„Hände weg vom Arneo-Wald“

„Hände weg vom Arneo-Wald“

10. Juni 2024 Aus Von waldreporter

Protest gegen Porsche: Waldschutz statt Rennstrecke im Arneo-Wald in Italien – „weg mit den Ausbauplänen“

Stuttgart, 10. Juni 2024. Nach Angaben der Waldschutzorganisation Robin Wood wächst der Druck auf Porsche, den geplanten Ausbau einer Auto-Teststrecke in Italien zu stoppen. Dafür haben sich anlässlich der virtuell stattfindenden Jahreshauptversammlung der Porsche Aktiengesellschaft Umweltschützerinnen und Umweltschützer aus Italien und Deutschland stark gemacht. Der Bosco d`Arneo ist ein 200 Hektar großer, alter Steineichenwald in Apulien.

Aktivistinnen und Aktivisten von Robin Wood und dem Bündnis „Custodi del Bosco d’Arneo“ haben auch gemeinsam vor dem Porsche-Showroom in Stuttgart demonstriert. Sie veröffentlichten einen offenen Brief an die Präsidenten der italienischen Region Apulien und der Provinz Lecce sowie an die Bürgermeister der Gemeinden Nardò und Porto Cesareo. Darin setzen sich über 20 Wald- und Umweltschutzinitiativen aus Europa und der ganzen Welt für die endgültige Absage des Projekts ein.

EU-Recht zum Schutz der Natur

„Der Wald, der für den Ausbau der Porsche-Rennstrecke gerodet werden soll, steht als Natura 2000-Fläche unter dem Schutz der EU. Wir appellieren in unserem offenen Brief an die Politiker der betroffenen Region in Italien: Sorgen Sie für die Umsetzung bestehenden EU-Rechts zum Schutz der Natur! Tun Sie alles, was in Ihrer Macht steht, um den Bosco D’Arneo langfristig zu schützen! Widersetzen Sie sich dem Druck eines internationalen Auto-Konzerns, Profitinteressen über den Umweltschutz zu stellen!“, sagt Waldreferentin Jana Ballenthien von Robin Wood.

Der Bosco D’Arneo ist ein gesunder und intakter Wald – eine Seltenheit in Süditalien. Er darf nach EU-Recht nur angetastet werden, wenn die geplante Maßnahme dem Gemeinwohl dient. Genau das aber bezweifelt selbst die EU-Kommission. EU-Umweltkommissar Sinkevičius hat nach Informationen des Bündnisses die italienische Regierung aufgefordert, weitere Beweise für das „öffentliche Interesse“ an dem Projekt vorzulegen. Die vorgesehene Rodung des völlig gesunden Arneo-Waldes ist daher gestoppt – allerdings nur vorläufig für sechs Monate.

„Die Zerstörung und Betonierung von Waldflächen für Luxuskarossen hat aus unserer Sicht keinen Nutzen für die Allgemeinheit“, sagt Eberhard Linckh von Robin Wood Stuttgart. „Wir brauchen intakte Wälder für den Schutz von Klima, Artenvielfalt und Gesundheit. Daher darf die Rennstrecke nicht ausgebaut werden. Der Schutz des Arneo-Waldes muss auf Dauer sichergestellt werden!“

„Unser Arneo-Wald entstand nicht an einem Tag. Wir werden kein Vorhaben zulassen, das an einem Tag entstanden ist, um diesen Wald auszulöschen. Unsere Botschaft an Porsche ist klar: ,Stoppen Sie die Bulldozer!‘“, heißt es in einem Pressestatement vom Bündnis „Custodi del Bosco d’Arneo“.

Aufforsten als Ausgleich

Als Ausgleichsmaßnahme für die Rodung will Porsche auf 600 Hektar neue Baumsetzlinge pflanzen. Diese müssten jahrzehntelang künstlich bewässert werden, um unter den sich zuspitzenden klimatischen Bedingungen Apuliens zu wachsen. Ob sich ein intaktes Ökosystem nach vielen Jahrzehnten einstellen würde, ist äußerst fraglich. Für die Bewässerung der Setzlinge wären enorme Mengen an Grundwasser erforderlich. Die Versalzung des Grundwassers in der Region durch nachdrückendes Meerwasser würde dadurch deutlich verstärkt. Bisher besitzt Porsche nur eine Genehmigung zur Entnahme von Grundwasser bis zu 1000 Kubikmetern pro Jahr für hygienische Zwecke und für den Brandschutz.

„Die nach EU-Recht vorgeschriebenen Ausgleichsmaßnahmen sind zum Scheitern verurteilt“, sagt Ballenthien. „Sie würden nicht dem Natur- und Umweltschutz dienen, sondern allenfalls dem Greenwashing von Porsche, indem sie einen frappanten Umweltfrevel verschleiern.“

 

Der Text ist eine leicht bearbeitete Pressemitteilung von Robin Wood.
Robin Wood bei Waldfreund.in.

Im Pressebereich von Porsche gab es dazu bis Samstag, 8.06.2024, 19.00 Uhr, keine Stellungnahme.