
NP Eifel: Chancen für die Flussperlmuschel
Die vom Aussterben bedrohte Flussperlmuschel soll von einer Renaturierung im Nationalpark Eifel profitieren.
Schleiden-Gemünd, 27. Februar 2025. Die Flussperlmuschel (Margaritifera margaritifera) ist deutschland- und europaweit vom Aussterben bedroht. Im Perlenbach bei Monschau befindet sich derzeit das letzte Vorkommen in Nordrhein-Westfalen. Vor 200 Jahren zählte alleine dieser Bach bei Monschau noch etwa 50.000 Tiere – 1980 nur noch rund 700 Flussperlmuscheln, Tendenz sinkend. Nun sollen durch das Wiederherstellen natürlicher Bachläufe und Gewässerstrukturen Nachzuchten der Muschel im Fuhrtsbach und Perlenbach eine neue Chance bekommen.
Im Rahmen des Bundesprojekts MARA („MARA – Margaritifera Restoration Alliance“) beteiligt sich der Nationalpark Eifel unter Federführung der Biologischen Station StädteRegion Aachen und gemeinsam mit der Stadt Monschau, dem Wasserwerk Perlenbach und weiteren Verbündeten am Muschelschutz: Nach der erfolgreichen, halb-natürlichen Nachzucht soll sich die Muschel in Eifeler Bächen zukünftig wieder wohlfühlen. Das Bundesumweltministerium fördert das Projekt.
Renaturierung des Bachs
Bevor die Nachzuchten der Flussperlmuschel in die Freiheit entlassen werden können, haben Aktionen zur Verbesserung der Gewässerstruktur stattgefunden. Im Fuhrtsbach, einem Zufluss zum Perlenbach im Süden des Nationalparks Eifel, haben Helfer im Sommer 2024 stellenweise zunächst kleinere Stämme von Erle und Esche als Strömungslenker eingebracht und fixiert. Sie dienen als Auffang für den Kies und unterstützen eine naturnahe Entwicklung des Bachs.
In einem zweiten Schritt folgte an fünf Stellen der Eintrag von mehreren Tonnen standortgerechtem Kies, der sich im Bach verteilen wird. Ein Pumpwagen leitete den Kies über Schläuche besonders schonend in den Bach. Dieses Verfahren wird bis Ende 2025 noch mehrmals wiederholt und ist zum Schutz der Flussperlmuschel deutschlandweit einzigartig.
Forellen als Zwischenwirt
Das Substrat ist essentiell für den Aufwuchs der jungen Muscheln – es bietet auch den größeren Exemplaren einen Rückzugsraum bei Hochwasser oder Trockenheit. Außerdem profitieren viele andere Arten, wie beispielsweise Bachforellen, von dieser Maßnahme. Weil sich die mikroskopisch kleinen Muschellarven nur in den Kiemen der Bachforelle entwickeln, kommt diesen Fischen als „Zwischenwirt“ eine besondere Bedeutung beim Vorkommen der Flussperlmuschel zu.
Die Muschel hat eine interessante Geschichte: Perlenfischer ernteten im Perlenbach jahrhundertelang Muscheln mit der begehrten Flussperle. Das halb im Boden eingegrabene Weichtier benötigt saubere, klare und kalkarme Gewässer. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts bedeckten die knapp 15 Zentimeter großen Muscheln in guten Beständen den Boden des Perlenbaches.
Seltene Perlen
Im Inneren der Muscheln benötigen Perlen zwischen 20 bis 25 Jahre, um gerade einmal eine Größe von vier Millimetern zu erreichen. Allerdings werden die Muscheln extrem alt, nämlich 250 Jahre und älter. Dann kann die Perle auf rund 20 Millimeter anwachsen. Solche Exemplare sind extrem selten und sehr wertvoll.
Die Maßnahmen sind so angelegt, dass bis zum Ende des Projektes Mitte 2027 erste neue Lebensräume für die Flussperlmuschel zur Auswilderung entstehen.
Der Text ist eine leicht bearbeitete Pressemitteilung aus dem Nationalpark Eifel.
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Fotos: © Symbolbild, MrKimm (Titel) – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, Wikimedia Commons
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© Nationalpark Eifel / M. Menninghaus