Nationalerbe-Baum – Die Eiche von Markendorf

Nationalerbe-Baum – Die Eiche von Markendorf

6. März 2024 Aus Von waldreporter

Die Drillingseiche in Markendorf (Frankfurt/Oder) ist jetzt der Nationalerbe-Baum Nr. 31.

Ahrensburg, 6. März 2024. Das Kuratorium Nationalerbe-Bäume der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft e.V. hat die Drillingseiche Markendorf in Frankfurt an der Oder zum Nationalerbe-Baum auserkoren.

„Die Eiche ist der stärkste und wohl auch der älteste Baum von Frankfurt/Oder, die Stadt ist mächtig stolz auf ihn“, sagt der Leiter des Kuratoriums, Professor Andreas Roloff. Zudem gehöre die Eiche zu den zehn stärksten Bäumen Brandenburgs und zu den 15 stärksten Stiel-Eichen Deutschlands.

Der Name Drillingseiche für den Baum ist durch die Teilung des Hauptstammes in etwa vier m Höhe in drei Stämmlinge begründet. Diese Stammteilung kam während des Aufwuchses durch Verlust des Wipfels zustande. Oder, hier zutreffend, erst später durch Beschädigung des Stammes, was zum Ersatz durch drei dominante Wipfeltriebe geführt hat. Dies muss schon sehr lange her sein, da die drei Stämmlinge inzwischen imposante Ausmaße haben: Einer hat mittlerweile über einen Meter Durchmesser erreicht. Früher hieß der Baum meist einfach „Alte Eiche“. Aber davon gibt es viele in Frankfurt (Oder), Brandenburg und Deutschland – Drillingseichen hingegen nur wenige. Daher passt dieser neuere Name besser, auch weil er gleich die Besonderheit des Baumes beschreibt.

Beeindruckende Borkenstruktur

Der Hauptstamm hat auf der West- und Südostseite (zur Mauer hin) je einen Spalt, und an einem der Stämmlinge erkennt man einen ehemaligen Blitzschaden. Auch durch solch einen Blitzeinschlag vor sehr langer Zeit könnte die Dreizahl von Wipfeltrieben entstanden sein. Die Drillingseiche hat zudem eine sehr beeindruckende Borkestruktur, besonders etwa in Kopfhöhe unter der Stammgabelung auf der Nordseite des Stammes. Dort erkennt man turbulente gewaltige Borkerippen und dazwischen teilweise über zehn Zentimeter tiefgehende Borkespalten. Diese Strukturen müssen mindestens 500 Jahre zur Entwicklung gebraucht haben.

Einschusslöcher in Eichen

Man findet in einigen Stämmen der Eichen noch Einschusslöcher und -spuren von Granaten – sie stammen von Kampfhandlungen am Ende des 2. Weltkrieges (vom 16. bis 19. April 1945). „Dadurch sehen die Eichen mittlerweile besonders imposant und eindrucksvoll aus“, so Roloff. Es führt ein Rundweg im Park an acht Eichen entlang, und die dickste dieser Eichen wird im April als Nationalerbe ausgerufen. Den unmittelbaren Zutritt unter den ausgewählten Baum verhindert ein Geländer, da Äste herunterfallen können.

Die Regionalhistorikerin Hannelore Skirde hat die Geschichte des Dorfes rekonstruiert. Demnach ist die Siedlung mit erster Kirche Mitte des 13. Jahrhunderts gegründet worden. Die erste Erwähnung in einer alten polnischen Urkunde gibt es 1354 als Margrabiow. Die erste deutsche urkundliche Erwähnung der Ortschaft stammt aus der Zeit um 1400. Damals noch mit anderen mehrmals wechselnden Namen und schließlich seit 1538 als Markendorf. Die bereits zweite Kirche am Ort ist dann etwa 1405 erbaut worden: Das passt perfekt zum hergeleiteten Alter der Drillingseiche mit 600 Jahren.

Im Ostdeutschen Baumarchiv von Andreas Gomolka ist diese Aussage über die Drllingseiche zu lesen: Kirche und fast das ganze Dorf wurden bei Kriegshandlungen in den letzten Tagen des zweiten Weltkrieges zerstört, die Kirchenruine später abgerissen. Als lebende Zeitzeugen und Mahnmale ragen die acht Eichen mit ihren zerzausten Gestalten auf dem Friedhof empor. Ihre beschädigten Stämme und Kronen lassen heute noch zahllose Wunden durch Einschüsse und Explosionen erkennen.“

 

Der hier etwas gekürzte Text von Prof. Dr. Andreas Roloff findet sich in voller Länge auf der Nationalerbe-Baum-Webseite.
Mehr dieser Bäume bei Waldfreund.in.

Fotos: © Andreas Roloff / TU Dresden