Nr. 21 – die Gerichtslinde in Collm

Nr. 21 – die Gerichtslinde in Collm

6. November 2022 Aus Von waldreporter

Ein Kuratorium der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft (DDG) will 100 Bäume über 1000 Jahre zum Nationalerbe machen.


Die Ausrufungszeremonie begann mit Glockengeläut und dem Wermsdorfer Posaunenchor: Im sächsischen Dorf Collm ist Ende Oktober eine etwa 1000 Jahre alte Sommerlinde zum Nationalerbe-Baum ausgerufen worden. Es ist der Baum Nr. 21.

100 Bäume in ganz Deutschland sind das Ziel, das sich die Deutsche Dendrologische Gesellschaft (DDG) – die sich als Lobby von Bäumen sieht – gesetzt hat. Ein fünfköpfiges Kuratorium soll diese besonderen Exemplare ausrufen. In Frage kommen dafür Bäume, die schon einen Stammumfang von mindestens 400 cm aufweisen (in etwa 1,3 m Stammhöhe gemessen) und möglichst über 400 Jahre alt sind (was nicht unbedingt zutreffen muss, auch da man das Alter oft gar nicht genau weiß). Sie müssen zu Baumarten gehören, die hierzulande überhaupt deutlich über 500 Jahre alt werden können, einzelne sogar 750 bis 1000 Jahre: Eibe, Stiel-/Trauben-Eiche, Ginkgo, Ess-Kastanie, Sommer-/Winter-Linde, Platane, Riesenmammutbaum, Flatter-Ulme (im Gebirge auch Berg-Ahorn, Arve, Europäische Lärche).

Solche langlebigen Baumarten sind in vielfacher Hinsicht besonders wertvoll, zum Beispiel für den Artenschutz als Habitatbäume (Vögel, Fledermäuse, Insekten, Moose, Flechten etc.), für den Denkmalschutz als Relikte der Parkgeschichte oder vormaliger Baumgenerationen, für Umweltbildung als Demonstrationsobjekte sowie für Erholung und Wohlbefinden als mentale Ankerpunkte und Ähnliches.

Andreas Roloff, Leiter des Kuratoriums: „Wir suchen, erhalten, pflegen und schützen besondere Charakterbäume in Deutschland, um sie in Würde altern zu lassen“. Im Vergleich zu anderen Ländern gebe es in Deutschland nur wenige Bäume dieser Art, was unter anderem an Unfallverhütungsvorschriften liege. In England habe er hunderte dieser besonderen Exemplare gesehen, so der Forstwissenschaftler.

Die Idee, Bäume so zu schützen und zu pflegen, um diesen ein würdevolles Altern zu ermöglichen, klingt grundsätzlich sehr gut. Es ist aber auch mit finanziellen Aufwendungen verbunden. Die Entwicklung von Pflegekonzepten für jeden Einzelbaum, die Pflege- und Sicherungsmaßnahmen sowie Öffentlichkeitsarbeit und Marketing bedürfen einer finanziellen Untermauerung. Zur Finanzierung hat die DDG die Eva Mayr-Stihl Stiftung gewonnen.

Das Kuratorium hat inzwischen 22 Bäume als Kandidaten ausgewählt und bereits 21 Nationalerbe-Bäume ausgerufen. Die Gerichtslinde in Collm ist also die Nummer 21.

In Collm haben der Pfarrer, der Staatssekretär aus dem Sächsischen Umweltministerium und der Bürgermeister emotionale Grußworte gehalten. In der Laudatio zum Baum haben die rund 160 Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der Zeremonie Details aus der 1000-jährigen Lebensgeschichte des Baumes erfahren. Stammstrukturen aus Originalstamm, Innenwurzeln und Wiederaustrieben sowie die Krone aus Ständern sagen hier viel aus. Der Baum hat jetzt eine Ehrentafel.

 

Der Text ist eine Zusammenfassung von den Webseiten der DDG und der Webseite Nationalerbe Bäume.

Die Collmer Linde hat dort eine eigene Seite (hier) und eine Seite bei Wikipedia (hier).

Das Kuratorium ruft dazu auf, Informationen über alte Bäume, die infrage kämen, auf einer Kontakt-Seite weiterzugeben.

Foto: die Collmer Gerichtslinde / © DDG