Das brutale Geschäft der Holzmafia

Das brutale Geschäft der Holzmafia

25. Juli 2023 Aus Von waldreporter

Eine neue Folge der ARD-Sendung „Rabiat“ nimmt das brutale Geschäft der Holzmafia ins Visier.


Rottenburg, 25. Juli 2023. Illegaler Holzhandel ist ein Milliardengeschäft. Hohe Renditen und geringer Verfolgungsdruck ziehen die organisierte Kriminalität an. Allein im vergangenen Jahr soll es in Europa für 120 Millionen Tonnen Holz keinen Herkunftsnachweis gegeben haben. Gleichzeitig ist Entwaldung eine der größten Ursachen für das Klimaproblem mit dem Treibhausgas CO2.

„Rabiat“-Reporter Johannes Musial hat sich in der neuen Folge „Rabiat: Das brutale Geschäft der Holzmafia“ auf eine riskante Recherchereise begeben. Seine Ziele lagen in Kambodscha, Rumänien, Frankreich, Österreich und Deutschland – zweimal sei Musial gerade noch mit heiler Haut davongekommen, so Radio Bremen*.

In Rumänien steht einer der letzten und größten Urwälder Europas. Schätzungsweise die Hälfte der Bäume im Land wird illegal abgeholzt. Einer der wichtigsten Abnehmer für das Holz: Möbelhäuser und Baumärkte in Deutschland. Johannes Musial begleitet die Umweltschützer der Organisation „Agent Green”, die gegen die rumänische Holzmafia kämpfen. Gegen alle, die am illegalen Holz verdienen: Holzfäller, Händler, korrupte Beamte.

Wütende Holzfäller

„Agent-Green“-Gründer Gabriel Paun wurde 2015 fast totgeschlagen, als er Hinweisen auf illegale Abholzung nachging. Mindestens sechs Förster wurden in den letzten zehn Jahren in Rumänien umgebracht. Als der „Rabiat“-Autor Johannes Musial mit den Umweltschützern auf illegale Fällarbeiten stößt, müssen sie vor wütenden Holzfällern aus dem Wald flüchten.

Eigentlich sollten Politik und Polizei die einzigartigen rumänischen Wälder schützen, doch Korruption ist weit verbreitet. Die Holzmafia besticht Beamte, Politiker, Polizisten. Die Europäischen Union verwarnte Rumänien bereits 2020, weil es seine Wälder nicht ausreichend schützt. Konsequenzen hatte das bisher nicht.

In Deutschland nimmt der Reporter die Spur des illegalen Holzes auf, gemeinsam mit Johannes Zahnen vom WWF. Er gilt als „der“ Holzdetektiv. Seit 20 Jahren schon sucht er auf dem deutschen Markt nach Holz mit fragwürdigem Ursprung. Gemeinsam gehen sie in Möbelhäuser, kaufen verdächtige Holzprodukte und schicken sie ins Labor. Gibt es Hinweise auf illegales Holz?

Umweltkriminalität

Bei Interpol in Lyon trifft Johannes Musial den Ermittler Sasa Braun. Er ist zuständig für Umweltkriminalität bei der internationalen Polizeibehörde. Interpol schätzt den Markt für illegales Holz auf bis zu 152 Milliarden US-Dollar Umsatz pro Jahr. Umweltkriminalität sei der drittgrößte Kriminalitätsbereich weltweit, gleich nach Drogenhandel und Produktfälschung. Und: Im illegalen Holzhandel mische die organisierte Kriminalität mit. Es gehe auch um Menschenhandel, Waffenhandel, sogar Terrorismus.

In Kambodscha sind ein Drittel der Wälder in den vergangenen 20 Jahren verschwunden. Die Holzmafia ist mächtig hier, soll Verbindungen in Regierungskreise haben. Offen darüber reden will deshalb kaum jemand. Marcus Hardtke tut es. Vor 30 Jahren kam der deutsche Umweltschützer nach Kambodscha. Seither legt er sich mit der Holzmafia an.

Wie Mafia arbeitet, erlebt Johannes Musial hautnah. Er fährt in einen Wald namens „Prey Lang“. Es ist das größte Naturschutzgebiet Kambodschas, trotzdem verschwinden die Bäume mit unglaublicher Geschwindigkeit. Eine Gruppe Männer geht dort regelmäßig auf Patrouille, um die Holzfäller zu finden, die den Wald rund um ihr Dorf abholzen. Als sie sie gefunden haben, wird der „Rabiat“-Reporter wieder aus dem Wald flüchten müssen.

Wenige Kontrollen, geringe Strafen

Aber er hat eine Holzprobe der gefällten Bäume mitgenommen. Denn das Holz soll in Europa landen. Um mehr herauszufinden, fährt er mit der Probe zum Thünen-Insitut für Holzforschung in Hamburg, das Holz aus der ganzen Welt prüft.

Antworten auf das Problem mit illegalem Holz sucht der Film auch bei Holzunternehmen und Politik. Von den Holzmarktführern will nur HS Timber aus Österreich sprechen. Die Firma hat sechs Standorte in Rumänien. Nach Skandalen in der Vergangenheit wirbt sie jetzt mit Nachhaltigkeit und einem System, das illegales Holz identifizieren soll. Der Nachhaltigkeitsbeauftragte sagt, sie könnten illegales Holz zu 99,9 Prozent ausschließen. Kann das sein?

Und was machen eigentlich die Aufsichtsbehörden? Kritiker sagen, es gäbe zu wenig Kontrollen, zu geringe Strafen. Die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) ist zuständig für Holzimporte. Auf Anfrage heißt es, illegal geschlagenes Holz habe die Anstalt noch nie gefunden. „Rabiat“-Reporter Johannes Musial fragt deshalb persönlich im Bundeslandwirtschaftsministerium (BMLE) nach, dem die BLE untersteht.

 

 

„Rabiat: Das brutale Geschäft der Holzmafia“ ist eine Produktion der Sendefähig GmbH im Auftrag von Radio Bremen (Redaktion Thomas von Bötticher) für die ARD Mediathek und Das Erste 2023.

Der Text ist eine leicht bearbeitete Pressemitteilung von Radio Bremen (zum Original).
Der Film lief erstmals am 17. Juli um 23.35 Uhr in der ARD.
Jetzt ist er hier in der ARD-Mediathek abrufbar.
Bei Waldfreund.in gibt es noch mehr zum selben Thema.

* „Rabiat“ ist das junge Reportageformat von Radio Bremen und dem SWR für die ARD mit „rabiaten“ Geschichten aus den Blickwinkeln junger Autorinnen und Autoren. Sie wollen nach Angaben der Sender Haltung zeigen, Emotionen auslösen und die relevanten und kontroversen Themen ihrer Generation angehen.

Foto: Filmausschnitt / © Radio Bremen