Wer hat Angst vor der Spätblühenden Traubenkirsche?
Ein wunderbar blühender Baum – der aber doch ein wenig bange macht. Waldfreund.in verrät warum.
Sie wächst an Bach- und Flußläufen, an Waldrändern und eigentlich überall – die Spätblühende Traubenkirsche erfreut jetzt wieder mit ihrer weißen Blütenpracht. Und zwar nicht nur Menschen, sondern auch Bienen und andere Insekten.
Sie sollte auch Forstleute erfreuen. Denn die Spätblühende Traubenkirsche (Pádus serótina), die ursprünglich aus Nordamerika stammt, liefert ganz ordentliches, an Mahagoni erinnerndes Holz, das sich sehr gut für den Möbelbau eignet. Übrigens im Gegensatz zu unserer einheimischen Traubenkirsche (Pádus ávium), deren Holz keine besonderen Eigenschaften hat. Eine gute Idee war außerdem, die Amerikanerin in Fichtenbestände einzubringen, weil sie mit ihren schnell verrottenden Blättern den Boden verbessert und damit einen Ausgleich zur Fichte schafft.
Auf der Schwarzen Liste
Jetzt kommt das Problem: Die Späte Traubenkirsche breitet sich extrem schnell aus. So schnell, dass sie in kurzer Zeit alles verbuscht und einheimische Arten verdrängen kann. Sie steht daher in vielen Ländern auf einer „Schwarzen Liste“ invasiver Arten.
Entwarnung könnte jetzt von Forschenden aus dem Müritz-Nationalpark kommen. Deren Monitoring der vergangenen Jahrzehnte hat gezeigt, dass die Dominanz der Traubenkirsche vorübergehend ist. So geht es aus dem sechsten Forschungsband des Nationalparkamtes Müritz hervor, der sich der Waldentwicklung im Park von der Nationalparkgründung bis ins Jahr 2017 widmet.
Anpassungsfähigkeit des Waldes
Neben der Entwicklung der Traubenkirsche in den Wäldern des Nationalparks gibt der Band einen umfassenden Überblick, welchen Einfluss Stürme, Schneebruch, Blitzeinschläge oder Insekten auf die Walddynamik haben können. Die Orte solcher Ereignisse, wie der Windwurf in Zwenzow, sind gute Beispiele für die Anpassungsfähigkeit des Lebensraums Wald.
„Besonders eindrucksvoll ist es zu sehen, wie schnell der Wald die bis 1990 militärisch genutzten Flächen zurückerobert hat.“ resümiert Forschungsleiter Matthias Schwabe. Aus dem Band geht auch hervor, in welcher Form die zunehmend trockenen und heißen Sommer die Nationalparkverwaltung nicht nur in Bezug auf die erhöhte Waldbrandgefahr vor große Herausforderungen stellen. Es konnte auch erkannt werden, dass selbst die alten Buchen im Welterbe-Gebiet Serrahn unter Trockenstress leiden und in besonders trockenen Jahren das Wachstum schon früh einstellen.
Der Forschungsband steht auf der Webseite des Müritz-Nationalparks kostenfrei zum herunterladen bereit: https://bit.ly/3XzE53R
Für den Text hat Waldfreund.in eine Pressemitteilung des Nationalparks verwendet. Weitere Fakten stammen aus dem Buch „Bäume und Sträucher in Farben“, Helge Vedel und Johan Lange, Otto Maier Verlag Ravensburg, 1969. Das Foto zeigt eine Traubenkirsche im Nagoldtal.
Darüber haben wir gerade erst Berichtet: Der WSL-Bericht über nicht einheimische Arten.