Angepflanzte Mangrovenwälder fast so gut wie natürliche

Angepflanzte Mangrovenwälder fast so gut wie natürliche

19. September 2024 Aus Von waldreporter

Studie: Angepflanzte Mangrovenwälder können in 20 bis 40 Jahren 75 Prozent des Kohlenstoffs natürlich vorkommender Bestände binden.

Bremen, 19. September 2024. Eine Studie gibt neue Einblicke in das Potenzial von Mangrovenaufforstung für den Klimaschutz: Demnach können angepflanzte Mangrovenwälder in 20 bis 40 Jahren 75 Prozent des Kohlenstoffs natürlich vorkommender Bestände binden.

Hinter der umfangreichen Analyse steht ein internationales Forschungsteam, geleitet von der US-amerikanischen Forstverwaltung (USFS). Aus Deutschland hat das Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT), Bremen, mitgewirkt.

Mangrovenwälder sind effiziente Kohlenstoffsenken, die durch Photosynthese große Mengen CO₂ aus der Atmosphäre binden und als Kohlenstoff in ihrem Holz und Sediment einlagern. Fachleute bezeichnen die Menge an Kohlenstoff, die in der Biomasse und dem Boden eines Mangrovenökosystems über lange Zeiträume gespeichert ist, als Kohlenstoffbestand.

Ein internationales Team von 24 Forschenden aus zwölf Ländern hat untersucht, ob angepflanzte Mangroven den Kohlenstoffbestand natürlich vorkommender Bäume erreichen können und wie lange dies dauert.

Dazu analysierten sie umfangreiche Datensätze aus vier Jahrzehnten, darunter auch eigene Messungen und wissenschaftliche Publikationen. Sie verglichen den Kohlenstoffbestand in der ober- und unterirdischen Biomasse (Wurzeln, Stämmen, Ästen und Blättern) sowie im Sediment von angepflanzten Mangroven mit den Werten in natürlichen Beständen und untersuchten globale und regionale Muster. Auch die Bedeutung und den Einfluss unterschiedlicher Mangrovenarten nahm das Team in den Blick.

Mischwälder speichern mehr Kohlenstoff

Über den Kohlenstoffbestand in der Biomasse angepflanzter Mangroven fanden die Forschenden heraus:

• Anfangs wächst die ober- und unterirdische Biomasse von angepflanzten Mangroven schnell und exponentiell.
Nach 20 Jahren speichert sie etwa 70 Prozent des Kohlenstoffs, den natürlich vorkommende Mangroven binden.
• Bis zu 40 Jahre nach der Pflanzung bleibt dieser Wert nahezu konstant.
• Mischwälder aus verschiedenen angepflanzten Mangrovenarten speichern mehr Kohlenstoff als Monokulturen.
• Eine Ausnahme sind angepflanzte Wälder aus Rhizophora-Mangroven, die nach 40 Jahren sogar mehr Kohlenstoff
in ihrer Biomasse als natürliche Bestände binden.

Wichtige Erkenntnisse für den Klimaschutz

Die Forschungsergebnisse könnten sich positiv auf Bemühungen zur Wiederherstellung von Mangroven weltweit auswirken. Neben den historischen Verlusten haben Landnutzungsänderungen, extreme Wetterereignisse und Erosion in den letzten fünf Jahrzehnten 35 Prozent der weltweiten Mangrovenfläche vernichtet.

Mangrovenwälder zu erhalten oder wiederaufzuforsten ist nicht nur für den Klimaschutz enorm wichtig. Diese Ökosysteme wirken bei Tsunamis und Sturmfluten als Küstenschutz. Sie bieten Lebensraum für verschiedenste Arten und sind Kinderstube für viele Tiere.

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass es sich lohnt, Mangroven an tropischen Küsten zu pflanzen – sei es zur Renaturierung oder im Rahmen von Restaurierungskampagnen“, sagt Mitautor Tim Jennerjahn, Leiter der Arbeitsgruppe Ökologische Biogeochemie am ZMT.

Allerdings ist die Anpflanzung von Mangroven weder ein Ersatz noch ein Ausgleich für die Erhaltung intakter Bestände, so die Forschenden. „Unsere Modelle zeigen, dass die Neubepflanzung in allen potentiell wiederherstellbaren Mangrovengebieten weniger als ein Prozent der jährlichen globalen Emissionen über 20 Jahre absorbieren würde. Deshalb ist der Erhalt bestehender Mangrovenbestände von größter Bedeutung“, unterstreicht Carine Bourgeois von der amerikanischen Forstverwaltung (USFS) und Erstautorin der Publikation.

 

Der Text ist eine (von Waldfreund.in gekürzte) Pressemitteilung des Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT).
Autorin ist Andrea Daschner (Presse- und Öffentlichkeitsarbeit). Hier das Original.

Quelle ist der Informationsdienst Wissenschaft (idw).
Mehr vom idw bei Waldfreund.in.

Die Studie ist Fachjournal Science Advances erschienen.
https://doi.org/10.1126/sciadv.adk5430

Foto: Mangrovenanpflanzung in der Segara Anakan Lagune im Süden der indonesischen Insel Java / © Tim Jennerjahn, Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT)