Trinkwasserschutz und Hochwasservorsorge

Trinkwasserschutz und Hochwasservorsorge

8. Mai 2022 Aus Von waldreporter

Gibt es einen besseren Wasserspeicher als den Wald? Eine Tagung in Rheinland-Pfalz fasst die wichtigsten Antworten zusammen.

„Graben wir uns im Wald das Wasser ab?“

So der Titel einer Fachtagung, welche die Hochschule Geisenheim und Landesforsten Rheinland-Pfalz gemeinsam mit dem Bundesverband Beruflicher Naturschutz und dem Regionalbündnis Soonwald-Nahe vorige Woche veranstaltet hat.

Antwort: Ja!

Sonst wäre die Tagung in Seibersbach nahe Bad Kreuznach nicht nötig gewesen. Der Begriff „Trockenstress“ ist inzwischen selbst Nichtforstfachleuten ein Begriff.

Offensichtlich muss man jedoch auch Forstfachleuten erklären, wie das mit dem Wasser und dem Wald ist. „Wir müssen unsere Wälder so gestalten, dass der Wald mehr Wasser speichert. Das ist elementar wichtig für die Grundwasserneubildung, für die Hochwasservorsorge und letztendlich auch für den Schutz der Wälder selbst. Denn je weniger geschwächt sie sind, desto besser können sie Gegenspieler, wie den Borkenkäfer und Krankheiten, abwehren“, sagt Erwin Manz, Staatssekretär im Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität des Landes Rheinland-Pfalz.

Manz rief die Forstleute dazu auf, das Ziel strukturreicher Mischwälder konsequent zu verfolgen und nannte drei Vorteile von Mischwäldern für den Trinkwasserschutz und die Hochwasservorsorge: Ein solcher Mischwald nehme mehr Wasser auf als etwa eine Nadelwaldmonokultur, reinige das Wasser, schütze vor Bodenerosion und Hangrutschen: „In gesunden Mischwäldern ist der Waldboden gut durchlockert – das Wasser läuft nicht oberflächig ab, der Wald kann mehr Wasser aufnehmen. Pflanzen mit unterschiedlicher Wurzeltiefe sorgen zudem dafür, dass der Boden auch in tieferen Schichten erschlossen ist. Durch diese unzähligen Poren und Kanäle im Boden wird das Wasser außerdem gereinigt“, so Manz.

„Indem in einem Mischwald Regen durch verschieden hohe Pflanzen stufenweise am Waldboden ankommt, wird die Kraft des Wassers gebremst und die Gefahr von Erosion und Hangrutschen bei Starkregenereignissen verringert“, so der Klimaschutzstaatssekretär. So ein Wald könne über und unter der Bodenoberfläche wie ein Schwamm wirken. In einem Mischwald komme auch mehr Wasser im Boden an als in einem reinen Nadelwald. – Und das wiederum stehe uns Menschen als sauberes Trinkwasser zur Verfügung.

Die Tagung sollte die Aufmerksamkeit auf das Potenzial des Wasserhaushalts für den Aufbau klimaresilienter Wälder lenken, sagt Eckhard Jedicke, Leiter des Kompetenzzentrums Kulturlandschaft (KULT) der Hochschule Geisenheim, in seiner Eröffnungsrede. Jedicke unterstrich Bedeutung des Waldes im Wasserhaushalt für die Gesamtlandschaft: Hochwasservorsorge, Erosionsschutz und Grundwasserneubildung als Ökosystemleistungen vielfältiger Wälder seien essentiell auch für die Landwirtschaft und die Bevölkerung in den Siedlungen – sie kämen der Gesamtgesellschaft zugute.

Wieder einmal wäre es wichtig, die Fehler der Vergangenheit nicht zu wiederholen. „Das Begradigen von Bächen, die Anlage von Drainagegräben und damit auch das Entwässern von Wäldern, wie es auch in Rheinland-Pfalz bis vor wenigen Jahrzehnten Praxis war, war ein großer Fehler“, bekannte der Staatssekretär.

Das Wichtigste sei, so Manz, den Wald zu erhalten. Ein Hektar gesunder, tiefgründiger Waldboden könne weit über 1 Million Liter Wasser speichern. „Das heißt auch, dass wir Kahlflächen vermeiden müssen. Diese sind aufgrund des massiven Borkenkäferbefalls an Fichten in den letzten Jahren recht häufig entstanden. Auch deshalb ist es so wichtig, auf Mischwälder zu setzen. Diese sind auch gegenüber Baumkrankheiten resilienter.“

 

Der Text basiert weitgehend auf einer Pressemitteilung der Hochschule Geisenheim. Zum  Original geht es hier.

Foto: pixabay/pexels.com – Es zeigt einen klaren Waldbach und dient hier als Symbolfoto für das Thema Wald und Wasser.