Rumänien: Kahlschlag in Naturwäldern

Rumänien: Kahlschlag in Naturwäldern

7. Januar 2025 Aus Von waldreporter

Bericht von Naturschützern zeigt großflächigen Kahlschlag in Ur- und Naturwäldern – EU fordert von Rumänien besseren Schutz.

Bukarest, Radolfzell, 7. Januar 2025. Einem Bericht der Naturschutzorganisationen Euronatur, Agent Green und der Environmental Investigation Agency (EIA) zufolge gehen die Verheerungen durch Kahlschläge in rumänischen Ur- und Naturwäldern weiter. Demnach haben Waldarbeiter von 2021 bis 2024 mehr als 4,7 Millionen Kubikmeter Holz auf einer Fläche von knapp 140.000 Hektar geschlagen. Etwa die Hälfte dieser Flächen liegen in Natura 2000-Gebieten.

Die vorherrschenden Abholzungspraktiken in den rumänischen Karpaten, auch in und rund um National- und Naturparks, sind großflächige „Pflegeschläge“ und fortschreitende „Kahlschläge“. Übrig bleiben oft kahle Landschaften. „Dies ist ein eklatanter Verstoß gegen EU-Recht wie die FFH-Richtlinie und steht im Widerspruch zur EU-Biodiversitätsstrategie. Sie sieht einen strengen Schutz der noch verbliebenen Ur- und Naturwälder in Europa vor“, sagt Gabriel Paun, Geschäftsführer von Agent Green.

Die Europäische Kommission hat kürzlich eine mit Gründen versehene Stellungnahme an Rumänien gerichtet. Das Land habe die FFH-Richtlinie nicht vollständig umgesetzt. Die EU forderte die Behörden auf, binnen zweier Monate die erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen. Diese Frist ist am 3. Dezember 2024 abgelaufen.

Heimat geschützter Arten

Bereits im Jahr 2020 stellte die EU-Kommission in drei verschiedenen Vertragsverletzungsverfahren fest, dass die rumänischen Forstwirtschaftspraktiken gegen die FFH-Richtlinie und damit den Schutz der Natura 2000-Gebiete verstoßen. Die Kommission forderte von der rumänischen Regierung unverzügliche Korrekturen. In dem neuen Bericht heißt es jedoch, die „gnadenlose Zerstörung“ gehe ungebremst weiter. Dazu Siegmund Missall, Leiter des EuroNatur-Waldprogramms: „Wir erwarten von der neuen Europäischen Kommission, dass sie sich für einen wirksamen Schutz dieser sehr wertvollen Wälder einsetzt und den Prozess beschleunigt“.

Rumänien beherbergt mehr als 500.000 Hektar Ur- und Naturwälder, mehr als jeder andere EU-Mitgliedstaat außerhalb Skandinaviens. Etwa 300.000 Hektar dieser Wälder sind nach europäischem Recht als Natura 2000-Gebiete geschützt. Diese Wälder sind für viele geschützte Arten, darunter Bären, Wölfe, Schwarzstörche, Eulen, Spechte, Fledermäuse und Käfer, aber auch für den Menschen von entscheidender Bedeutung, da sie die „Lunge Europas“ bilden.

 

Der Text ist eine redigierte Pressemitteilung von Euronatur. Hier das Original.
Der Bericht im Original (Englisch) ist hier nachzulesen.
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Foto: Holzeinschlag im Naturpark Vanatori Neamt, ein Natura 2000-Gebiet, im August 2024. Einige der Baumstümpfe an diesem Standort hatten einen Durchmesser von mehr als 2,3 m. (© EuroNatur/Agent Green)