Die Welt verliert 11,1 Millionen Hektar Tropenwald

Die Welt verliert 11,1 Millionen Hektar Tropenwald

24. Mai 2022 Aus Von waldreporter

Dramatische Entwicklungen vor allem in Brasilien und in der Demokratischen Republik Kongo.

Die University of Maryland hat jetzt berechnet, wie viel Tropenwald 2021 verloren gegangen ist: weltweit waren das demnach 11,1 Millionen Hektar. Das ist ungefähr die gesamte Waldfläche Deutschlands, ein Drittel des Landes. Besonders dramatisch ist die Entwicklung in Brasilien und der Demokratischen Republik Kongo (Kongo-Kinshasa). Wichtigste Ursachen sind Holzeinschlag, die Ausweitung der Landwirtschaft und zumeist gelegte Feuer.

„Waldverluste bleiben auch 2021 hartnäckig hoch“ überschreiben die beiden Wissenschaftlerinnen Mikaela Weisse und Elizabeth Goldman ihren Bericht. So schwankte das Ausmaß der Zerstörung durch Feuer zwar, die Fläche, die aufgrund anderer Ursachen zerstört wurde, blieb jedoch nahezu konstant. 2021 gingen 0,62 Millionen Hektar durch Feuer verloren – in Regenwäldern meist von Menschen gelegt. Weitere 3,13 Millionen Hektar Verlust gehen auf andere Ursachen wie Holzeinschlag und die Ausweitung von Plantagen, Äckern und Weiden zurück.

Besorgniserregend ist insbesondere der Verlust von Primärregenwäldern: Zehn Fußballfelder pro Minute gingen 2021 verloren. Insgesamt waren es 3,75 Millionen Hektar dieser Wälder, die für die Kohlenstoffspeicherung und die biologische Vielfalt von entscheidender Bedeutung sind.

Durch den Verlust wurden bis zu 2,5 Gigatonnen Kohlendioxid in die Atmosphäre entlassen, was den jährlichen Emissionen von Indien entspricht. Das geht aus den Daten der Universität hervor, die von Global Forest Watch aufbereitet wurden.
Brasilien hat 1.548.657 Hektar Wald verloren – das sind 40 Prozent des globalen Verlustes. Auf Rang zwei folgt die Demokratische Republik Kongo (DRC) mit 499.059 Hektar. An dritter Stelle steht Bolivien mit 291.379. Das in Asien am schlimmsten betroffene Land ist Indonesien mit 202.905 Hektar (globaler Rang 4). In Prozent gerechnet haben Brasilien und DRC jeweils 0,5 Prozent Wald allein 2021 verloren, in Indonesien betrug die Rate 0,2 Prozent. Am rasantesten schreitet der Waldverlust in Kambodscha voran (-1,5 Prozent), Laos (-1 Prozent) und Bolivien (-0,7 Prozent).

Den Daten zufolge geht der Waldverlust in Indonesien, einem Zentrum der Umweltzerstörung weltweit, seit fünf Jahren zurück. Die Expertinnen weisen jedoch darauf hin, dass sich der Trend umkehren kann. Sie nennen dabei die Covid-Pandemie und den Preis für Palmöl, einem Treiber der Entwaldung.

In Brasilien liegen insbesondere im Westen neue Hotspots mit mehr als 25 Prozent Verlust von Primärwäldern durch andere Ursachen als Feuer. Dabei geht es insbesondere um Rinderweiden entlang bestehender Urwaldpisten. Wie in kaum einem anderen Land sind die Regenwälder in Bolivien bedroht. Hauptursache ist dort die Ausweitung von Sojaäckern und Rinderweiden. Die Wissenschaftlerinnen warnen, dass der Amazonas-Regenwald bald einen der Kipppunkte im globalen Klimasystem überschreiten und unwiederbringlich in eine artenärmere Savanne degenerieren könnte.

In Afrika ist DRC das Land mit dem stärksten Waldverlust. Neben dem Holzeinschlag tragen dort mehr als anderswo die kleinbäuerliche Landwirtschaft und Brennholz- und Holzkohleproduktion dazu bei. Positive Entwicklungen sehen die Autorinnen in Gabun und der Republik Kongo.

Die Auswertung beschränkt sich weitgehend auf tropische Wälder. Alarmierend ist jedoch auch die Entwicklung in den borealen Wäldern, insbesondere in Russland. 2021 gingen in den nördlichen Breiten 8,55 Millionen Hektar verloren. Die Auswirkungen auf die Artenvielfalt mögen dort geringer sein als in den Tropen, die Folgen für das Klima sind jedoch ebenso katastrophal.

Auch die FAO (Food and Agriculture Organisation of the United Nations) hat einen Waldbericht vorgelegt, der sich allerdings auf die Zeitspanne zwischen den Jahren 2000 und 2018 bezieht.

Demnach hat der Verlust der Tropenwälder mit 157 Millionen Hektar mehr als 90 Prozent der weltweiten Entwaldung ausgemacht. Das entspricht etwa der Größe Westeuropas. „Eine nicht nachhaltige landwirtschaftliche Entwicklung und andere Flächennutzungen üben weiterhin großen Druck auf unsere Wälder aus, insbesondere in vielen der ärmsten Länder“, sagte die stellvertretende FAO-Generaldirektorin Maria Helena Semedo in einem Pressestatement.

Die Ausdehnung von Anbauflächen einschließlich Palmölplantagen verursacht zwischen den Jahren 2000 und 2018 der FAO zufolge 49,6 Prozent der weltweiten Entwaldung, gefolgt von Viehweiden mit 38,5 Prozent.

 

Das Original des Textes ist eine News auf der Seite von Rettet den Regenwald e. V..
Hier geht es zum Original des Berichts von Mikaela Weisse und Elizabeth Goldman.

Foto: Nandhu Kumar / pexels.com