Verpackungsmüll statt Waldschutz
Protest im Lübecker Hafen: Laut Greenpeace treiben finnische Kahlschläge die Erderhitzung.
Greenpeace-Aktive haben im Lübecker Hafen mit drei Schlauchbooten gegen die Zerstörung der letzten europäischen Urwälder und für ein lückenloses EU-Gesetz zum weltweiten Waldschutz demonstriert. Am Terminal Schlutup sind Aktivistinnen und Aktivisten aus sieben Ländern auf das Schiff „Thuleland“ geklettert und haben dort ein 18 x 3,5 Meter großes Banner mit dem Slogan „European Ministers, protect our forests“ gehisst (Foto). Gleichzeitig protestieren vierzehn weitere Greenpeace-Leute vor einer Laderampe und verhinderten so das Entladen von Papierrollen, die das Schiff transportierte.
Nach Angaben der Umweltschutzorganisation liefert der Frachter regelmäßig Papierprodukte aus nordischen Ländern, die auch durch die Abholzung ökologisch wertvoller Wälder gewonnen würden. Das zeige, dass es dringend bessere politische Rahmensetzungen brauche, die verhindern sollen, dass Produkte aus der Zerstörung und Schädigung von Wäldern auf den EU-Binnenmarkt gelangen.
Vor kurzem haben die EU-Mitgliedstaaten mit EU-Parlament und EU-Kommission erneut über den finalen Text eines Gesetzes verhandelt, das Wälder besser schützen soll. Gegen ein ambitioniertes Gesetz sträube sich insbesondere die finnische Regierung, so Greenpeace.
Steffi Lemke, die Umweltministerin, und Cem Özdemir, Minister unter anderem für Forstwirtschaft, müssten sich jetzt für eine ambitionierte Verordnung stark machen, fordert Gesche Jürgens, Waldexpertin von Greenpeace Deutschland. „In Deutschland, aber auch in ganz Europa, müssen gesunde Wälder über den Interessen der europäischen Holzlobby stehen“.
„Auch in Europa werden riesige Waldflächen kahl geschlagen, insbesondere in Finnland. Das Holz wird dann zu Papier und Zellstoff weiterverarbeitet, woraus auch kurzlebige Wegwerfprodukte wie Verpackungen entstehen“, ergänzt Matti Liimatainen, Waldexperte von Greenpeace Finnland.
Eine Analyse der Lieferketten durch Greenpeace Finnland zeige außerdem, das unter anderem das Forstunternehmen Metsä Group in finnischen Urwäldern Holz schlage. Am Ende könne also auch Holz aus Urwäldern, deren Anteil an der Waldfläche in der EU inzwischen unter drei Prozent liegt, als Verpackungen in europäischen Supermarktregalen oder als Paket bei der Post landen. Die Metsä Group macht den größten Umsatz in Finnland und Deutschland, ihre Papierprodukte werden regelmäßig im Lübecker Hafen umgeschlagen. Beliefert hat Metsä hierzulande auch die STI Group und die IGEPA Group. Sie verarbeiten die Zellstoffprodukte unter anderem zu Verpackungen, so Greenpeace.
Die Metsä Group wolle zudem weiter expandieren und plane die Vergrößerung einer Zellstoff-Fabrik im nordfinnischen Kemi. Dies erhöhe den Druck auf die verbliebenen Wälder des Landes noch weiter. Schon jetzt wurde die Rolle der Wälder Finnlands als wichtiger Klimaschützer geschwächt. Durch den massiven Holzeinschlag in Finnland habe sich die Menge an CO2, die die Wälder aufnehmen, seit 2021 dramatisch verringert, schreibt Greenpeace in seiner Pressemitteilung.
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Greenpeace hat zusammen mit anderen Naturschutzorganisationen einschließlich deren Dachverband Deutscher Naturschutzring ein Statement gegen die Kriminalisierung von Klimaprotesten veröffentlicht.
Foto: © Greenpeace