Extrem seltene Fledermaus nachgewiesen

Extrem seltene Fledermaus nachgewiesen

22. März 2024 Aus Von waldreporter

Heimat im naturnahen Laubwald – seltene Fledermaus galt als ausgestorben.

Duderstadt, 22. März 2024. Der Heinz Sielmann Stiftung ist in Lauterstein (Baden-Württemberg) der Nachweis über ein Vorkommen der seltenen Alpenfledermaus gelungen. Diese Art galt zwischen 1951 und 2007 in Deutschland als ausgestorben. Der Fund gelang mithilfe von automatischen Detektoren für Fledermausrufe in einem naturnahen Laubwald, den die Stiftung seit 2019 als Lebensraum für viele seltene Arten schützt und entwickelt.

2022 hatte die Stiftung als Eigentümerin des Waldbiotops Weißenstein eine Untersuchung zu dort vorkommenden Fledermäusen in Auftrag gegeben. In dem jetzt vorliegenden Gutachten sind insgesamt neunzehn Fledermausarten gelistet, darunter mit der Alpenfledermaus ein besonders spektakulärer Fund.

Im Widerspruch zu ihrem Namen kommt diese extrem seltene Art nicht ausschließlich in den Alpenregionen vor. Das höchstens neun Gramm schwere Säugetier zählt zu den Glattnasenfledermäusen und besitzt eine Flügelspannweite von rund 20 Zentimetern. Seine Nahrung besteht vorwiegend aus Insekten, die es im Flug erbeutet.

Als allgemeine Gefährdungsursache gibt das Bundesamt für Naturschutz unter anderem den Verlust der Nahrungsgrundlage durch den Einsatz von Pestiziden an. Da die Alpenfledermaus zunehmend Gebäude besiedelt, können Quartiere durch Sanierungsmaßnahmen verloren gehen, wenn diese nicht auf die Bedürfnisse der Fledermäuse abgestimmt sind.

Rund 80 Prozent aller deutschen Fledermausarten vorgefunden

Unter den nachgewiesenen Arten befindet sich auch das laut Roter Liste Deutschland vom Aussterben bedrohte Graue Langohr. Des Weiteren gelang der Nachweis von jeweils drei stark gefährdeten und drei gefährdeten Arten wie beispielsweise der Bechstein- oder der Nordfledermaus.

„Mit der Zweifarbfledermaus und dem Kleinabendsegler sind sogar zwei Arten gefunden worden, über die bisher kaum etwas bekannt ist und bei denen noch erheblicher Forschungsbedarf besteht“, sagt Dr. Jörg Müller, Verantwortlicher für ökologisches Monitoring bei der Heinz Sielmann Stiftung: „Insgesamt sind wir von der Fülle an Fledermausarten in dem Waldbiotop begeistert. Immerhin sind es mehr als drei Viertel aller in Deutschland vorkommenden Arten“, so Müller.

Ein Waldparadies nicht bloß für Fledermäuse

Seit 2019 hat die Stiftung unmittelbar am Weißensteiner Schloss rund 95 Hektar Waldfläche erworben. Die Stiftung will den dortigen Laubwald mit seinen alten und ökologisch wertvollen Buchenbeständen weitestgehend sich selbst überlassen. So wird eine möglichst naturnahe Entwicklung gefördert.

Da fast alle heimischen Fledermausarten Wälder nutzen, profitieren besonders viele von ihnen vom Weißensteiner Waldbiotop: Er ist ein optimaler Fledermauswald, denn er weist alle Stadien der natürlichen Waldentwicklung auf und ist daher reich strukturiert. Da auch abgestorbene Bäume stehen bleiben dürfen, bietet sich den Fledermäusen und auch anderen Tieren eine Vielzahl an Versteck- und Unterschlupfmöglichkeiten wie Nischen unter Borkenrissen, Baum- und verlassene Spechthöhlen.

 

Der Text von Dr. Axel Wessolowski erschien als Pressemitteilung der Heinz Sielmann Stiftung.
Mehr von der  Stiftung bei Waldfreund.in.

Mehr über die Arbeit der Stiftung und das Waldbiotop in Weißenstein gibt es hier: Waldbiotop Weißenstein.
Weitere spannende Fakten im Tiersteckbrief Fledermäuse – Lautlose Insektenjäger

Foto: Alpenfledermaus / © Dietmar Nill / Heinz Sielmann Stiftung