Forst-Fundi findet Feinde

Forst-Fundi findet Feinde

23. Januar 2025 Aus Von waldreporter

BUCHTIPP Wilhelm Bode, „Waldendzeit“ – der Autor, absoluter Forst-Fachmann, findet Feinde überall. Nicht ganz zu unrecht.

Rottenburg am Neckar, 23. Januar 2025. Schlechte Nachrichten: „…die Wälder der Erde verabschieden sich rund um den Globus, weswegen es nicht übertrieben ist, von einer globalen Waldendzeit zu sprechen“. Die Gründe seien vielfältig, schreibt der Forstwissenschaftler und Naturschützer Wilhelm Bode, dazu gehören Raubbau am Amazonas und Übernutzung hierzulande.

Der große, alles bestimmende Waldkiller aber ist dieser: CO2. Das schreibt Bode nicht, aber er hat sich Hans Joachim Schellnhuber als Vorwortschreiber ausgesucht. Und der steht wie kaum anderer für die Erforschung und den Kampf gegen CO2.

Womit der der Buchtitel erklärt wäre. Der Titel dieses Beitrags lautet deswegen so, weil sich Wilhelm Bode, wahrlich und wahrhaftig mit allen anlegt, die in irgendeiner Weise mit Wald zu tun haben: Mit der Forstwirtschaft, weil ihr Ziel eine aggressive, maschinelle Holzernte sei, mit der „wohlhabenden Jagdlobby“, weil deren Hätschelkind, das Reh, die Waldzukunft, bestehend aus Tannen und Laubbäumen, wegfrisst. Und schließlich mit der Politik, den Medien und den „NGO“, in deren „rot-grünes Weltbild“ sein Waldbild angeblich nicht passt.

Sein Waldbild, in einem Wort: Dauerwald.

Gleich geht’s weiter, nochmal kurz zurück zu Schellnhuber. Der ist Klimaforscher und hat das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung gegründet. Das war 1992. Ein Donnerschlag und Wachrüttler der Zeitgeschichte! Seither sind mehr als dreißig Jahre vergangen und passiert ist – nicht viel. Im Gegenteil: Wirtschaftswachstum ist wieder das Allerheiligste, die Rezession „grün“, das Umweltbundesamt gehört in den Augen der selbst ernannten „Liberalen“ aufgelöst, das Verbrennen von Kohle, Öl und Gas steht auf einem Allzeithoch. Achtung: Die Oberdisruptierer der „Liberalen“ sind gerade dabei, Ökologie als neues Feindbild aufzubauen und was ein Schellnhuber sagt, passt vielen sowieso nicht.

Das Vorwort von Schellnhuber führt ziemlich direkt zum sogenannten „Dauerwald“, weil der CO2 am besten speichert.

Der Dauerwald ist nicht nur aus diesem Grund die von Wilhelm Bode bevorzugte und wegweisende Waldbaumethode, die er uns mit seinem Buch ans Herz legen will. Der Waldendzeit, setzt Bode die Dauerwaldzeit entgegen.

„Dauerwald oder Dauermischwald ist ein Wirtschaftswald, der nach Alfred Möller (Forstwissenschaftler, 1860-1922, Vordenker der ökologischen Waldwende, lt. Wiki, d. Red.) dauernd Holz produziert, ohne das natürliche Kontinuum aus Raum und Zeit eines natürlichen Waldes durch die stets selektive Holznutzung zu unterbrechen“ (aus dem Glossar am Ende des Buches).

Bode weist darauf hin, dass die Dauerwaldmethode ideal dafür geeignet sei, „Holz effizient und naturreich zu erzeugen“, Möller zitierend: „Das Holz muss geerntet werden wie eine Frucht, der Wald aber muss bleiben“. Bode: „Das Geheimnis ist die Rückgewinnung der systematischen Produktionskräfte des Waldes“.

Das Geheimnis liegt darin, dass sich der Wald selbst immer wieder erneuert. Der Dauerwald ist ein Mischwald mit vielen Baumarten und daher relativ resistent gegen den Klimawandel. Doch er lasse sich „eben nicht künstlich anpflanzen und kostet zudem sehr viel mehr Geld als die kostenlose Aussaat mithilfe der Natur, die sogenannte Sukzession.“

Bode: „Der unnatürliche Pflanzakt wurde zum Markenzeichen der Waldliebe hochstilisiert, das uns im Klimawandel ein gutes Gewissen machen soll, aber ganz sicher nicht schnell genug helfen wird.“ Da hat der Forstwissenschaftler zwar recht, allerdings schadet es auch nicht, Wald zusätzlich anzupflanzen, wo bisher keiner war. Auch dies könnte uns helfen, die Klimakrise zumindest etwas abzusoften.

Da ist Bode an vielen Stellen etwas schroff, aber vielleicht verstehen es die Blaugelbschwarzen sonst nicht. Außerdem ist das Buch an vielen Stellen etwas zu fachlich, und oft etwas langatmig. Viele von Bodes Behauptungen und Beobachtungen fußen auf der Interpretation der Gemälde von Caspar David Friedrich und geraten mitunter etwas zu lang, aber niemals langweilig.

Und das ist die gute Nachricht: Gegen die große Ökosystemkrise ist ein Kraut gewachsen und das heißt Dauerwald. Natürlich muss der Mensch“ selbst etwas dazu tun. Zum Beispiel Aufhören mit dem Verbrennen fossiler Schätze und Abstand von der „Bequemlichkeitsideologie“ nehmen. Raus in den Wald, am besten in den Dauerwald, wo es am schönsten ist!

 

Mehr Buchtipps bei Waldfreund.in gibt es hier.
Zum Thema „Dauerwald“ erschien bei Waldfreund.in dieser Beitrag.
Der Verlag hat Waldfreund.in über Buchcontact ein Rezensionsexemplar kostenlos zur Verfügung gestellt.
Hier (bei Youtube) erklärt der Autor das Dauerwaldprinzip.

 

Wilhelm Bode, „Waldendzeit“ in European Essays on Nature and Landscape, Waldlichtung UG, Hamburg, 2024