Auch Waldbäume nehmen Nanoplastik auf
Eine Studie der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) zeigt, dass Waldbäume Plastikpartikel über die Wurzeln aufnehmen.
Ein Forschungsteam unter Leitung von Arthur Gessler von der WSL-Gruppe Ökosystem-Ökologie hat jetzt die Aufnahme von Nanoplastik in drei häufigen Waldbaumarten untersucht: Birke, Fichte und Traubeneiche. Dazu haben die Forschenden Nanopartikel aus Polystyrol von 28 Nanometern Größe mit der schweren Kohlenstoffvariante 13C markiert. Diese setzten sie dem Wasser zu, das die untersten Wurzeln der Baumsetzlinge erhielten.
Tatsächlich ließ sich nach einem bis vier Tagen 13C im Pflanzengewebe nachweisen. Am meisten reicherte es sich in jenen Wurzeln an, die direkt im mit Nanoplastik versetzten Wasser standen. Aber auch in den höher gelegenen Wurzeln und die Blätter reicherten sich geringe Mengen Nanoplastik an. Bei der Birke, deren Wasserverbrauch hoch ist, hatten sich zudem signifikante Mengen Nanoplastik im Stamm abgelagert.
Ob das bedenklich ist für die Umwelt? „Die aufgenommenen Mengen waren sehr gering“, sagt Arthur Gessler. „Wenn aber Bäume diesen Konzentrationen über Jahre ausgesetzt sind, ist auf jeden Fall mit einem deutlichem Transport zu und folglich Anreicherungen in den Blättern, dem Stamm und den Ästen zu rechnen.“
Pflanzen bilden die Basis der Nahrungskette und so könnte Plastik über sie in Waldökosysteme gelangen. Das Team macht nun weitere Experimente um festzustellen, ob das Nanoplastik die Photosynthese und hier spezifisch die photochemische Reaktion der Setzlinge stört und so die Energie- und Zuckerversorgung der Pflanzen beeinträchtigt. Als Lösung für das Plastikproblem sieht Gessler nur Verbote für Plastik-Einwegverpackungen, wo immer möglich, und möglichst vollständiges Recycling.
Überreste von Plastik verschmutzen mittlerweile sämtliche Ökosysteme auf der Welt, auch fern von der Zivilisation. Die Auswirkungen auf die Nahrungskette sind noch unklar.
Das Erdölprodukt Plastik zersetzt sich nur sehr langsam. Eine Plastiktüte braucht gemäß des NABU 10 bis 20 Jahre, ein Plastik-Strohhalm 200 Jahre und eine Plastikflasche 450 Jahre, bis sie in der Natur abgebaut sind. Dabei werden diese Gegenstände mit der Zeit zu immer kleineren Partikeln zerrieben, die als Mikroplastik (kleiner als fünf Millimeter) oder Nanoplastik (kleiner als 1000 Nanometer) definiert sind. Besonders Nanoplastikpartikel stellen eine potenzielle Gefahr für Lebewesen dar, da sie in den Organismus aufgenommen werden können. Sie reichern sich im Gewebe an und es gibt Hinweise darauf, dass sie zu chronischen Entzündungen führen können.
Der Originaltext von Beate Kittl findet sich Newsbereich der WSL.
Foto: Umweltnaturwissenschaftlerin Maria Elvira Murazzi schneidet bei einer Birke die untersten Wurzeln, die sich für einige Tage in einer Nanoplastik-Lösung befunden hatten, für die Analyse ab (WSL / Paula Ballikaya).