Forschungsteam will letzte große Urwälder Europas schützen
Alternativen zur Abholzung – für Klimaschutz und Biodiversität erhalten
In den vergangenen zehn Jahren sind in den EU-Mitgliedstaaten hunderttausende Hektar Urwälder und Naturwälder, also durch Nutzungen kaum veränderte Wälder, zerstört worden. Und das, obwohl der Schutz dieser Wälder ein primäres Ziel der EU ist. Rund zwei Drittel der Urwälder der gemäßigten Zonen liegen in den rumänischen Karpaten.
Ursachen für ihre Zerstörung sind neben der intensiven Holznutzung und der Klimaerwärmung vor allem fehlendes politisches Engagement und Interesse am Schutz der Urwälder. Mit dem EU-Beitritt Rumäniens im Jahr 2007 folgten massive Abholzungen durch ausländische Holzkonzerne – möglich gemacht durch einen häufig nur in der Theorie bestehenden Schutzstatus. Vor allem illegale Einschläge sind ein großes Problem. „In den Karpatenwäldern laufen derzeit fast rund um die Uhr Motorsägen. Denn in der Debatte um Klimaschutz und Förderung erneuerbarer Energien wird jede stoffliche und thermische Verwendung von Holz als vermeintlich klimaneutraler Rohstoff und Energieträger häufig pauschal als sinnvoll propagiert“, so Rainer Luick, Professor an der Hochschule für Forstwirtschaft in Rottenburg.
Luick setzt sich mit seinem Projektteam schon seit rund zehn Jahren für den Schutz des europäischen Naturerbes ein. Die Forschenden wollen herausfinden, welchen Beitrag die europäischen Urwälder als Lebensraum für den Biodiversitätsschutz und als Kohlenstoffsenken für den Klimaschutz leisten. Mit den Ergebnissen wollen sie Impulse und Best-Practice-Empfehlungen erarbeiten. Im aktuellen, von der DBU und der Heidehof Stiftung geförderten Projekt „UrwaldVerantwortung“ soll gezeigt werden, dass die oft privaten und kommunalen Eigentümer von Urwäldern auch über die Nichtnutzung Einkommen erzielen können. Eine nachhaltige Wertschöpfung aus den Urwäldern ist beispielsweise über sanften Tourismus möglich, oder indem die riesigen Kohlenstoffvorräte monetarisiert werden, die in der lebenden und toten Biomasse und im Boden gespeichert sind. In mehreren Regionen werden gemeinsam mit rumänischen Partnern derzeit konkrete Visionen entwickelt.
Der Text erschien im Newsletter 7/2022 der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) unter der Überschrift „Aus der Naturschutzförderung“.
Zur Webseite der DBU geht es hier.
Zur Webseite des Badischen Landesvereins für Naturkunde und Naturschutz (BLNN) geht es hier.
Die Publikation mit dem Titel
„Urwälder im Herzen Europas: Bedeutung, Situation und Zukunft der Urwälder in Rumänien“ – von Rainer Luick, Albert Reif, Erika Schneider, Manfred Grossmann & Ecaterina Fodor (2021) findet sich zum Download auf den BLNN-Seiten.
Foto: Die letzten großflächigen Urwälder Europas sind extrem gefährdet. © Ian Holban / DBU