Warum nicht mal Wildobst?
In der Diskussion um klimafitte Wälder gelten seltene Baumarten wie der Speierling, die Wildbirne oder die Elsbeere als Hoffnungsträger.
Wildbirne, Elsbeere und Speierling sind in der heimischen Forstwirtschaft als sogenannte Wildobstarten bekannt. Ihre Blüten sind bei Insekten beliebt und ihre Früchte sind eine gefragte Nahrung für Vögel und Kleinsäuger. Vor allem aber wird ihnen im Klimawandel eine steigende Bedeutung zugetraut, denn sie sind wärmeliebend, kommen mit Trockenstress meist gut zurecht und liefern wertvolles Holz.
Das Projekt „Wildobst“ ist eines von sechs Projekten des Waldfonds des österreichischen Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft zur Verbesserung der Waldbewirtschaftungsoptionen. Es soll erstmals eine breite Datenbasis für das Vorkommen und die genetische Vielfalt der heimischen Wildobstarten liefern und deren künftige Anbaugebiete in Österreich bestimmen.
Das mittlerweile gängige Motto „Artenvielfalt und genetische Vielfalt in den Wäldern fördern“ soll ergänzt werden durch eine Vielfalt der Lösungsmöglichkeiten und eine Vielfalt aktiver Umsetzungen. Und das immer mit Blick auf unsere zukünftige Bevölkerung in Österreich, Europa und der Welt. „Letzterem schreibe ich die höchste Priorität zu“, sagt Marcela van Loo, Abteilungsleiterin der Herkunftsforschung und Züchtung am Bundesforschungszentrum für Wald (BFW) und Projektleiterin eines der Waldfondsprojekte namens „WaldFIT“.
Im Gegensatz zum Wildobst und zu Laubbaumarten wird den Nadelhölzern wie Fichte und Co. in den künftigen Wäldern dagegen nur noch eine kleinere Rolle zugetraut, obwohl diese Arten im Bergwald und dabei insbesondere im Schutzwald weiterhin Bedeutung haben. Daher beschäftigt sich das Projekt WaldFit unter anderem mit der Auswahl geeigneter Herkünfte von Fichte und Douglasie, aber auch Bergahorn sowie mit Pflanzverfahren, die auch bei zunehmender Trockenheit einen guten Pflanzerfolg versprechen. Die neuen Herkunftsversuche des BFW, für die seit Wochen Saatgut in Süd- und Osteuropa geerntet wird, sollen Einblick in die genetische Variation wichtiger Eigenschaften wie z.B. der Trockentoleranz ermöglichen und so die Auswahl resistenter Bäume unterstützen.
Die Frage, welche Baumarten „klimafit“ sind, ist eine der großen Herausforderungen der Forstwirtschaft. Damit beschäftigt sich das Forschungsprojekt FORSEE, eine weiteres von den sechs Projekten des Waldfonds. Diese Projekte bearbeiten insgesamt ein breites Spektrum an Baumarten und umfassen die unterschiedlichsten Methoden: von der Anlage neuer Feldversuche und dem Einsatz von Klimamodellen bis zur Genomsequenzierung wenig genutzter Baumarten. Die Projekte werden gemeinsam von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Bundesforschungszentrums für Wald und der Universität für Bodenkultur Wien in Kooperation mit Stakeholdern wie z.B. den österreichischen Bundesforsten durchgeführt.
Der Text ist eine leicht bearbeitete und gekürzte Pressemitteilung des österreichischen Bundesforschungszentrums für Wald (BFW).
Das Original mit allen sechs Projekten ist hier nachzulesen.
Foto: Speierling / © Commons Wikimedia