Raubbau am Regenwald ungebremst
Forest Declaration Assessment des WWF: Keine Trendumkehr bei globaler Entwaldung – vor allem im Regenwald geht der Raubbau weiter.
Gland/Berlin, 6. November 2023. Die globalen Waldschutzziele sind in ernster Gefahr. Das belegen nach Angaben des WWF Deutschland alarmierende Daten aus zwei soeben veröffentlichten Studien. Sie zeigen, dass die Anstrengungen bei den Schutz- und Wiederherstellungsplänen mit Zeithorizont 2030 bei Weitem nicht ausreichen. Tropenwälder aber auch unsere Wälder in Deutschland sind dabei, sich von Kohlenstoffsenken in Quellen zu verwandeln. Doch der WWF-Bericht „Forest Pathways 2023“ zeigt auf, dass es immer noch möglich wäre, diesen Trend umzukehren, wenn Politik und Unternehmen ohne weiteres Zögern handeln.
„Die Entwaldung schreitet voran, anstatt deutlich zurückzugehen, und die Konsequenzen könnten unumkehrbar sein“, sagt Dr. Susanne Winter, Programmleitung Wald beim WWF Deutschland. Jetzt sei ein kritischer Punkt erreicht. Wir bräuchten keine neuen Bekenntnisse zum Walderhalt. Wir bräuchten kompromisslosen Ehrgeiz, Schnelligkeit und Verantwortlichkeit, um die gesetzten Ziele zu erreichen, so Winter.
Daten aus dem „Forest Declaration Assessment“ sollen zeigen, dass die Entwaldung 6,6 Millionen Hektar im Jahr 2022 erreichte, wobei der Verlust an primärem Tropenwald bei 4,1 Millionen Hektar lag. Damit wichen die Entwaldungsraten um 21 und 33 Prozent von dem für 2022 festgelegten Jahresziel ab, um die Entwaldung schrittweise bis 2030 zu stoppen. Dabei finden 96 Prozent der weltweiten Entwaldung in tropischen Regionen statt. Nur in den asiatischen Tropengebieten gelinge es, Zwischenziele zum Stopp der Entwaldung nahezu einzuhalten.
Austrocknen von den Rändern her
Der WWF warnt davor, dass Wälder sich zunehmend von einer Kohlenstoffsenke zur Quelle wandeln als Folge des Waldverlustes, der Austrocknung von den Rändern her und der zunehmend extremen Witterungsereignisse. Die weiter voranschreitende Abholzung und Schädigung der Wälder in den drei größten Tropenwaldregionen der Erde, dem Amazonas, dem Kongobecken und in Südostasien, führe zu einer globalen Klimakatastrophe. Ohne Amazonas- und Kongo-Wälder würden die tropischen Monsunsysteme zusammenbrechen. Damit wäre die globale Ernährungssicherheit weiter gefährdet.
Weltweit würden mindestens hundertmal mehr öffentliche Mittel für umweltschädliche Subventionen verwendet als für die Finanzierung von Wäldern, ermittelt der Forest Pathways-Bericht des WWF. Das Forest Declaration Assessment weist darauf hin, dass global jedes Jahr nur 2,2 Milliarden US-Dollar an öffentlichen Geldern in Wälder fließen – ein verschwindend geringer Anteil im Vergleich zu anderen globalen Investitionen. Indigene Völker und lokale Gemeinschaften erhalten nur einen kleinen Bruchteil der Finanzmittel, die sie benötigen, um ihre Rechte zu sichern und ihre Gebiete effektiv zu verwalten. Dabei ist wissenschaftlich belegt, dass dort, wo tropische Wälder unter ihrer Obhut stehen, die Wälder besser geschützt sind und Abholzung und Schädigung geringer sind.
Maßnahmen
Um die globalen Waldschutzziele für 2030 noch erreichen zu können, priorisiert der WWF die folgenden im Forest Pathways-Bericht beschriebenen Maßnahmen:
- Beendigung waldschädigender Investitionen und Subventionen wie Agrarsubventionen, die für den Verlust von 2,2 Millionen Hektar Wald pro Jahr verantwortlich sind
- Reform globaler Handelsregeln, die Wäldern schaden, Ausschluss von waldschädigenden Rohstoffen aus den globalen Lieferketten und Beseitigung von Hindernissen für waldfreundliche Waren
- Beschleunigte Anerkennung von Landrechten für indigene Völker
- Übergang zu einer Land- und Forstwirtschaft, die sich an planetaren Grenzen der Waldökosysteme ausrichtet und weitere Waldzerstörung verhindert.
„Die globale Waldzerstörung schreitet zügig voran, mit verheerenden Folgen“, warnt Susanne Winter. Mit weniger Waldfläche und -qualität sei es unmöglich, die Klima- und Biodiversitätskrise zu bewältigen. Seit der Glasgow-Erklärung zum Stopp der weltweiten Entwaldung vor zwei Jahren sei eine Tropenwaldfläche von 42.952 Quadratkilometern verloren gegangen. Ein weiteres Zögern könne sich die Menschheit nicht mehr leisten. Regierungen, Banken, Investoren und Unternehmen müssten sich ihrer Verantwortung stellen.
Der Text ist eine Pressemitteilung des WWF (leicht bearbeitet).
Der WWF Deutschland bei Waldfreund.in.
Foto: Martin Gebhardt / pixelio.de