Die Zukunft des Hirschs

Die Zukunft des Hirschs

22. Juli 2022 Aus Von waldreporter

In Baden-Württemberg gibt es eine Diskussion um die Zukunft des Rotwilds – manche fordern Freiheit für den Hirsch.


Die Deutsche Wildtier Stiftung hat eine Petition initiiert, die „Freiheit für den Rothirsch“ fordert. Die Stiftung und mit ihr 30.000 Unterstützer kritisieren, dass Deutschlands größtes Säugetier in Baden-Württemberg nur in fünf gesetzlich ausgewiesenen Rotwildgebieten leben darf. „Das sind gerade vier Prozent der Landesfläche“, sagt Hilmar Freiherr von Münchhausen, Geschäftsführer der Stiftung. „Außerhalb dieser fünf voneinander isolierten Rotwildgebiete müssen die Tiere erschossen werden. Wir fordern, die Lebensräume für den Rothirsch in Baden-Württemberg auszuweiten.“

Beim Landeswaldverband ist man anderer Meinung. Der hat dazu gerade eine „Rotwildtagung“ in Stuttgart veranstaltet1. Fazit: „Das Rotwildmanagement in Baden-Württemberg war bisher ein Erfolgsmodell und muss nun für die Zukunft fit gemacht werden“, so Dr. Odile Bour, Geschäftsführerin des Landeswaldverbandes. „Mit der Rotwildgebietsbildungsverordnung wurden die Lebensräume für die Rothirsche in Baden-Württemberg auf fünf Gebiete begrenzt. Die Ausbreitung in andere Landesteile wird durch jagdliche Entnahme2 unterbunden“, erläutert Bour.

Ziel sei, innerhalb der Rotwildgebiete durch Jagd ebenfalls eine Populationsgröße zu erreichen, die forstwirtschaftliche Schäden begrenzt. Die Hirschkuh und der Hirsch beeinträchtigen die Waldentwicklung durch Abschälen der Rinde von Bäumen, was in der Regel zum Absterben dieser Bäume führt.

Nach Ansicht von Odile Bour und des Landeswaldverbands kommt die politische Diskussion um die Aufweichung der Rotwildgebiete für den Wald im Land zur Unzeit. Bedingt durch den Klimawandel würden die Waldbewirtschaftenden vor einer Jahrhundertaufgabe stehen: sie müssen schnell den klimaresilienten Wald der Zukunft entwickeln. Mehr Rotwild bedeute gleichzeitig mehr Risiko für die Waldentwicklung.

Simon Stahl, Leiter des Forstbezirks Mittlerer Schwarzwald und einer der Teilnehmer der Tagung, fasst die Herausforderungen für ein gutes Rotwildmanagement zusammen: „Wir müssen durch professionelle Bejagung dafür sorgen, dass die Rotwilddichten sich nachhaltig auf einem waldverträglichen Niveau stabilisieren. Nur so kann der klimabedingte Waldumbau gelingen. Dabei ist es essenziell, dass wir dem Rotwild Rückzugsorte und Ruhebereiche zur Verfügung stellen. Wir halten es für richtig, dass das Land Baden-Württemberg die Verantwortung für den Großteil der Wälder innerhalb der Rotwildgebiete trägt. Eine Aufweichung der Rotwildgebiete würde vor allem die privaten und kommunalen Waldbesitzer betreffen.“

 

 

Zusammengefasst mit Material des Landeswaldverbandes (hier das Original) und der Deutschen Wildtier Stiftung (hier das Original).

Bild: Thommy Weiss / pixelio.de

1 am 19.07.2022
2 manche sagen „Abschuss“