Die Fichten sind weg, der Schwarzstorch kommt

Die Fichten sind weg, der Schwarzstorch kommt

24. Juli 2025 Aus Von waldreporter

Die Heinz Sielmann Stiftung wandelt eine Monokultur aus Fichten in ein Naturrefugium um – prompt taucht der seltene Schwarzstorch auf.

Duderstadt, 24. Juli 2025. Auf einer Fläche der Heinz Sielmann Stiftung im Bayerischen Wald ist ein Schwarzstorch (Ciconia nigra) aufgetaucht. Das geht aus den Aufzeichnungen einer Wildtierkamera hervor. Der Schwarzstorch ist eine besonders empfindliche Art. Sie ist nur auf ökologisch wertvollen Flächen zu finden.

Bemerkenswert: Vor kurzem befand sich an der Stelle noch ein monotoner Fichtenforst. Unter der Obhut der Stiftung entwickelt sich das Gebiet jetzt zu einem Refugium für Tiere, Pflanzen und Pilze. Die Leute der Stiftung freuen sich ferner über den seltenen Vogel, weil der sonst nur schwer zu erfassen ist. Das Auftauchen des Schwarzstorchs ist ein Beweis dafür, dass die richtigen naturschutzfachlichen Maßnahmen bereits in kurzer Zeit artenreiches Leben in einen vormals monotonen Fichtenbestand bringen können“, sagt Bernhard Gohlke, Leiter von Sielmanns Biotopverbünden Ostbayern.

Die Heinz Sielmann Stiftung hat die sieben Hektar große Projektfläche, direkt neben dem Nationalpark gelegen, 2022 erworben. Im vergangenen Jahr ließ sie einen großflächig von Borkenkäfern befallenen standortfremden Fichtenbestand entfernen.

Reaktivierung des Moors

„Zeitgleich mit der Rodung haben wir die Wiedervernässung des Geländes eingeleitet. Das war ein wichtiger Schritt, um das Moor zu reaktivieren, Kohlenstoff zu speichern und seltene Arten zurückzubringen“, so Bernd Kannenberg über den Zweck der Maßnahmen. Die Stiftung hat ihn als Fachmann für Wiedervernässung mit der Projektbetreuung betraut.

Etwa die Hälfte der Flächen ist bereits vernässt. Schon nach einem Jahr zeigen, so die Stiftung, sich messbare positive Ergebnisse für die Natur: Das Laichaufkommen des Grasfrosches ist etwa um das Fünfzehnfache gestiegen. „Das dürfte einer der Gründe sein, warum der Schwarzstorch hier regelmäßig auftaucht. Er ernährt sich unter anderem von Kaulquappen und den Hüpferlingen (Jungfröschen)“, erklärt Kannenberg.

Der Schwarzstorch gilt als extrem störungsempfindlich. Im Gegensatz zum weithin bekannten Weißstorch meidet er Menschen und wird daher nur selten gesichtet. Er besiedelt ruhige, strukturreiche Wälder mit Feuchtgebieten. Solche Lebensräume sind immer seltener geworden. „Unsere Fläche bietet mit ihren offenen Wasserzonen bereits jetzt ideale Bedingungen für den Schwarzstorch. Aber auch für Amphibien, Reptilien und viele weitere Arten“, freut sich Bernhard Gohlke.

Viele Tierarten kommen zurück

Der Schutz von Amphibien und Reptilien ist ein wichtiges Ziel der Wiedervernässung. Insbesondere die Bestände der Kreuzotter sollen durch das Anlegen von Winterquartieren gefördert werden. Parallel dazu entstehen Amphibiengewässer. Die Kreuzotter ernährt sich, genauso wie der Schwarzstorch, von Amphibien. Zugleich bieten die zahlreichen Insektenarten, von den Gewässern angezogen, die Nahrungsgrundlage für viele Vogelarten, Fledermäuse und weitere Tiere.

Um die Fläche dauerhaft frei von Gehölzen zu halten, bedarf es einer kontinuierlichen Landschaftspflege. Galloway-Rinder beweiden die Moorflächen. Sie kommen erfahrungsgemäß gut in nassen Gebieten zurecht. Nach extensivem Mähen der bislang noch trockenen Offenlandflächen, sollen dort ebenfalls Moore entstehen.

„Standortfremde und monotone Wälder sind nicht nur sehr anfällig für Krankheiten und Schädlinge. Sie haben auch wenig Wert für den Klima- und Biodiversitätsschutz. Unser Projekt zeigt, dass eine Reaktivierung von Niedermoorlandschaften an geeigneten Standorten extrem effizient sein kann“, betont Gohlke. In der Region hat die Heinz Sielmann Stiftung in den vergangenen Jahren insgesamt 21 Hektar Grund erworben. Weitere Projekte dieser Art sind hier bereits in Planung.

 

Der Text ist eine leicht redigierte Pressemitteilung der Heinz Sielmann Stiftung. Conie Riedle hat das Original geschrieben. Mehr über die Stiftung bei Waldfreund.in.

Foto: Schwarzstorch, aufgenommen von Hans Glader / © Heinz Sielmann Stiftung