Abholzen in der Savanne

Abholzen in der Savanne

22. August 2023 Aus Von waldreporter

Das Abholzen geht weiter: Nach Angaben der DUH verlagert sich die Entwaldung von Amazonien in brasilianische Savanne.


Berlin, 22.08.2023 – Während die Entwaldung im brasilianischen Amazonasgebiet abnimmt, steigt sie im klimarelevanten brasilianischen Cerrado*. Ursache, so die Deutsche Umwelthilfe (DUH), sei der massive Soja-Anbau für Futtermittel. Die weitgehend ungeschützte Savanne sei längst zum Entwaldungshotspot für die deutsche Nachfrage nach Futtermitteln geworden.

Eine aktuelle Umfrage der Deutschen Umwelthilfe (DUH) unter 50 Unternehmen habe gezeigt: Deutsche Unternehmen wie Tönnies, Rothkötter und Vion können entwaldungskritisches Soja in ihren Lieferketten nicht ausschließen. Sie tragen damit jedenfalls indirekt Verantwortung für die Entwaldung und Zerstörung des Cerrado – so die DUH.

So hätten nur 3 der 50 befragten Unternehmen aus dem Lebensmitteleinzelhandel, der Fleischverarbeitung und Systemgastronomie sicher sagen können, dass sie kein Futtermittel vom US-amerikanischen Agrarkonzern Bunge beziehen. Bunge steht laut einem Bericht der US-Umweltschutzorganisation Mighty Earth und DUH in der Kritik. Der Konzern soll 2021 eine Fläche in der Größe von über 15.000 Fußballfeldern abgeholzt haben.

Naturzerstörung durch Lieferketten

Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH, sagt der Cerrado habe bereits die Hälfte der Landfläche an den Sojaanbau und die Rinderhaltung verloren. Es sei ein Skandal, dass deutsche Unternehmen wie Rothkötter, Tönnies und Edeka nicht ausschließen können, dass ihre Lieferketten zu dieser Naturzerstörung führen. „Diese Unternehmen müssen alle Geschäftsbeziehungen zu Zulieferern einstellen, die Entwaldung in ihren Lieferketten nicht ausschließen können“, so Müller-Kraenner. Die EU-Verordnung gegen Entwaldung werde den Druck auf den Cerrado weiter erhöhen. Buschland und andere Ökosysteme fallen nicht unter die EU-Verordnung.

Die aktuelle Recherche von Mighty Earth und DUH zeige, dass Soja des amerikanischen Konzerns Bunge in großen Mengen als Futtermittel in der europäischen Tierproduktion zum Einsatz kommt. Demnach bezieht Deutschlands zweitgrößter Geflügelproduzent Rothkötter regelmäßig Soja von Bunge für sein Futtermittelwerk. Das Unternehmen habe auf die wiederholte Anfrage der DUH nicht reagiert.

Problem Schweinemast

Ein besonders großer Nachholbedarf bestehe in der Schweinemast: Westfleisch und die Sprehe-Gruppe hätten Anfrage gar nicht beantwortet. Die beiden Schweinefleischproduzenten Tönnies und Vion deuten in ihren Antworten auf die intransparenten Lieferketten für Sojafuttermittel mit begrenzten Einflussmöglichkeiten hin.

Auch die befragten Einzelhändler und Systemgastronomen können für ihre Schweinefleisch-Lieferketten meist kein entwaldungsfreies Soja garantieren. Das Unternehmen Edeka konnte die Umstellung auf eine nachhaltigere Fütterung laut seinem jüngsten Fortschrittsbericht bisher nur im Rahmen einiger weniger Projekte erreichen.

Von den 50 befragten Unternehmen wollten lediglich die Molkereiunternehmen Hochland und Friesland-Campina sowie das Agrarunternehmen Agravis eine Verbindung zu Bunge-Soja aus Brasilien ausschließen.

 

 

Der Text ist eine gekürzte Pressemitteilung der DUH. Hier das Original.
Mehr zum Thema Amazonas bei Waldfreund.in.

Foto: Brandrodung in Cerrado / © Victor Moriyama / Rainfores Foundation Norway

*Der Cerrado ist die größte und vielfältigste Savanne der Welt. Sie bietet nicht nur gefährdeten Tierarten wie dem Jaguar, Riesenameisenbär und Mähnenwolf eine Heimat, sondern auch vielen indigenen und lokalen Gemeinschaften. Der sogenannte „umgedrehte Wald“ speichert über Boden und Wurzelsystem rund 137 Milliarden Tonnen Kohlenstoff. Genauso viel wie ein Tropenwald. Im April 2023 erreichte die Entwaldung im Cerrado einen neuen Höchststand: Insgesamt haben Holzfäller in diesem Monat eine Fläche so groß wie fast 300.000 Fußballfelder** kahl geschlagen. (2142 von 2 Mio. Quadratkilometern).
(**Standardgröße 105×68 m)