Fast 700 Pilzarten im Waldbiotop Schwäbische Alb

Fast 700 Pilzarten im Waldbiotop Schwäbische Alb

10. April 2025 Aus Von waldreporter

Großer Artenreichtum: Im Waldbiotop Schwäbische Alb der Sielmann Stiftung 691 Pilzarten erfasst.

Lauterstein, 10. April 2025. Forschende haben bei einer Untersuchung einer Waldfläche in Lauterstein (Landkreis Göppingen) 691 Pilzarten auf einer Fläche 96 Hektar gefunden. Eigentümerin des Areals ist die Heinz Sielmann Stiftung, welche die umfangreiche Pilzuntersuchung veranlasst hat. Die aktuellen Auswertungen des Monitorings aus den Jahren 2021 bis 2024 haben ergeben, dass das Waldbiotop eine wahre Fundgrube für seltene und bedrohte Pilzarten ist.

Pilze sind die heimlichen Versorger und Beschützer der Wälder. In Sielmanns Waldbiotop Schwäbische Alb haben Expertinnen und Experten eine erstaunliche Vielzahl an Pilzarten festgestellt, darunter ein Neufund für Deutschland und viele seltene Arten. Die Funde sollen zeigen, dass es sich um ein besonders schützenswertes Refugium für die Artenvielfalt handelt.

Neufund in Deutschland

Die tatsächliche Zahl der vorkommenden Pilzarten dürfte sogar noch deutlich höher liegen. „In den Untersuchungsjahren hatten wir sehr trockene Sommer- und Herbstmonate – keine optimalen Wuchsbedingungen. Daher gehen wir davon aus, dass es auf der Fläche noch weitaus mehr Arten gibt, als wir erfasst haben“, sagt Dr. Heiko Schumacher, Leiter des Bereichs Biodiversität der Heinz Sielmann Stiftung.

Die Ergebnisse zeigen beispielhaft, dass die steilen und deshalb kaum bewirtschafteten Hangwälder der Schwäbischen Alb wertvolle Refugien für die Natur und besonders auch für Pilze sind. Die Experten haben sogar eine Art gefunden, die in Deutschland als neu gilt: Das Österreichische Stromakissen (Trichoderma austriacum) ist ein parasitärer Pilz, der den im Waldbiotop häufig gefundenen Dornigen Wachsrindenschwamm (Eichleriella deglubens) befällt.

Refugium für bedrohte Arten

19 der im Waldbiotop entdeckten Pilzarten stehen auf der Roten Liste für gefährdete Arten, darunter der vom Aussterben bedrohte Korallenrote Saftling (Hygrocybe constrictospora). „Saftlinge und ihre Begleitpilze finden heute nur noch wenige geeignete Lebensräume, da sie auf nährstoffarme Böden angewiesen sind“, erläutert der Pilzexperte Dr. Lothar Krieglsteiner, den die Heinz Sielmann Stiftung mit dem Monitoring beauftragt hat.

Früher seien Pilze auf der Schwäbischen Alb sehr häufig vor allem auf Heideflächen und Magerwiesen gewachsen. Intensive Bewirtschaftung hat sie stark zurückgedrängt. In Sielmanns Waldbiotop Schwäbische Alb hat sich der seltene Pilz halten können.

Pilze sind Wald- und Klimaschützer

„Ich habe auch einige bemerkenswerte Mykorrhiza-Arten entdeckt, einer davon ist der Rotscheibige Täubling (Rusulla rhodella)“, so Krieglsteiner. Mykorrhiza-Pilze gehen Symbiosen mit den meisten Pflanzen ein und versorgen sie mit wichtigen Nährsalzen. Ihr weit verzweigtes Netz unter der Erde ist für die Wasserversorgung der Pflanzen unersetzlich. Der Rotscheibige Täubling lebt vornehmlich mit Buchen zusammen.

Waldböden mit einem dichten Pilzgeflecht binden nachweislich um ein Vielfaches mehr CO2 als solche mit geringem Pilzvorkommen. Pilze machen Wälder außerdem resistenter gegen die steigenden Temperaturen durch die Klimaerwärmung. Sie versorgen, beschützen und verjüngen die Wälder. Dass Pilzschutz auch Klimaschutz ist, wird bis heute jedoch noch kaum berücksichtigt.

 

Der Text ist eine redigierte Pressemitteilung der Heinz Sielmann Stiftung, erstellt von Conie Riedle. Hier das Original. Mehr über Sielmanns Waldbiotop Schwäbische Alb…

Das Thema Pilze bei Waldfreund.in.

Foto: Der Korallenrote Saftling ist vom Aussterben bedroht und daher ein ganz bemerkenswerter Fund des Monitorings. (© Dr. Lothar Krieglsteiner / Heinz Sielmann Stiftung)