Alles im Fluss: von ITT zu TFFF
KOMMENTAR – Zum neuen Anlauf, den tropischen Regenwald zu schützen.
Rottenburg am Neckar, 24. November 2025. Wetten, dass ITT fast niemandem mehr ein Begriff ist. TFFF schon eher. TFFF bedeutet Tropical Forest Forever Facility, ein Fonds, den die brasilianische Regierung initiiert hat, um den tropischen Regenwald zu erhalten. Brasilien hat den Fonds vorige Woche anlässlich der Klimakonferenz COP 30 in Belém auf die Tagesordnung gesetzt. Deutschland will sich mit einer Milliarde Euro verteilt auf zehn Jahre daran beteiligen.
Ein solcher Geldmittelbestand war schon einmal im Gespräch. Vor Jahren. 2007 hat die Regierung von Ecuador einen Plan vorgestellt, der als Yasuni-ITT-Initiative in die Geschichte eingegangen ist. Im Yasuni Nationalpark, dem größten in Ecuador, haben Ölfirmen bei Probebohrungen reiche Erdölvorkommen entdeckt – in einem der größten und artenreichsten Regenwaldgebiete des Planeten. Die Ölquellen erhielten die Namen Ishpingo, Tambococha und Tiputini, daher ITT.
Zur Einordnung: Der Nationalpark hat eine Größe von rund 10.000 Quadratkilometern, der Nationalpark Schwarzwald rund 100 Quadratkilometer. Auf einem Hektar des dortigen Regenwaldes haben Forschende 600 Arten von Bäumen und Sträuchern gefunden, in mitteleuropäischen Wäldern sind es vielleicht ein Dutzend. Daher gilt Yasuni als Hotspot der Biodiversität.
Ecuador hatte seinerzeit angeboten, das Öl im Boden zu lassen, wenn die Hauptverbraucherländer (darunter Deutschland) einen Ausgleich dafür bezahlen. Das hätte gleich zwei Vorteile: Erstens würde der Urwald geschützt, zweitens wäre es ein Schritt weg vom klimaschädlichen Ölverbrennen.
Natürlich fanden das alle gut. Der Deutsche Bundestag mit der Mehrheit von Union, Sozialdemokraten und Grünen sprach sich dafür aus. Dennoch wurde nichts daraus. Ausgerechnet der Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung im Kabinett Merkel II „torpedierte“, so die taz, den Plan. Die Partei, der er angehört, würde die Bezeichnung „FCK Den Planeten“ durchaus verdienen.
TFFF ist also sozusagen die moderne Version von ITT. Nicht unbedingt besser. Damals war es Ziel, ein konkretes Projekt auszugleichen, der TFFF ist heute noch eher unkonkret und allgemein. Allerdings ist inzwischen der Druck größer, weil sich die Klimakrise verschärft
Nach 20 Jahren also ein neuer Anlauf. 20 vergeudete Jahre, aber bleiben wir zuversichtlich, was sonst. Martin Kaiser, geschäftsführender Vorstand von Greenpeace, sieht Fortschritte: „Der Fonds ist tatsächlich ein Erfolg und es war wichtig, dass Deutschland noch während der Konferenz seinen Beitrag dafür angekündigt hat.“ Deutschland müsse diesen Beitrag aber an klare Bedingungen knüpfen, damit daraus ein glaubwürdiges Instrument für den Waldschutz wird (hier das gesamte Interview auf der Greenpeace-Websseite).
Foto: Der Rio Tiputino markiert die nördliche Grenze des Yasuni-Nationalparks Yasuni in Ecuador / © Diego Tirira, CC BY-SA 2.0 bei Wikimedia
