Wenig Regen, wenig Schnee

Wenig Regen, wenig Schnee

22. Februar 2023 Aus Von waldreporter

Schon jetzt zeichnet sich ein trockener Sommer ab – der Winter ist zu arm an Niederschlägen.


Der Forstexperte Christoph Hartebrodt warnte kürzlich im SWR vor Wassermangel im Wald. Bisher habe der normalerweise niederschlagsreiche Winter den Wassermangel in Waldböden nicht ausgleichen können, meint der Abteilungsleiter der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA). Die Feuchtigkeit reiche nicht aus, um in die tieferen Bodenschichten vorzudringen. Diese sind vor allem für Bäume wichtig.

Ganz wichtig ist der Schnee in den Bergen. Viel Schnee, der langsam taut, fließt nicht einfach ab, sondern durchtränkt die Böden im Bergwald. In den Hochlagen der Alpen mehren Schnee und Eis die Gletscher, die im Sommer unsere Flüsse und Seen (am Gardasee fiel der Wasserstand schon jetzt auf ein historisches Tief, Frankreich blieb noch nie solange ohne Regen) mit Wasser versorgen. Doch in diesem Winter fiel bisher zu wenig Schnee.

Wenn es so weitergeht mit der Schneelage, könnte Trockenheit auch diesen Sommer ein Problem werden, warnt Manuela Brunner, Leiterin der neuen Forschungsgruppe Hydrologie und Klimafolgen in Gebirgsregionen am Institut für Schnee und Lawinenforschung (SLF), die zur Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) gehört. „Das Schneedefizit von heute ist die Trockenheit im nächsten Sommer und Herbst.“ Es wäre das zweite Mal in Folge nach dem schneearmen Winter 2021/22.

Darunter leiden Pflanzen im Sommer und Herbst, von Gräsern über Sträucher bis hin zu Bäumen. Aber auch die Energiewirtschaft muss sich auf eine sich ändernde Lage der Pegelstände in ihren Speicherseen einstellen.

Brunner hat in einer aktuellen Studie untersucht, wie sich in den vergangenen 50 Jahren die Auslösefaktoren und Defizite von Dürren in der Schweiz entwickelt haben. Diese Defizite geben die Menge an Wasser an, die während einer Trockenperiode fehlt, und sind ein Maß dafür, wie stark eine Dürre ausfällt. Ein Fokus der Forscherin lag auf dem Zusammenhang mit der Schneedecke beziehungsweise deren Rückgang. Die Zahlen sind eindeutig. „Im Zeitraum 1994 bis 2017 stieg die Zahl der Dürreereignisse, die durch Schneeschmelzdefizite ausgelöst wurden, um 15 Prozent im Vergleich zur Phase von 1970 bis 1993“, hat die Wissenschaftlerin beobachtet. Ein Grund ist, dass die Schneefallgrenze steigt und deswegen weniger Schnee fällt.

Als Ursache für die Trockenheit hat Brunner den Klimawandel ausgemacht. Der verstärkt die Problematik durch einen weiteren Aspekt. Da es immer wärmer wird, verdunstet mehr Wasser, die Böden und Flussbette trocknen schneller aus. Ein Wandel ist nicht in Sicht, ist die Klimawissenschaftlerin überzeugt, im Gegenteil: „Der Trend wird auch in Zukunft anhalten.“

 

 

Der Text basiert auf einer Pressemitteilung der WSL.

Foto: Warten auf den Schnee – Blick vom Seehorn nach Klosters am 2. Januar 2023 / © Jonas Götte / SLF