Laut und schlau – der Schwarzspecht
In den Wäldern hat die Balzzeit des größten europäischen Spechts begonnen – er gilt als schlau und vor allem aber ist er laut.
Hamburg / Klepelshagen, 23. Februar 2024. Im Wald ist jetzt Trommelwirbel zu hören: Der Schwarzspecht ist’s, dessen Balzzeit Mitte Februar begonnen hat. Der Schwarzspecht ist etwas kleiner als eine Rabenkrähe, aber genauso pechschwarz. Seinen Kopf ziert ein knallroter Haarschopf.
Spechte sind laut und schlau: Mit seinem Trommeln lockt Herr Specht das Weibchen an. „Je intensiver das Trommeln, desto besser. Und je hohler der Baumstamm ist, desto mehr Resonanz erhält der Trommelwirbel. Darum suchen sich Spechte zum Balztrommeln vornehmlich hohle Stämme, die den Klang noch verstärken“, erklärt Jenifer Calvi von der Deutschen Wildtier Stiftung. Auch heimische Grau-, Dreizehen- und Buntspechte beherrschen diese clevere Art der Brautwerbung.
„Und besonders schlaue Spechte suchen sich in Siedlungsnähe statt der Bäume gerne auch Satellitenschüsseln, Regenrohre oder -rinnen, haben Forscher beobachtet. Denn die klingen durch das Metall extra laut“, so Calvi.
Ein Kopf wie ein Hammer
Bis zu 17-mal pro Sekunde kann ein Schwarzspecht mit dem Schnabel in die Rinde hauen und erreicht dabei eine durchschnittliche Aufprallgeschwindigkeit von 25 Stundenkilometer. Dabei fungiert der Kopf des Spechtes beim Aufschlag wie ein Hammer. „Ein spezielles Zusammenwirken von Muskeln und Knochen in seinem Kopf sorgt dafür, dass der Specht beim Hämmern weder Kopfweh bekommt, noch, dass das Gehirn Schaden nimmt“, so Calvi.
Durch das Abklopfen der Baumrinde finden die Vögel aber auch ihre Nahrung: Käfer, Spinnen und Larven stehen auf der Specht-Speisekarte. Getrunken wird ebenfalls am Baum: Mit dem Schnabel schlagen sie Löcher in Hainbuchen, Birken oder Ahornbäume. Fließt durch ein Loch süßer Baumsaft, fangen die Vögel die Flüssigkeit im beweglichen Unterschnabel auf, bevor sie ihn herunterschlucken – Schluckspechte eben.
Aber nicht nur zur Balz und zur Nahrungsaufnahme nutzt der elfenbeinfarbene Schnabel: Mit ihm als Werkzeug bauen Schwarzspechte die größten Baumwohnhöhlen eines Waldes. Dabei nutzt der Zimmermann geschickt natürliche Gegebenheiten aus: „Liegt das Einflugloch unter einem Rindenwulst wie unter einem Vordach, läuft kein Regenwasser in die Höhle. Im wahrsten Sinne des Wortes astreine Stämme sichern eine freie Sicht beim Ein- und Ausfliegen“, sagt Calvi.
Wohnraum für die Waldbevölkerung
Im Inneren des Stammes ist die Wohnhöhle manchmal bis zu einem Meter tief gezimmert. Alte, hundertjährige Buchen mit dickem Stamm hat der Schwarzspecht besonders gern. Hier kann er eine Höhle bauen, die genug Platz für den Nachwuchs bietet: Immerhin schlüpfen vier bis sechs Küken aus den porzellanweißen Eiern.
Später, wenn die Jungen flügge geworden sind und auch die Elternvögel in eine neue Wohnhöhle umziehen, nutzen andere Wildtiere das Domizil: Hohltaube, Raufußkauz, Baummarder, Siebenschläfer oder Schellente. So spielt der Schwarzspecht eine wichtige Rolle für die Artenvielfalt im Wald.
„Mit geschätzten 30.000 Schwarzspecht-Brutpaaren in Deutschland ist die Population stabil. Und weil es in Deutschland immer mehr alte Bäume in den Wäldern gibt, kann sein Bestand noch steigen“, sagt Calvi. Trotzdem leidet er unter den Veränderungen in den Wäldern. Denn wächst in dem Wald, in dem ein Schwarzspecht wohnt, zu viel Naturverjüngung auf, wird sein Lebensraum schnell ungeeignet.
Hauptfeind Habicht
Schwarzspechte entkommen ihrem Hauptfeind, dem Habicht, nur, indem sie ihm in einem schnellen Zickzack-Flug dicht über dem Boden entwischen. Wird ein Schwarzspecht dabei von jungen, aufwachsenden Bäumen behindert, hat er kaum Chancen, den Greifvogel abzuschütteln. Dann verlässt er die Wälder, obwohl es dort geeignete Höhlenbäume für ihn gäbe.
Die Deutsche Wildtier Stiftung schützt den faszinierenden Schwarzspecht. Auf Gut Klepelshagen in Mecklenburg-Vorpommern lässt sie in alten, schattigen Buchenwäldern sogenannte Habitatbäume für Schwarzspechte ein Baumleben lang stehen. Hier balzen derzeit vier Brutpaare – der Nachwuchs kann kommen!
Diesen (hier leicht bearbeiteten) Text hat die Deutsche Wildtier Stiftung als Pressemitteilung verbreitet. Mehr von der Stiftung bei Waldfreund.in.
Foto: Sabine/Schwoaze über Pixabay