Weltnaturkonferenz: Den Artenverlust stoppen

Weltnaturkonferenz: Den Artenverlust stoppen

8. Dezember 2022 Aus Von waldreporter

DOSSIER: Die wichtigsten Forderungen der Umweltorganisationen bei der COP 15 in Montréal für mehr Arten- und Waldschutz.


Diese Woche hat in Montréal (Kanada) die 15. Artenschutzkonferenz (COP 15) der Vereinten Nationen begonnen. Ziel ist ein Abkommen, um die weltweite, menschengemachte Artenvernichtung zu stoppen. Die Konferenz dauert bis zum 19. Dezember.

Waldfreund.in gibt einen Überblick zur Position der Naturschutzverbände.

 

Rettet den Regenwald: Die Waldschutzorganisation weicht ab vom allgemeinen Ziel, bis zum Jahr 2030 insgesamt 30 Prozent der Erde unter Schutz zu stellen. Dieser Plan könnte zum „größten Landraub der Geschichte werden“, der zudem wenig zum Artenschutz beitrage. Rettet den Regenwald e.V. und mehr als ein Dutzend Organisationen aus Afrika und Asien fordern in einer Petition statt der Fixierung auf „30 by 30“ die Sicherung der Rechte indigener Völker.

„Denn die Natur ist dort, wo Indigene Verantwortung tragen, in einem besseren Zustand als anderswo“, sagt Marianne Klute, Vorsitzende von Rettet den Regenwald e.V. „Besonders deutlich sehen wir die Gefahr in den tropischen Regen- und Torfwäldern, die Schwerpunkte der Biodiversität sind und zudem eine entscheidende Rolle im Klimasystem spielen. Artenschutz, Regenwaldschutz und Klimaschutz gehören daher untrennbar zusammen“.

 

WWF: Aus Sicht des WWF müssen 30 Prozent der Land-, Süßwasser- und Meeresökosysteme auf dem Planeten bis 2030 geschützt werden. Außerdem gelte es, bereits zerstörte Ökosysteme wiederherzustellen. Der WWF fordert ebenfalls, indigene Völker und lokale Gemeinschaften einzubeziehen sowie deren Rechte zu garantieren. Der Verlust von Biodiversität lasse sich nur durch die Kombination von Naturschutz und Wandel stoppen.

„Die Zerstörung der Lebensräume vieler Tiere und Pflanzen, Übernutzung, Umweltverschmutzung sowie die Klimakrise sind die Hauptgründe für die Artenkrise. Nicht nachhaltiger Konsum, Energiehunger und Produktion treiben sie stetig voran“, so Christoph Heinrich, geschäftsführender Vorstand beim WWF Deutschland.

 

NABU: Nach Ansicht des NABU ist Deutschland als Industrienation maßgeblich am weltweiten Verlust der Biodiversität beteiligt. Daher würden wir eine besondere Verantwortung tragen. Wichtig sei ein globales Abkommen, das für eine wirkliche Trendwende beim Verlust von Lebensräumen und Arten sorgt. „Damit das Abkommen keine folgenlose Absichtserklärung bleibt, sondern zum Erfolg wird, braucht es echte Verbindlichkeit“, sagt NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger.

In seinem Standpunkt zur Weltnaturkonferenz zeigt der NABU, was notwendig ist, um das Abkommen zum Erfolg zu führen: ambitionierte und messbare Ziele, regelmäßige, transparente Berichterstattung, Überprüfung und Nachschärfen der Maßnahmen, wenn die Ziele nicht erreicht werden sowie eine solidarische Einigung bei der Biodiversitäts-Finanzierung.

 

BUND: Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) fordert die Bundesregierung auf, sich bei den Verhandlungen für ein wirksames Abkommen zum Schutz und zur Wiederherstellung der Natur einzusetzen. BUND-Vorsitzender Olaf Bandt: „Tiere, Pflanzen und Lebensräume schwinden weiter in rasantem Tempo. Durch das Artensterben und die Naturzerstörung droht ein ökologischer Kollaps. Bei der 15. UN-Weltnaturkonferenz in Montreal hat die Weltgemeinschaft nun noch die Chance, das Ruder herumzureißen, indem sie ein ehrgeiziges Rahmenwerk zum Schutz und zur Wiederherstellung der biologischen Vielfalt beschließt“.

So fordert der BUND in den neuen Zielen festzuschreiben: Den vollständigen Stopp aller umweltschädlichen Subventionen, die Ausweitung effektiver Naturschutzgebiete auf 30 Prozent der Fläche an Land und im Meer sowie wirksame Vorgaben zur Wahrung der Interessen der ansässigen Bevölkerung bei allen Natur- und Klimaschutzvorhaben. Zudem ist der Stopp der Verschmutzung der Natur mit Plastik sowie Schadstoffen aus Industrie und Landwirtschaft zu beschließen (15 Forderungen des BUND zur COP15).

 

Greenpeace: Aktivistinnen der Umweltorganisation haben bereits vor Beginn der Weltnaturkonferenz in Bonn für besseren Naturschutz demonstriert. Vor dem UN-Gebäude haben sie lebensgroße Leuchtfiguren von unter anderem Giraffen, Nashörnern, Zebras, Orang-Utans und Faultieren aufgestellt. Auf Bannern fordert diese „Konferenz der Tiere“: Rettet unsere Zukunft! „Seit 30 Jahren reden die Vertragsstaaten darüber, dass das Artensterben gestoppt werden muss. Doch bisher ist viel zu wenig passiert – weltweit, in der EU, aber auch in Deutschland“, sagt Greenpeace-Waldexpertin Sandra Hieke. Nicht einmal drei Prozent der Wälder in Deutschland und weniger als ein Prozent aller europäischen Meeresgewässer seien vor industrieller Ausbeutung geschützt.

„Die Bundesregierung muss sich auf der Weltnaturkonferenz für starke Ziele und deren Umsetzung einsetzen, damit die Artenvielfalt gerettet werden kann. Zum einen brauchen wir mehr Schutzgebiete. Zum anderen müssen diese Gebiete auch wirklich schützen – auch hier in Deutschland. Es kann nicht sein, dass die Industrie sich in Schutzgebieten einfach weiter bedienen darf. Große Fischtrawler, riesige Baumfällmaschinen und Pestizide haben in Schutzgebieten nichts verloren“, sagt Hieke.

 

Foto: Greenpeace-Protest zur Weltnaturkonferenz / © Daniel Müller / Greenpeace