Zu warm, zu trocken

Zu warm, zu trocken

27. Dezember 2022 Aus Von waldreporter

Waldzustandsberichte – die letzten schlechten Nachrichten des Jahres. Kein gutes Jahr für die deutschen Wälder.


Im Dezember haben einige Forstverwaltungen der Länder „Waldzustandsberichte“ veröffentlicht. Waldfreund.in hat bei den Pressestellen nachgesehen und folgendes gefunden:

Baden-Württemberg

Statt kühler und feuchter Witterung im Sommer gab es wieder verbreitet Hitzerekorde und Dürreperioden. Mit 46 Prozent weist fast die Hälfte der Waldfläche im Land deutliche Schäden auf. Die Folgen für den Wald von heute, spiegeln die Fehler und Inkonsequenz beim Klimaschutz von vor 20 Jahren wieder. „Deshalb ist es richtig, dass wir in den vergangenen Jahrzehnten intensiv mit einem Waldumbau und Maßnahmen gegen den Klimawandel begonnen haben“, sagt Peter Hauk, Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz in Stuttgart.

Im Auftrag der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt nahmen Inventurtrupps im Juli und August diesen Jahres den Kronenzustand von über 7000 Waldbäumen und mehr als 30 Waldbaumarten auf. Unter den Nadelbäumen weist die Kiefer mit einem mittleren Nadelverlust von 33 Prozent den höchsten Wert auf. Bei Fichte, Tanne und Lärche liegt der Wert bei rund 25 Prozent. Der Fichte haben die anhaltende Trockenheit und der Borkenkäferbefall stark zugesetzt.

Unter den wichtigsten Laubbäumen weist der Bergahorn mit rund 18 Prozent den geringsten Anteil an Blattverlusten auf, wohingegen die Esche mit rund 43 Prozent den höchsten Anteil aufweist. Beim Bergahorn ist das Ergebnis auf das geringe Durchschnittsalter der erfassten Bäume zurückzuführen. Die hohen Blattverluste bei der Esche sind im pilzlichen Erreger des Eschentriebsterbens begründet. Der Laubverlust der Buche hat sich gegenüber dem Vorjahr auf 32 Prozent leicht erhöht. Mittlerweile gelten 58 Prozent unseres häufigsten Laubbaumes als deutlich geschädigt. Der Anteil ungeschädigter Buchen liegt nur noch bei neun Prozent. Die Auswirkungen der länger anhaltenden trockenen Witterung zeigen sich nun auch verstärkt bei unseren Hoffnungsträgern, den heimischen Eichenarten, wie der Stiel- und Traubeneiche. Das tiefe Wurzelsystem der Eichen erreicht in der Regel auch in trockenen Jahren noch Wasserreserven im Boden. Ist, wie in diesem Jahr, der Unterboden ausgetrocknet und mancherorts das Grundwasser abgesenkt fällt die Reserve aus. Der Blattverlust der Eichen ist auf 34 Prozent angestiegen. Damit liegt der Anteil deutlich geschädigter Eichen bei 71 Prozent, das ist mehr als bei jeder anderen Baumart in Baden-Württemberg.

Zum vollständigen Bericht (als PDF) geht es hier,
zur ungekürzten Pressemitteilung des Ministeriums dort.

Brandenburg
(wir berichteten)

Berlin

Der Gesundheitszustand der Berliner Waldbäume hat sich im Jahr 2022 wieder verschlechtert. Nach leichter Verbesserung im Vorjahr liegt er nach einem der sonnenreichsten, wärmsten und trockensten Jahre wieder auf einem sehr schlechten Niveau.

40 Prozent aller Bäume der Waldzustandserhebung im Land Berlin zeigen deutliche Schäden (2021: 34 %). Der Anteil der gesunden Bäume ist weiter gesunken: Nur noch vier Prozent der Bäume weisen keine sichtbaren Schäden auf – so wenig wie noch nie zuvor (2021: 6 %, 2020: 7 %). Auswirkungen der vergangenen trocken-heißen Jahre und der ausbleibenden Regeneration.

„Die Wälder leiden unter den unmittelbaren Auswirkungen der Klimakrise, wie anhaltender Trockenheit und steigenden Temperaturen. Es sind alle Baumarten betroffen. Klimaschutz ist Waldschutz! Es müssen daher alle Anstrengungen unternommen werden, die Belastungen für die Wälder durch wirksame Klimaschutzmaßnahmen zu minimieren“, so die Berliner Forsten.

