Hohe Biodiversität an Waldrändern

Hohe Biodiversität an Waldrändern

29. April 2024 Aus Von waldreporter

An Waldrändern ist es heller und wärmer – die Bedingungen für gutes Wachstum und Biodiversität besser.

Birmensdorf, 29. April 2024 | Wälder weisen eine große biologische Vielfalt auf und erbringen zahlreiche Ökosystemleistungen wie Kohlenstoffspeicherung, Holzproduktion und Kühlung. Bezüglich Biodiversität und Ökosystemleistungen unterscheiden sich jedoch Waldinnenräume und Waldränder deutlich. Das zeigt eine internationale Studie unter Leitung der Universität Gent und Mitarbeit der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL).

Bestimmte Pflanzenarten und Ökosystemleistungen kommen hauptsächlich im Innern von Wäldern vor, während andere Arten und Leistungen eher an den Rändern zu finden sind. Diese Unterschiede haben Forschende unter Leitung der Universität Gent und Mitarbeit der WSL untersucht. Die Studie, die in der Fachzeitschrift Nature Ecology and Evolution veröffentlicht wurde, untersuchte Innenräume und Ränder von 45 verschiedenen Wäldern in Europa. Verglichen wurden vier Messgrößen für die biologische Vielfalt und sieben Ökosystemleistungen. „Wenn wir die Funktionen der europäischen Wälder besser verstehen, fördern und erhalten wollen, dann müssen wir die ökologischen Unterschiede zwischen den Waldinnenräumen und den Waldrändern noch besser berücksichtigen“, sagt Kurt Bollmann, Mitautor der Studie und Forscher an der WSL.

Ökosystemleistungen variieren je nach Standort und Zusammensetzung

In Waldinnenräumen wachsen beispielsweise mehr waldtypische Pflanzen wie die Waldhirse (Milium effusum) oder die vierblättrige Einbeere (Paris quadrifolia). Waldinnenräume weisen eine größere Artenvielfalt auf und bieten im Sommer mehr Abkühlung. An Waldrändern hingegen wachsen insgesamt mehr Pflanzenarten und die Holzproduktion ist höher, wahrscheinlich weil an Waldrändern mehr Licht und Nährstoffe vorhanden sind. Zudem bieten Waldränder den bestäubenden Insekten mehr Nektar und schneiden in Bezug auf die Waldverjüngung besser ab, da für Keimlinge die Wuchsbedingungen an Waldrändern besser sind.

Auch die Struktur des Waldes hat einen Einfluss auf die verschiedenen Ökosystemleistungen. So bestimmen beispielsweise Faktoren wie die Schichtung, die Dichte der Baumkronen und die Baumartenzusammensetzung, welche Ökosystemleistungen im Wald im Vordergrund stehen. Försterinnen und Förster können daher selbst beeinflussen, welche Ökosystemleistungen sie in ihrem Wald maximieren wollen. Dies kann durch Eingriffe wie Durchforstung, Förderung oder Baumartenwahl geschehen.

Waldränder immer wichtiger

Bis vor kurzem wurden Ökosystemleistungen hauptsächlich im Waldesinnern gemessen, da Waldränder oft Einflüssen von außen ausgesetzt sind. Europäische Wälder sind aber stark fragmentiert und bis zu 70 Prozent der europäischen Waldfläche befindet sich weniger als einen Kilometer von einem Waldrand entfernt, 20 Prozent sogar weniger als hundert Meter. Dieser enorme Flächenanteil veranlasste die Forschenden, den Beitrag der Waldränder zu den Ökosystemleistungen zu quantifizieren und mit den Waldinnenräumen zu vergleichen. Bollmann folgert: „Die Ergebnisse zeigen, dass für die Strategien zur Förderung der biologischen Vielfalt und der Ökosystemleistungen eine integrative Waldbewirtschaftung wichtig ist, die sowohl die Waldränder als auch die Waldinnenräume berücksichtigt“. Die Studie solle zeigen, dass es nicht die eine optimale Art der Waldbewirtschaftung gibt. Wolle man eine breite Palette von Biodiversität und Ökosystemleistungen erhalten, dann sei Vielfalt in der Waldbewirtschaftung unerlässlich.

 

Der Text ist eine (leicht redigierte) Pressemitteilung der WSL.
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Foto: An Waldrändern gibt es viel Licht und Nährstoffe. Dies begünstigt das Wachstum von zahlreichen Pflanzenarten und die Holzproduktion. (© Ueli Wasem/WSL)