Holzernte dient dem Klimaschutz

Holzernte dient dem Klimaschutz

22. Mai 2022 Aus Von waldreporter

Durch langlebige Holzprodukte als CO2-Speicher trägt der Wald am effektivsten zum Klimaschutz bei.

Klimaschutz ist dann am effektivsten, wenn aus dem geschlagenen Holz langlebige Produkte entstehen und Stoffe ersetzen, die bei der Herstellung viel CO2 erzeugen. Das haben die Forstwissenschaftler Leam Martes und Professor Michael Köhl vom Exzellenzcluster für Klimaforschung CLICCS der Universität Hamburg jetzt in einer Studie belegt.

Nach Ansicht der beiden Forscher steht dies im Widerspruch zu Naturschutzzielen der Europäischen Union. In den neuen Verordnungen der EU würden bereits widersprüchliche Ziele formuliert: Einerseits soll möglichst viel Wald unter Schutz stehen. Durch den Verzicht auf die Holzernte bliebe der Kohlenstoff (C) im Wald gespeichert, zudem entwickle sich die Biodiversität in geschützten Wäldern besser. Andererseits soll möglichst viel Holz aus einheimischen Wäldern kommen. Es ersetzt dann Stoffe, die viele klimaschädliche Emissionen erzeugen. CO2 bleibt in verarbeitetem Holz langfristig gespeichert, zum Beispiel in Häusern und Möbeln. Die Studie von Martes und Köhl soll zeigen, dass letzteres der Atmosphäre deutlich mehr CO2 entzieht.

Die beiden Forscher untersuchten die Daten von Wäldern in 19 Landkreisen in und um Hamburg. Aus Informationen zu Baumarten, Größe und Dicke lassen sich die Kohlenstoffgehalte der Wälder bestimmen. Mit Hilfe eines speziellen Rechenmodells analysierten die Forscher verschiedene Optionen der Bewirtschaftung. Sie haben für sechs Szenarien – von komplettem Naturschutz ganz ohne Holzernte bis hin zu 100 Prozent Ernte – berechnet, wie viel Kohlenstoff bis zum Jahr 2100 innerhalb und außerhalb des Waldes gebunden würde.

Fazit: Werden alle klimarelevanten Leistungen des Waldes einbezogen, speichert eine intensive Holzernte am meisten Kohlenstoff und hätte somit die beste Klimabilanz. Holzprodukte ersetzen Stoffe wie Stahl, Aluminium oder Plastik, die heute energie- und CO2-intensiv produziert werden müssen. So erzeugt zum Beispiel eine Stahltür mehr als das Anderthalbfache an CO2 als eine Tür aus Holz, Stahlträger in Gebäuden würden fast zweieinhalbmal mehr erzeugen – je nach Lebensdauer der Produkte. Durch Verbrennen von Holz lässt sich zudem nachhaltiger Energie erzeugen als mit fossilen Brennstoffen. Weil Holz zuvor CO2 aus der Atmosphäre aufgenommen hat, bleibt die CO2-Bilanz dabei Null.

„Wir müssen den Klimaschutz dort verbuchen, wo er stattfindet“, sagt Leam Martes. Ein Unternehmen könne heute reklamieren, es heize klimafreundlich, wenn es Holz statt Erdöl verbrennt. Es komme aber darauf an, woher das Holz kommt und wo es das CO2 der Atmosphäre entzogen hat – nämlich im Wald. Gerechterweise müsste es sich deshalb positiv auf die Bilanz des Waldes niederschlagen. Das tue es aber nicht. Die Kohlenstoffbilanz werde häufig nur innerhalb des Waldes betrachtet und der Einschlag als Minusposten verbucht. Auf diesem Weg wird der Erhalt von Wald als effektive Klimaschutzmaßnahme, das Fällen für Holzprodukte aber negativ bewertet.

Das Klimapaket der EU-Biodiversitätsstrategie für 2030 sieht vor, mindestens zehn Prozent der Fläche aller Länder unter Naturschutz zu stellen. Für Deutschland würde dies bedeuten, dass rund 40 Prozent der Wälder unter Schutz gestellt werden müssten, weil alternative Flächen fehlen. Dies würde aber ein wichtiges Instrument für den Klimaschutz aushebeln, denn es dürften dort kaum mehr Bäume geerntet werden. Die neue Studie zeigt einen klimafreundlichen Kompromiss: Alle alten Wälder mit Bäumen über 120 Jahre werden geschützt – das sind rund 13 Prozent der norddeutschen Waldfläche. Durch bewirtschaftete Waldflächen und dauerhafte Holznutzung könnten dann zusätzlich Millionen Tonnen CO2 dauerhaft der Atmosphäre entzogen werden, schreiben Leam Martes und Michael Köhl.

 

Der Text beruht weitgehend auf der Vorlage von Stephanie Janssen aus der Öffentlichkeitsarbeit des CLICCS der Universität Hamburg. Zum Original geht es hier.

Zur (englischsprachigen) Publikation der Forschungsarbeit von Martes LM, Köhl M (2022) geht es hier.

Foto: Wolfgang Teuber / pixelio.de (Holz am Bau dient als langfristiger CO2-Speicher dem Klimaschutz)