Hier die Originale:
Waldzustandsbericht zum Download
Pressemitteilung vom 23.11.2022

Mecklenburg-Vorpommern

Der Klimawandel ist in Mecklenburg-Vorpommern deutlich spürbar. Das bestätigt die aktuelle Waldzustandserfassung: Die Erhebung an 2472 Probebäumen ergab, dass sich der Gesundheitszustand der Wälder des Landes aufgrund der extremen Witterungsverhältnisse verschlechtert hat. Der Anteil von Bäumen mit deutlichen Schäden (mehr als 25 % Nadel- oder Blattverlust) erhöhte sich von 20 Prozent im Jahr 2021 auf 26 Prozent im Jahr 2022.

Um den Gesundheitszustand beurteilen zu können, wird der mittlere Nadel- und Blattverlust herangezogen. Es ist besonders erschreckend, dass sich die Vitalität bei fast allen Baumarten verschlechtert hat. Als die in M-V am weitesten verbreitete Baumart bestimmt die Kiefer mit ihrem Gesundheitszustand das Ergebnis der Erhebung. Ihr mittlerer Nadelverlust beträgt 22,5 Prozent. Die sehr warme und trockene Witterung der vergangenen Jahre zeigt auch bei der Kiefer Auswirkungen, die sich in einem verschlechterten Kronenzustand zeigen. Trotz ihres tiefreichenden Wurzelsystems und der hohen Trockenheitstoleranz ist auch die Kiefer unter Klimastress geraten.

Die ersten Folgen des Klimawandels sind spürbar und es mit weiteren Veränderungen zu rechnen: ansteigende Temperaturen, wärmere Winter, abnehmende Sommerniederschläge und extreme Witterungsereignisse (Orkane, Dürren, Überschwemmungen).

Auch die Waldbrandgefährdung war in 2022 wie in den Vorjahren extrem hoch. M-V mit seiner Waldfläche von 558.000 Hektar gehört zu den waldbrandgefährdeten Gebieten in Deutschland. Vor allem in den Kiefernwaldgebieten der Landkreise Mecklenburgische Seenplatte, Vorpommern-Greifswald und Ludwigslust-Parchim ist die Zündbereitschaft bei entsprechender Wetterlage besonders hoch.

Ziel der Landesforsten Mecklenburg-Vorpommern ist es, die Wälder im Land so zu entwickeln, dass sie an die aktuellen Standortsgegebenheiten gut angepasst sind. Das Schlagwort dafür lautet: „Klimaangepasster Dauerwald“. Hinzu kommt eine Aufforstungskampagne: Zehn Prozent der landeseigenen Flächen, 8.600 Hektar, werden in den nächsten zehn Jahren aus der landwirtschaftlichen Nutzung genommen und für Erstaufforstung, Moor- und Naturschutzmaßnahmen verwendet.

Zur Pressemitteilung „Waldzustandsbericht 2022“ von Landesforst Mecklenburg-Vorpommern hier entlang.

Sachsen

Sachsens Forstminister Wolfram Günther hat Anfang Dezember gemeinsam mit Landesforstpräsident Utz Hempfling den diesjährigen Waldzustandsbericht und die Grundlagen der integrativen naturgemäßen Waldbewirtschaftung im sächsischen Staatswald vorgestellt. Der Zustand der Waldbäume in Sachsen hat sich nach einer vorübergehenden Regeneration im Jahr 2021 erneut verschlechtert. Insgesamt stieg der Anteil der deutlich geschädigten Bäume 2022 auf mehr als ein Drittel. Nur rund jeder fünfte Baum wies keine Schäden auf. Der mittlere Nadel- und Blattverlust erreichte in diesem Jahr mit 27 Prozent einen neuen Höchststand. Der entsprechende Wert lag im Vorjahr bei 25,1 Prozent.

Sachsens Forstminister Wolfram Günther: „Erneut schlagen Klimakrise und Borkenkäfer tiefe Wunden in den sächsischen Wald. Seit 2018 entwickelt sich der Waldzustand in Sachsen kritisch. In der Folge gibt es teilweise großflächige Störungen im Wald. Das relativ günstige Wetter 2021 brachte vorübergehend Linderung und Regeneration. Jetzt müssen wir erneut feststellen: Der Zustand unserer Bäume hat sich erneut verschlechtert, manche Indikatoren erreichen Allzeit-Negativwerte“.

Landesforstpräsident Utz Hempfling erklärt: „Eine für unseren Wald insgesamt ungünstige Witterung in diesem Jahr – vor allem im Sommer war es zu warm und zu trocken – verringerte die Vitalität von Laub- und Nadelbäumen und führte zu einer permanent hohen Waldbrandgefahr in den Sommermonaten. Gleichzeitig ist die Gefahr, welche von Borkenkäfern ausgeht, nicht gebannt. Obwohl es Regionen gibt, in welchen sich die Situation positiv entwickelt hat und Schadmengen zurückgegangen sind, kann dies nicht für ganz Sachsen festgestellt werden“.

Zur Pressemitteilung in Originallänge – hier.

Foto: © Berliner Forsten