Geld für Öko-Leistungen des Waldes
Gute Luft, klare Quellen, herrliche Spaziergänge – das alles bieten Wälder gratis. Geld bekommen die Eigentümer nur für das Holz. Das soll sich ändern.
Der Wunsch nach mehr arten- und strukturreichen Wäldern, die zudem Wasser speichern, Luft kühlen und Erholung bieten, wird stärker. Das Problem: Für diese „Ökosystemleistungen“ erhalten Waldbesitzende kein Geld und planen sie daher gar nicht erst ein.
Die Technische Universität (TU) Dresden hat jetzt eine Methode zur Honorierung von Ökosystemleistungen in nachhaltiger Waldwirtschaft entwickelt und am Beispiel von Flächen in Mecklenburg-Vorpommern ausprobiert. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) fördert das Verbundprojekt fachlich und finanziell mit rund 570.000 Euro.
Standortgerechte Waldwirtschaft zählt mit nachhaltigem Holzbau laut Wissenschaftlichem Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) zu den sogenannten Mehrgewinnstrategien. Denn Wälder nehmen nicht nur beachtliche Mengen des Treibhausgases Kohlendioxid aus der Luft auf, sie tragen auch zum Artenschutz bei, dienen als Klimaanlage, spenden Sickerwasser, so DBU-Generalsekretär Alexander Bonde. Bonde: „Diese wertvollen Ökosystemleistungen der Wälder müssen finanziell besser gewürdigt werden.“ Das könnte helfen, solchen natürlichen Mehrwert für Mensch und Umwelt aufrechtzuerhalten und den Wert einzelner Flächen zu steigern.
Lange Zeit gab die Holzproduktion den Takt bei der Waldplanung vor, doch mittlerweile ist ein Wandel im Gang. „Fichten waren in Deutschland bisher vorrangige Einnahmequelle bei Waldbesitzerinnen und -besitzern“, sagt Dr. Reinhard Stock, Leiter des DBU-Referats Naturschutz. „Ihre weitgehend astfreien langen Stämme, das schnelle Wachstum und die hohe Qualität als Bauholz prägten das forstliche Handeln.“ Doch Extremwetter wie Dürren schwächten in den vergangenen Jahren die Vitalität der Fichtenforste; Borkenkäfer-Kalamitäten beschleunigten überdies das großflächige Absterben. Vom erhöhten Einschlag an Schadholz profitierten Säge-, Hobel- und Imprägnierwerke durch immense Exporte nach China und in die USA. Für Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer dagegen gab es aufgrund des Überangebots an Holz nur geringe Erlöse. „Wir brauchen einen schnellen Wandel in der Waldwirtschaft“, sagt Stock. Strukturreiche Laubmischwälder mit ihren vielfältigen Ökosystemleistungen seien deutlich widerstandsfähiger.
Damit der Waldumbau nach seinen Worten gelingt und der Waldbesitz sich nicht allein durch Holzverkauf rentiert, ist „die Finanzierung von Ökosystemleistungen zu einem Top-Thema in Politik, Wissenschaft und Forstpraxis geworden“, so der DBU-Referatsleiter. Die Herausforderung: Zwar gibt es nach seinen Worten erste, schematische Honorierungsansätze, eine auf wissenschaftlicher Basis hergeleitete Methodik fehlt aber noch.
Eine solche Methodik will das Institut für Forstökonomie und Forsteinrichtung der TU Dresden in Kooperation mit Wirtschaft, Naturschutz, Tourismus, Wissenschaft und Forstpraxis entwickeln – mit besonderem Fokus auf die Nachfrage. „Zu diesem Zweck ermitteln wir Präferenzen von Waldnutzerinnen und -nutzern“, sagt Prof. Dr. Andreas Bitter vom Institut für Forstökonomie und Forsteinrichtung der TU Dresden. Neben einer erweiterten Inventurdatenauswertung, die nicht nur auf Holzproduktion ausgerichtet ist, werden nach seinen Worten sogenannte Weiserflächen für charakteristische Waldentwicklungstypen angelegt. Man untersucht auf diesen Forschungsflächen, wie die Qualität einzelner Ökosystemleistungen zu erhöhen ist.
Das auf drei Jahre angelegte Projekt findet in Kooperation mit verschiedenen Institutionen der TU Dresden, der Berliner Hochschule für Wirtschaft und Recht sowie mit Naturschutz und Tourismus statt, wobei alle Waldbesitzarten berücksichtigt werden sollen. Ein betriebliches Planungshandbuch mit Verfahrensbeschreibungen und waldbaulichen Behandlungsprogrammen soll eine Verbreitung in der Forstpraxis ermöglichen. Eingebunden in das Projekt sind Praxisbetriebe des Staats-, Kommunal- und Privatwaldes im Bereich des Forstamtes Billenhagen in Mecklenburg-Vorpommern.
Der Originaltext steht hier im Pressebereich der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU).
Bild: DBU / Sven Wagner (Eichen-Buchen-Mischbestand im bayerischen Spessart)