Wild im Wald soll wandern können

Wild im Wald soll wandern können

21. April 2023 Aus Von waldreporter

Jagdverband fordert Grünbrücken, um Lebensräume besser zu vernetzen – vor allem Rotwild braucht viel Platz.

Der Deutsche Jagdverband (DJV) hat das vier Milliarden Euro schwere Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz der Bundesregierung grundsätzlich begrüßt. Ein Kernpunkt sind sogenannte „Grünbrücken“. Sie sollen Lebensräume wie Waldgebiete vernetzen und dem Wild ermöglichen, zu wandern.

Die Bundesregierung brachte das Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz (ANK) Ende März auf den Weg. Es soll helfen, den Zustand der Ökosysteme in Deutschland deutlich zu verbessern und so ihre Widerstandsfähigkeit und ihre Klimaschutzleistung zu stärken.

Der Jagdverband hat nichts dagegen, wenn die Regierung Ökosysteme aufwerten und Lebensräume für Wildtiere besser verbinden will. Fachleute nennen es „Biotopverbund“. Allerdings tue die Bundesregierung zu wenig für das Vernetzen von Lebensräumen und das sei „enttäuschend“. „Vernetzen“ bedeutet folgendes: Wenn zum Beispiel eine Autobahn durch einen Wald führt, ist dieser Lebensraum für das Wild durchschnitten. Damit solche Lebensräume verbunden bleiben, baut man zum Beispiel „Grünbrücken“. Das Wild kann so die Straße überqueren, daher auch der Begriff „Querungshilfe“.

Genetische Vielfalt erhalten

Nun verspricht die Bundesregierung bis 2026 zehn solcher „Grünbrücken“ zu bauen. Der DJV fordert ebenfalls zehn Grünbrücken – allerdings jährlich. Wegen mangelnder Vernetzung von Lebensräumen komme es bereits zu genetischer Degeneration und Inzucht bei Wildtieren. Beim Rothirsch gebe es jetzt in Baden-Württemberg einen ersten Fall von sogenannter „Unterkieferverkürzung“, berichtet der Jagdverband. Weitere Fälle gebe es in Schleswig-Holstein und Hessen.

„Verlieren wir weiterhin genetische Vielfalt in diesem Tempo, sterben Arten regional aus“, sagt DJV-Präsidiumsmitglied Jürgen Ellenberger. Er fordert mehr Geld für das Vernetzen von Lebensräumen. Damit ließen sich Planung und Umsetzung von Querungshilfen in den Ländern beschleunigen und der gesetzlich vorgeschriebene Biotopverbund voranbringen, so Ellenberger weiter.

Forscherinnen und Forscher an der Universität Göttingen haben im vergangenen Jahr die genetische Vielfalt von 34 Rotwild-Vorkommen in Deutschland überprüft. Die gefundenen Inzuchtwerte waren oftmals so hoch wie bei Verpaarungen zwischen Halbgeschwistern oder Eltern und Kindern. Nur zwei Vorkommen sind langfristig vor Inzucht geschützt. Hauptursachen für die fehlenden Austausch: Straßen und Siedlungen hindern das Wild am Wandern. Daher ist die Vernetzung von Lebensräumen wichtig.

 

Der Text geht auf eine Pressemitteilung des DJV zurück. Hier das Original.
Das vollständige Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz der Bundesregierung kann man sich hier ansehen und herunterladen.
Mehr vom DJV bei Waldfreund.in.

Foto: Der Deutsche Jagdverband fordert zehn solcher Grünbrücken jährlich – damit Wild wandern kann.
(© Innenministerium BW/DJV)