Zapfen für die Zukunft
ÖBf erntet hunderte Kilogramm Zapfen – Tanne und Zirbe – für den Wald der Zukunft.
Purkersdorf, 12. Dezember 2024. Außergewöhnliche Ernteeinsätze fanden im Herbst in den Wäldern der Österreichischen Bundesforste (ÖBf) statt: In Niederösterreich, Salzburg, Tirol und der Steiermark sammelten speziell ausgebildete „Baumsteiger“ zum Teil in luftiger Höhe rund drei Tonnen Tannen- und Zirbenzapfen.
„Aus den Baumzapfen gewinnen wir das wertvolle Saatgut für die nächste Waldgeneration“, sagt Andreas Gruber, Vorstand für Forstwirtschaft und Naturschutz der Österreichischen Bundesforste. Sogenannte „Mast- bzw. Samenjahre“ – also Jahre, in denen die Bäume mit hohem Energieeinsatz besonders viele Baumfrüchte und -samen ausbilden – kommen nur in bestimmten Zeitabständen vor, bei Tannen etwa alle zwei bis drei Jahre. „Geerntet werden die Tannenzapfen in frühreifem Zustand, kurz bevor sie aufspringen und am Baum zerfallen. Das Zeitfenster für die Ernte ist dementsprechend kurz und erstreckt sich meist nur über zwei bis drei Wochen“, so Gruber.
In Höhen von 30 bis 40 Meter
Je nach Baumart ist die Zapfenernte sehr unterschiedlich. Besonders anspruchsvoll und „sportlich“ ist sie etwa bei der Tanne. Da dürfen nur geschulte Baumkletterer ran. Die Samenbäume sind durchschnittlich 100 Jahre alt und 30 bis 40 Meter hoch. Ausgestattet mit Seil, Klettergurt, Jutesack und Erntehaken, klettern die Pflücker in die Baumwipfel, um die Tannenzapfen per Hand zu ernten. Gruber: „Wir ernten ausschließlich in anerkannten und zertifizierten Beständen, um höchste Saatgutqualität zu gewährleisten“.
2024 entfiel der Großteil der Ernte auf Tannenzapfen: Der Ertrag lag bei 700 Kilogramm in den ÖBf-Wäldern im Waldviertel (Niederösterreich) und etwa 800 Kilogramm im ÖBf-Forstrevier Mitterndorf im Inneren Salzkammergut (Steiermark). Weitere rund 1300 Kilogramm Tannenzapfen stammen aus den ÖBf-Forstrevieren Filzmoos, Großarl und Kleinarl in Salzburg. Auch Zirbenzapfen waren dabei: Knapp 200 Kilogramm betrug die Ausbeute eines Ernteeinsatzes im ÖBf-Forstrevier Inntal im Oberinntal (Tirol).
Die Klenge: „Arche Noah“ für den Wald der Zukunft
Nach der Ernte kommen die gesammelten Zapfen zur Weiterverarbeitung in die „Samenbank“ der Bundesforste in Arndorf bei Krems (Niederösterreich). Die dortige Saatgutaufbereitungsanlage, auch Klenge genannt, gehört zu den letzten ihrer Art und ist speziell darauf ausgerichtet, Saatgut für die Wiederaufforstungen herzustellen. In der Klenge bereiten Spezialisten die Samen auf und ziehen sie anschließend im Pflanzgarten zu Jungpflanzen heran. Nach etwa drei bis vier Jahren ist es Zeit, die Jungbäume dann im Wald zu setzen. „Abhängig von der Keimfähigkeit können aus einem Kilogramm Tannen- oder Zirbensamen bis zu 2000 Jungpflanzen entstehen“, erklärt Gruber.
Auch wenn die Bundesforste grundsätzlich den natürlichen Nachwuchs im Wald, die Naturverjüngung, forcieren, müssten die Forstleute nach Schadereignissen aufforsten. Dann wachsen die Wälder rascher nach und sich kahlen Flächen schließen sich. Für eine erfolgreiche Wiederaufforstung spielen die regionale Herkunft und die Qualität der Baumsamen eine entscheidende Rolle.
Angepasst an die örtlichen Bedingungen
Bei der Zapfenernte dienen daher jene Bäume als „Samenspender“, die sich am besten an die Lebensbedingungen vor Ort angepasst haben. Eine im Waldviertel gewachsene Tanne unterscheidet sich beispielsweise maßgeblich von einer in Tirol. Die Vegetation hat sich über Jahrhunderte an die klimatischen Bedingungen vor Ort angepasst. Gruber verdeutlicht: „Der genetische Code sorgt dafür, dass eine Tanne aus wärmeren, tieferen Lagen etwa früher austreibt als eine Tanne im Gebirge. Ein Jungbaum aus dem Waldviertel hätte daher im Tiroler Gebirge weitaus geringere Überlebenschancen.“
Als Mischbaumart spielt die Tanne im klimafitten Wald der Zukunft eine wichtige Rolle und wird langfristig stärker in die Bundesforste-Wälder zurückkehren: Sie zählt zu den am tiefsten wurzelnden Nadelhölzern und kann Wasser und Nährstoffe bis zu zwei, drei Meter tief aus dem Boden holen. Dadurch kommt sie mit Hitze und Trockenperioden besser zurecht als beispielsweise die Fichte.
Der Text ist eine leicht bearbeitete Pressemitteilung der ÖBf vom 26. September. Hier das Original mit weiteren Fotos.
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Foto: Tannenzapfenernte im ÖBf-Forstrevier Großarl (Salzburg) / © ÖBf / Wolfgang Lienbacher