Jetzt ist wieder Mistelzeit

Jetzt ist wieder Mistelzeit

22. November 2022 Aus Von waldreporter

Forstleute sehen die Mistel als „Halbschmarotzer“, andere als Weihnachtsdekoration.


Viele Leute kennen die Mistel hauptsächlich als weihnachtliche Dekoration. Wer einen Wald oder einen Garten hat, weiß, dass sich die Pflanze auf vielen Baumarten ansiedelt, oft in sehr großer Zahl. „In Wäldern und Obstgärten breiten sich die Misteln in Folge der Klimaerwärmung immer mehr aus“, sagt Förster Jörg Tarne, der den Bayerischen Staatswald im Westallgäu pflegt.

Eigentlich müsse man von drei Unterarten der Mistel sprechen. Eine Unterart lebe auf Kiefern, die nächste auf Laub- und Obstbäumen und die dritte auf Weißtannen. Die Unterart auf Weißtannen sei nur auf die Tanne spezialisiert und befalle keine anderen Bäume.

Alle Unterarten leben als Halbschmarotzer auf ihren Wirtsbäumen. Die Misteln betreiben zwar wie andere Pflanzen auch selbst Photosynthese, brauchen aber den Halt und Wasser sowie Nährstoffe der Wirtspflanze. Vollschmarotzer leben ganz von der Wirtspflanze und betreiben nicht einmal eine eigene Fotosynthese.

Misteln können gesunden Bäumen wenig anhaben. Anders schaut dies bei Vorschädigungen aus, so verstärkt die Mistel bei Wassermangel den Trockenstress der Bäume, da sie ihre Spaltöffnungen später schließt und damit mehr Wasser des Baumes verdunstet.

Die klebrigen Früchte der Mistel bleiben leicht am Vogelschnabel kleben und werden von diesen dann an Bäumen abgestreift oder mit dem Vogelkot ausgeschieden. So verbreitet sich die Mistel auch über größere Distanzen. Früher waren die Früchte Basis für einen Leim, der vor allem für die Vogeljagd verwendet wurde. Auch in der Mythologie spielte die Mistel eine große Rolle und wird heute noch gerne verwendet. Sie ist beispielsweise in vielen Ländern ein Fruchtbarkeitssymbol.

Eigentlich sterben die befallenen Bäume nicht unmittelbar an diesem Halbschmarotzer. Doch kann Mistelbefall bei der Tanne den Befall von verschiedenen Tannenborkenkäfern begünstigen und somit indirekt zum Absterben der Tannen führen. Je älter die Bäume sind umso gefährdeter sind sie. Staatsforst-Revierleiter Jörg Tarne: „Wir beobachten gerade eine erhöhte Dynamik im Rahmen des Klimawandels, behalten die Situation im Auge und haben auch schon die Waldforscher der Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft eingeschaltet. Ergebnisse stehen aber noch aus.“

 

Der Text ist eine leicht überarbeitete Pressemitteilung der Bayerischen Staatsforsten. Hier ist das Original.

Fotos: Mistel auf Kiefer ( © A. Kern / pixelio.de )
Misteln auf Weißtannen ( © J. Tarne /
BaySF )