Urwaldriese als Nationalerbe-Baum

Urwaldriese als Nationalerbe-Baum

24. August 2023 Aus Von waldreporter

Eine 600 Jahre alte Tanne im Bayerischen Wald gilt als „Urwaldriese“ – sie gehört jetzt als Nationalerbe zu den 100 bedeutendsten Bäumen Deutschlands.

Zwieslerwaldhaus, 24.08.2023. Die Deutsche Dendrologische Gesellschaft hat die Waldhaustanne nahe Zwieslerwaldhaus im Bayerischen Wald zum Nationalerbe-Baum erklärt. Der 605 Jahre alte Baum gehört damit zu den 100 bedeutendsten Bäumen Deutschlands.

Die Initiative geht auf die Familie Friedrich aus Weinböhla bei Meißen zurück. Vor drei Jahren verbrachten Vater, Mutter und die drei Kinder ihren Urlaub im Bayerischen Wald. Bei einer Wanderung rund um Zwieslerwaldhaus waren sie vom Ausmaß der Tanne mehr als beeindruckt. „Meine Mutter wusste von der Aktion und so meldeten wir den Baum der Dendrologischen Gesellschaft“, berichtete Tobias, der jüngste Sohn der Familie.

274 Arten leben
in der Tanne

Es folgte eine Überprüfung durch Professor Andreas Roloff, der nicht nur Leiter des Deutschen Baum-Instituts der Technischen Universität Dresden ist, sondern auch dem Kuratorium Nationalerbe-Bäume vorsteht. „Ich freue mich, dass wir die Tanne als 26. Nationalerbe-Baum auszeichnen können.“ Mit 605 Jahren sei sie nicht nur die älteste und dickste Tanne Deutschlands, sondern auch für die Artenvielfalt von großer Bedeutung.

Eine Untersuchung von Biologen und Baumkletterern habe ergeben, dass 274 Arten in dem alten Baum leben. „Herzlichen Glückwunsch zu diesem Urwald-Bewohner.“ Alte Baumriesen zu fördern und zu erhalten, sei das Ziel der Initiative „Nationalerbe-Baum“. „Alte Bäume werden in der heutigen Zeit oftmals verstümmelt, um sie sicher zu machen“, berichtete Roloff. Dem wolle man entgegenwirken und ein Bewusstsein in der Bevölkerung für diese Lebewesen schaffen.

„Zeitdimensionen, die wir Menschen
nicht fassen können“

Ein Vorhaben, das Nationalparkleiter Dr. Franz Leibl begrüßt. „Es freut uns sehr, dass ein Baum bei uns im Nationalpark eine solche Würdigung erhält.“ Im Schutzgebiet selbst gebe es eine Vielzahl an alten Bäumen, aber die Waldhaustanne sei am markantesten. Dass sie bereits seit über 600 Jahren bei Zwieslerwaldhaus stehe, sei kaum vorstellbar. „Damals war noch nicht einmal die neue Welt entdeckt. Das sind Zeitdimensionen, die wir Menschen nicht fassen können.“

Michael Herzog, Bürgermeister von Bayerisch Eisenstein, ging auf die emotionale Beziehung ein, die Menschen in der Region zu der alten Tanne haben. „Wir haben hier auf der Plattform schon zahlreiche Ehen geschlossen.“ Deshalb freue Herzog die Würdigung zum Nationalerbe-Baum sehr. „Wir haben einen der 100 bedeutendsten Bäume Deutschlands in unsere Gemeinde, vielen Dank dafür.“

Tobias Friedrich und Franz Leibl haben die neu aufgestellte Tafel, die die Tanne als Nationalerbe-Baum ausweist gemeinsam enthüllt.

 

Diese Nachricht hat die Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald als Pressemitteilung verbreitet. Hier das Original. Auf der Webseite von „Nationalerbe-Baum“ gibt es weitere Informationen zur Feier und zu Nationalerbe-Bäumen im Allgemeinen.
Weitere Berichte über die Nationalerbe-Bäume bei Waldfreund.in.

Fotos: Freuen sich, dass die Waldhaustanne nun Nationalerbe-Baum ist: Nationalparkleiter Dr. Franz Leibl (v.r.), Baummelder Tobias Friedrich, Bürgermeister Michael Herzog und Prof. Andreas Roloff von der Initiative „Nationalerbe-Baum“. ( © Nationalpark Bayerischer Wald )