Buchenwälder besser schützen
Umweltorganisationen setzen sich in einem offenen Brief für das einzigartige, besonders artenreiche heimische Waldökosystem ein.
Die Aktionsgemeinschaft Robin Wood und andere Umweltorganisationen haben Bundesumweltministerin Steffi Lemke und Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir in einem offenen Brief aufgefordert, den Schutzstatus für alte Buchenwälder zu erhöhen. Sie fordern außerdem eine Pfadumkehr der Forstwirtschaft zu einer naturnahen Waldbewirtschaftung, sowie eine Abkehr von der Plantagenwirtschaft hin zu struktur- und artenreichen Wäldern. So sei zum Beispiel ein strenger Schutz des Hochspessart sowie ein Buchen-Nationalpark Steigerwald ist überfällig.
Anlass für den Brief war der „Tag der Buchenwälder“ am 25. Juni. Den gab es erstmals 2019, ausgerufen von der Bundesbürgerinitiative Waldschutz (BBIWS), gemeinsam mit den Unterstützern Naturwald Akademie, Succow Stiftung und Robin Wood. Schirmherr des Tags der Buchenwälder ist der Experte für alte Buchenwälder Professor Hans Dieter Knapp.
Durch den Jahrestag soll dieses einzigartige, besonders artenreiche heimische Waldökosystem erneut in den Fokus rücken. Buchenwälder mit ihrem beeindruckenden Artenreichtum würden natürlicherweise die Wälder in Deutschland prägen. Doch stattdessen würden zumeist Holzplantagen mit überwiegend Nadelbäumen, die mit dem Ziel einer möglichst effizienten und schnellen Holzproduktion intensiv bewirtschaftet werden, dominieren, heißt es in dem Brief. Nur noch knapp fünf Prozent der Waldfläche ist mit Buchen bewachsen und weder in besonderem Maße geschützt noch zumindest naturnah bewirtschaftet. Weltweit gibt es nur noch im Nordosten Deutschlands Reste naturnaher Buchenwälder im Tiefland. Sie gehören zu den stark bedrohten Lebensräumen der Erde.
Deutschland hat seit 2011 fünf Buchenwaldgebiete, die zum UNESCO-Weltnaturerbe „Alte Buchenwälder Europas“ gehören. Vier davon befinden sich in von alten Buchenwäldern geprägten Nationalparks. Außerhalb dieser raren strengen Schutzgebiete sind alte, ökologisch wertvolle Buchenwälder bisher nur selten besonders schonend und naturnah bewirtschaftet. Dadurch werden viele alte Buchenwaldgebiete geschwächt und die Arten, die auf alte Bäume und absterbendes, totes Holz angewiesen sind, verlieren ihre Lebensgrundlage. Selbst in Natura-2000-Gebieten, die unter dem Schutz der EU stehen, soll es Kahlschläge geben.
Naturnah belassene Buchenwälder sind nicht nur eine Arche Noah für eine erstaunliche Vielzahl seltener Pflanzen und Tiere. Sie sind auch ein enormer Feuchtigkeitsspeicher und haben ein deutlich kühleres Mikroklima als Nadelmonokulturen oder Felder und Äcker. Das bringt ihnen einen Vorteil in Hitzeperioden und andere Extremwetterlagen. „Der Erhalt unserer heimischen alten Buchenwälder ist daher gleichzeitig eine wichtiger Ansatzpunkt, die Auswirkungen des Klimawandels zu mildern“, sagt Robin-Wood-Waldreferentin Jana Ballenthien.
Der Originaltext steht im Blog von Robin Wood. Dort gibt es auch den Link zum Wortlaut des offenen Briefes.
Foto: Lisa Mäder vom Nationalpark Hainich – veröffentlicht zur Pressemitteilung anlässlich des elfjährigen Bestehens des Nationalparks. Hier der Link zur Pressemitteilung.