Harz: Plötzlich kam der Kammmolch

Harz: Plötzlich kam der Kammmolch

26. April 2024 Aus Von waldreporter

Streng geschützte Amphibienart gefunden – Nördlicher Kammmolch erstmals im Nationalpark Harz wissenschaftlich nachgewiesen

Wernigerode, 26. April 2024. Mitarbeiter der Nationalparkverwaltung Harz haben an einem kleinen Stillgewässer im Schutzgebiet im Raum Ilsenburg einen unerwarteten und sehr erfreulichen Fund gemacht: Acht ausgewachsene Exemplare des Nördlichen Kammmolchs gingen in die für wissenschaftliche Zwecke ausgelegten Reusen.

„Mit einem Fund des Kammmolchs hatten wir im Nationalparkgebiet nicht gerechnet, da die Art bislang nicht für das Schutzgebiet dokumentiert war. Das ist für uns ein echtes Highlight“, sagt Fabian Schwarz, Gewässerökologe der Nationalparkverwaltung. Populationen vom nördlichen Harzrand sind zwar bekannt, diese konzentrieren sich aber vor allem auf den Unterharz, während die übrigen Kammmolchvorkommen sehr lückenhaft und weitläufig verteilt sind, erläutert er. Die Verbreitungsschwerpunkte in Sachsen-Anhalt liegen eher im Flachland in den nördlichen und östlichen Landesteilen.

Der Kammmolch wird mit bis zu 20 cm Länge deutlich größer als die übrigen heimischen Molcharten. Besonders charakteristisch und namensgebend ist der auffallende Kamm auf Rücken und Schwanz, den die Männchen zur Fortpflanzungszeit in ihrer sogenannten Wassertracht ausbilden. Weitere Merkmale sind die schwarze bis braune Färbung der Oberseite mit dunklen Flecken, an den Flanken befinden sich zusätzlich helle Punkte. Der Bauch ist unterseits gelb bis orange und weist ein individuelles, dunkles Fleckenmuster auf.

Verlust geeigneter Lebensräume

Von Relevanz ist der Fund für die Nationalparkverwaltung, da der Kammmolch in den Anhängen II und IV der europäischen FFH-Richtlinie geführt wird, wodurch er in ganz Deutschland als streng geschützte Art gilt. Das bedeutet, dass für diese Art strenge Schutzvorschriften entsprechend des Bundesnaturschutzgesetztes verpflichtend vorgegeben sind und dieser Schutz bei allen Eingriffen in Natur und Landschaft beachtet werden muss. Außerdem gilt der beeindruckende Schwanzlurch laut den Roten Listen Sachsen-Anhalts und Deutschlands als gefährdete Art.

Als Hauptgefährdungsursache gilt vor allem der Verlust geeigneter Lebensräume. Einerseits bezieht sich das auf Fortpflanzungsgewässer wie Weiher und Tümpel. Insbesondere in den zurückliegenden niederschlagsarmen Jahren sind in ganz Sachsen-Anhalt zahlreiche Gewässer ausgetrocknet. Auch zunehmende Eutrophierung der Gewässer (Übersättigung mit Nährstoffen) und Sukzession, also einem für die Amphibien ungünstigen Wandel des Habitats, außerdem übermäßige Beschattung, die aktive Zerstörung von Gewässern oder das Einbringen von Fischen können Kammmolchpopulationen erheblich beeinträchtigen. Andererseits fehlen in unserer vom Menschen überprägten Landschaft auch im Landlebensraum häufig geeignete Habitate, die dann oftmals zusätzlich durch Straßen von den Fortpflanzungsgewässern getrennt sind.

Gezielte Untersuchungen

Kammmolche kann man mit etwas Glück während der Anwanderung zu ihren Laichgewässern im Frühjahr in der Dämmerung auf Wegen und an Gewässerufern zu Gesicht bekommen. Ebenso kann man die erwachsenen Tiere in klaren Fortpflanzungsgewässern auch manchmal tagsüber zufällig beobachten. Sichere Nachweise gelingen aber in der Regel vor allem über den Einsatz geeigneter Reusen. Die Nationalparkverwaltung wird mit diesem Hilfsmittel zukünftig das neue Kammmolchvorkommen und auch weitere Gewässer in der Umgebung gezielt untersuchen, um weitere Erkenntnisse zur Population im Schutzgebiet zu gewinnen.

 

Bei diesem Text handelt es sich um eine (nur leicht bearbeitete) Pressemitteilung der Nationalparkverwaltung Harz.

Der Harz bei Waldfreund.in.

Fotos: Der Nördliche Kammmolch wird mit bis zu 20 Zentimetern Länge deutlich größer als die übrigen heimischen Molcharten. Der beeindruckende Schwanzlurch gilt als gefährdete Art / Acht ausgewachsene Exemplare des Kammmolchs haben Forschende bei einer wissenschaftlichen Untersuchung im Nationalpark-Revier Ilsenburg gefunden (© Martin Baumgartner / Nationalpark Harz)