furnier geeignet, mit dem man Flächen, zum Beispiel Türen aufwerten kann. Verleimte Furniere lassen sich in alle erdenklichen Formen bringen. Erinnern Sie sich an den Stuhl, auf dem Sie in der Grundschule saßen? Und schließlich gibt die riesige Krone, mit vielen starken Ästen, eine große Menge guten Brennholzes, das uns ein halbwegs klimafreundliches Heizen ermöglicht.

Womit wir, wieder mal, bei der Klimakrise wären. Die Buche ist eine der Arten, die die Trockenheit einigermaßen übersteht, ja, von der Erwärmung profitieren könnte. Wer sicher von Buchenwäldern profitiert, sind wir Menschen. Denn der Baum kommt fast überall in Europa vor und gilt als „Wasserwerk“ des Waldes, das geeignet wäre, Dürreperioden zumindest abzumildern – daher der Baum der Stunde, des Jahres. Seine Krone sammelt das Wasser, von dem ein großer Teil über den Stamm mit der glatten Rinde in den Boden fließt. Denken Sie mal daran, bevor Sie das Herz in die Rinde ritzen.


Bilder: Junges Buchenblatt (Fotolia) und ein Buchenwald auf Rügen (Zabota).

 

1 Alle Details über die Buche von Rudolf Fenner, dazu noch mehr Bilder auf der Seite „Baum des Jahres“, Dr. Silvius Wodarz Stiftung und Verein e.V.
https://baum-des-jahres.de/baum-des-jahres/

2 Unesco-Welterbe „Alte Buchenwälder und Buchenurwälder der Karpaten und anderer Regionen Europas“
https://www.weltnaturerbe-buchenwaelder.de/