Knospen – winzige Kraftpakete

Knospen – winzige Kraftpakete

21. März 2023 Aus Von waldreporter

Jetzt ist die Zeit, beim Betrachten der Waldbäume faszinierende Details zu entdecken und die Arten früh kennenzulernen.


Wer jetzt beim Spaziergang in den Laubwald geht, kann durch die Äste die Sonne sehen und spüren. Das Schattenspendende Blätterdach lässt noch auf sich warten. Unsere Waldbäume gehören zu den „Sommergrünen Gehölzen“. Gut die Hälfte des Jahres sind sie „winterkahl“ – sie haben ihre Blätter abgeworfen.

Jetzt im zeitigen Frühjahr sieht man bei genauerem Hinsehen Knospen an den Zweigen. Aus der Ferne und auf den ersten Blick wirken sie unscheinbar. Doch die bereits im vorigen Sommer gebildeten Knospen tragen alles bereits in sich, was das Blatt oder die Blüte für den Austrieb im Frühjahr benötigt. Und wenn man genau hinsieht, lassen sich erstaunliche Details an den Zweigen und den einzelnen Knospen erkennen. Wer weiß worauf zu achten ist, kann anhand der Knospen sogar die Baumart bestimmen.

Bald endet die „Knospenruhe“

In den Knospen sind in extrem gestauchter, winziger Form bereits Blätter, Blüten oder beides für das kommende Frühjahr verpackt. Ein winziges Kraftpaket. So sitzt in der kleinen Knospe die Kraft der Pflanze für die nächste Saison. Andreas Wiebe, Leiter von Wald und Holz NRW: „Das wissen auch die Rehe, die diese energie- und eiweißreichen Pflanzenteile in der kalten Jahreszeit bevorzugt fressen. Darum können viele Rehe den Aufbau arten- und strukturreicher, klimastabiler Wälder gefährden.“

Damit die Knospe im Winter nicht durchfriert und die Gefäße zerstört werden, hat der Baum ihr das Wasser entzogen. Es herrscht die „Knospenruhe“, gesteuert durch ein komplexes Zusammenwirken von Pflanzenhormonen. Zusammen mit steigenden Temperaturen und längeren Tagen steuern eben diese Hormone auch die Zunahme des Wassergehaltes der Knospen im Frühjahr. Die Knospen werden dicker und ab einem bestimmten Zeitpunkt brechen die Knospenschuppen auf und das frische Laub kann sich entfalten. Gleichzeitig wächst der Trieb in die Länge.

Merkmale, Unterschiede, Besonderheiten

Wer die entscheidenden Merkmale erkennt kann die Arten durch eine genaue Betrachtung aus der Nähe bestimmen und voneinander unterscheiden. Genau darum geht es in wissenschaftlichen Beschreibungen von Knospen der Bäume. Die allererste stammt wohl aus dem Jahre 1749 von PEHR LÖFLING einem Schüler des bedeutenden Botanikers CARL VON LINNÉ (1707-1778).

Bevor es ins Detail der Knospe geht, empfehlen die Forstleute bei der Gehölzbestimmung im Winter zunächst ein Blick auf den gesamten Zweig mit seinen besonderen Merkmalen. Die Rotbuche zum Beispiel erkennt man an ihren charakteristisch spitz zu laufenden Knospen. Sie liegen sich versetzt gegenüber. Unsere Forstleute sagen dazu „wechselständig“. Bei den Eichen sind die rundlichen Knospen auch versetzt aber zusätzlich „spiralförmig“ um den Zweig herumlaufend angeordnet. Bei allen Ahornarten liegen sich die Knospen dagegen direkt, also „gegenständig“, gegenüber. Der Bergahorn hat zudem sehr auffällige Endknospen, die satt grün leuchten. Und die Knospen der Schwarzerle haben eine charakteristische Form, die nennt man „gestielt“. Wer das kleine Zweiglein einer Schwarzerle und die einzelnen Knospen etwas länger aufmerksam betrachtet, wird verstehen, was damit gemeint ist.

Ein intensives Betrachten der Knospen unserer Waldbäume und -sträucher bietet die Möglichkeit tief einzutauchen in eine faszinierende Welt voller erstaunlich großer Unterschiede. Zunächst kaum wahrnehmbare Details werden zu großen eindeutigen Unterschieden. Und wer Bäume und Sträucher im Winter bestimmen kann, dem fällt es meist auch im Sommer noch leichter.

 

Das ist ein Pressetext von Wald und Holz NRW. Hier das Original.

Fotos: Kirschblütenknospen ( © Sabine Geißler / pixelio.de )
Kleine Bestimmungshilfe – Knospen der Waldbäume ( © Jan Preller, Wald und Holz NRW)