Schweigen im Walde
Dass Bäume über Wurzelnetzwerke miteinander kommunizieren, ist eine noch eher unbewiesene Annahme.
Bäume unterhalten sich wohl doch nicht – im Walde herrscht Schweigen. Zu diesem Ergebnis kommen Justine Karst, Melanie D. Jones und Jason D. Hoeksema von der University of Alberta in Edmonton/Kanada in einem Beitrag für die Zeitschrift Nature (hier das Abstract in English).
Die Vorstellung ist, dass Bäume über unterirdische Wurzelnetzwerke (im Englischen als Common Mycorrhizal Network CMN bezeichnet) Informationen und Nährstoffe austauschen. So würden zum Beispiel Nachrichten über Schädlingsbefall weiter gegeben und ganz junge Bäume, Sämlinge, gezielt mit Nährstoffen versorgt. Eine Reihe von populären Waldbüchern in Deutschland hat das zum Thema.
Klingt gut, ist aber wohl doch nicht so, schreiben die drei Forschenden. Aber weil es so gut klingt, ist es als „positives Ergebnis“ leichter in Medien zu publizieren und zu verbreiten als ein „negatives Ergebnis“. Der Fachbegriff hierfür lautet „Positive Citation Bias“. Das gelte sowohl für Fachmedien als auch für Publikumsmedien. Die Story, dass Bäume miteinander „reden“ und sich womöglich um den Nachwuchs kümmern, ist einfach zu gut und hätte auch Auswirkungen auf die Forstwirtschaft.
Die Forschenden kommen zu dem Schluss, es gebe für die Behauptung, dass ausgewachsene Bäume Ressourcen und Abwehrsignale über das CMN an die Nachkommen senden, keine von Fachleuten begutachtete (peer-reviewed) und veröffentlichten Evidenz. Der Forschungsstand über das CMN gebe solche Behauptungen derzeit noch nicht her.
Foto: © Lukas Hartmann von Pexels