Leben nach der Fichte

Leben nach der Fichte

11. September 2024 Aus Von waldreporter

HLNUG und HessenForst forschen, wie auf Flächen, auf denen die Fichte stand, neues Leben entstehen könnte – Ziel nachhaltige Wiederbewaldung

Wiesbaden, 11. September 2024 – Die Klimakrise erhöht die Häufigkeit, das Ausmaß und die Intensität von Störungen in Waldökosystemen. Dazu gehören Stürme, Waldbrände oder Borkenkäferbefall. In den vergangenen Jahren hat der Buchdrucker, eine Borkenkäferart, vielen  Fichtenwäldern den Garaus gemacht. Daher widmet sich das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) in Zusammenarbeit mit HessenForst nun einer zentralen Frage: Wie können Forstleute und Waldbesitzende die Wiederbewaldung dieser geschädigten Flächen nachhaltig gestalten?

Bisher entfernen sie die vom Borkenkäfer befallenen Bäume in großer Zahl. Das aber verursacht einen Rückgang der Artenvielfalt. Ökonomen, Ökologen, Forstämter und Waldbesitzende diskutieren das lebhaft und suchen Strategien, wie sie mit solchen Flächen umgehen sollen.

Partner aus ganz Deutschland

Das Zentrum für Artenvielfalt am HLNUG befasst sich deshalb mit weiteren Partnern aus ganz Deutschland mit einem Forschungsprojekt dazu. Der Titel: „Wegbereiter Wiederbewaldung: Regionales Flächenmanagement zur Entwicklung multifunktionaler Wälder auf gestörten Fichtenflächen“. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert das Vorhaben.

Ziel des Projektes ist es, Naturschutz und Waldbewirtschaftung auf Borkenkäferflächen zu kombinieren. Dazu haben die Projektpartner drei verschiedene Managementvarianten mit unterschiedlich viel Totholz auf den Untersuchungsflächen eingerichtet. „Totholz ist wichtig für viele Tierarten in Wäldern. Die Bedeutung der Totholzmenge für Flora, Fauna, Pilze, Boden und Mikroklima steht im Fokus unserer Forschung“ sagt Janina Ebert aus dem Zentrum für Artenvielfalt im HLNUG. Sie betreut das Projekt im Rahmen ihrer Doktorarbeit. Borkenkäferbefall, Stürme oder Feuer kämen künftig häufiger vor. Daher sei es umso wichtiger, jetzt praxisnahe Konzepte für die Bewirtschaftung solcher Flächen zu entwickeln. Es gelte, dabei ökologische und ökonomische Interessen gleichermaßen zu berücksichtigen. In den kommenden drei Jahren werden Daten zur Biodiversität der Vögel und Käfer auf den Flächen erfasst und bewertet.

Untersuchungsflächen im Forstamt Wehretal

Die Untersuchungsflächen im Forstamt Wehretal ergänzen die bereits bestehenden Projektgebiete in Thüringen. Das Forstamt Wehretal hat für die Untersuchungen einen vom Buchdrucker befallenen Fichtenbestand mit den drei Varianten eingerichtet. „Wir freuen uns sehr über die Möglichkeit, am Projekt teilzunehmen, und sind auf die ersten Ergebnisse sehr gespannt“, erläutert Sebastian Motschmann, Bereichsleiter Produktion beim Forstamt Wehretal. Revierförster Ekkehard Rogée, der das Projekt vor Ort mit eingerichtet hat, ergänzt: „Für meine tägliche Arbeit erhoffe ich mir aus den Untersuchungen wichtige Impulse für den zukünftigen Umgang mit Schadereignissen“.

Die Ergebnisse der Untersuchungen sollen als Hilfestellung in der forstlichen Praxis dienen. Gerade im Hinblick auf die zunehmenden Wetterextreme sowie den Rückgang der Biodiversität in den Wäldern, seien neue Konzepte nötig, die die verschiedenen Interessengruppen gleichermaßen berücksichtigen.

 

Der Text ist eine bearbeitete Pressemitteilung des HLNUG. Das Original findet sich hier.
Was Waldfreund.in über Wälder in Hessen bisher berichtete.

Das HLNUG verweist auf weitere Informationen:

https://www.reset-fi.de/
https://regulus-waldholz.de/reset-fi/

Foto: Wiederaufforstungsfläche (Symbolbild)