Waldsterben eine Gefahr für das Trinkwasser

Waldsterben eine Gefahr für das Trinkwasser

2. Juni 2025 Aus Von waldreporter

Studie: Das Waldsterben in Wasserschutzgebieten führt zu schlechterer Qualität beim Trinkwasser.

Freiburg, 2. Juni 2025. Das Waldsterben während der Dürrejahre von 2018 bis 2020 stellt eine bislang unterschätzte Gefahr für die Trinkwasserqualität in Deutschland dar. Das ist das Ergebnis einer interdisziplinären Studie der Universität Freiburg, die Forschende in der Fachzeitschrift Earth’s Future veröffentlicht haben.

Das Forschungsteam untersuchte die Nitratkonzentrationen im Grundwasser exemplarischer Wasserschutzgebiete. In Gebieten, die einen erheblichen Waldverlust erlitten hatten, kam es zu einer Verdopplung der durchschnittlichen Nitratkonzentrationen.

„In Deutschland sind 43 Prozent der Wasserschutzgebiete bewaldet, daher ist die Gesundheit der Wälder entscheidend für den Erhalt der Wasserqualität“, sagt Dr. Carolin Winter, Erstautorin der Studie und Hydrologin an der Fakultät für Umwelt und Natürliche Ressourcen der Universität Freiburg.

Effekte in den Kommenden Jahren möglich

Die Forschenden konnten zeigen, dass innerhalb von drei Jahren nach Beginn der Dürreperiode 2018 etwa fünf Prozent der Waldflächen in Wasserschutzgebieten abgestorben waren. Die Auswirkungen auf die Wasserqualität variierten dabei stark zwischen den verschiedenen Gebieten. Die Forschenden warnen zudem vor potenziellen verzögerten Effekten, die sich erst in den kommenden Jahren zeigen könnten.

Dass Wälder natürliche Garanten der Trinkwasserqualität sind, ist seit Langem bekannt. Der Großteil des Trinkwassers in Deutschland stammt aus Grundwasser, das Versorger in ausgewiesenen Schutzgebieten gewinnen. In diesen Gebieten gelten strenge Regeln, um Risiken der Kontamination zu minimieren. So darf insbesondere Nitrat nicht ins Grundwasser gelangen. Typische Nitratquellen sind Landwirtschaft, Städte und Industrie. Wälder hingegen halten Nitrat aktiv zurück. So schützen sie das Grundwasser. Das schnelle Absterben von Bäumen kann diese Schutzfunktion jedoch beeinträchtigen und Wälder selbst zu einer Quelle für Nitratverunreinigungen werden lassen.

Der Waldverlust innerhalb kürzester Zeit habe entscheidende Bedeutung, so Dr. Florian Schnabel, Letztautor der Studie und Forstwissenschaftler an der Fakultät für Umwelt und Natürliche Ressourcen. Und zwar besonders im Hinblick auf die normale Rotationszeit der Baumarten, die von 60 bis 160 Jahren reicht. Besonders betroffen waren Wälder mit hohem Fichtenanteil, aber auch Baumarten wie die Buche verzeichneten ungewöhnlich hohe Verluste.

Gesunder Wald hält Nitrat zurück

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler untersuchten Daten zur Grundwasserqualität aus exemplarischen Wasserschutzgebieten, die mehr als 25 Prozent Waldverlust erlitten hatten. Ihre Analysen zeigten, dass die Nitratkonzentrationen dort von durchschnittlich fünf Milligramm pro Liter (im Zeitraum vor der Dürreperiode, 2008 bis 2017) auf elf Milligramm pro Liter (nach der Dürre, 2021 bis 2022) angestiegen waren. In Gebieten mit geringem Waldverlust von unter drei Prozent haben sie hingegen keine erhöhten Nitratwerte festgestellt.

Allerdings variierten Zeitpunkt und Ausmaß der Nitratzunahme deutlich. Nicht alle Gebiete, die von starkem Waldsterben betroffen waren, wiesen erhöhte Nitratkonzentrationen auf. „Die Unterschiede könnten durch verschiedene Waldtypen oder zeitliche Verzögerungen zwischen dem Waldverlust und der messbaren Erhöhung von Nitratwerten verursacht sein“, erläutert Carolin Winter. „Teilweise könnten die Auswirkungen erst nach Jahren oder sogar Jahrzehnten sichtbar werden.“

Die Autorinnen und Autoren betonen, dass weitere Forschung notwendig sei, um die Einflüsse des Waldsterbens auf die Wasserqualität besser zu verstehen und langfristig wirksame Schutzmaßnahmen zu entwickeln.

 

Der Text ist eine hier leicht bearbeitete Pressemitteilung der Universität Freiburg.
Berichte zum Stichwort „Waldsterben“ bei Waldfreud.in.

Foto: Ein Waldgebiet mit vielen abgestorbenen Bäumen. © Teja Kattenborn/ Uni Freiburg.