Brennholz heizt die Stimmung auf
DOSSIER – Unsere Zeit ist gewiss nicht arm an Kontroversen, eine aber tritt besonders hervor: Nämlich ob das Verfeuern von Holz gut oder schlecht ist für’s Klima.
Holz verbrennen gilt als gemütlich und klimaneutral – angesichts von Millionen von Öfen aller Art, sehr viel Rauch, Feinstaub und Brennholzimporten ist das aber nicht mehr so offensichtlich. In der Kritik von Umweltschützern ist aber vor allem das industrielle Verfeuern von Holzbrennstoffen in Kraftwerken.
Die Bundesregierung hat daher im Oktober eine Nationale Biomassestrategie vorgestellt.
Holz geht da im Sammelbegriff „Biomasse“ unter. Biomasse ist alles was irgendwie wächst und zu Energie werden kann.
Die Nationale Biomassestrategie beschreibt die Bundesregierung in dieser Pressemitteilung:
https://www.bmuv.de/pressemitteilung/bundesministerien-legen-gemeinsame-eckpunkte-fuer-eine-nationale-biomassestrategie-vor
Die Strategie hat den Namen „NABIS“ bekommen. Die berühmten Eckpunkte, es sind drei, der NABIS gehen aus einem zehnseitigen PDF hervor,
https://www.bmuv.de/download/eckpunkte-fuer-eine-nationale-biomassestrategie-nabis
als da zusammengefasst wären:
▪ Vorrang der stofflichen Nutzung, soll heißen, das in der Biomasse gespeicherte CO2 soll lange erhalten bleiben, zum Beispiel in Bauholz oder Werkzeug
▪ Biomasse sollte mehrfach genutzt werden
▪ erst am Ende der Nutzung sollte das Verbrennen stehen
(Fachleute sprechen von „Kaskadennutzung“)
Umweltverbände sind da größtenteils anderer Ansicht: Der WWF begrüßt zwar das Eckpunktepapier, bemängelt aber, dass darin der ökologische Wert der Biomasse für den Arten-, Ressourcen- und Klimaschutz nicht deutlich herauskäme.
Im Klartext: Ein Baum ist dann von größtem Wert, wenn er ein Baum bleibt und nicht zu Bau- oder Brennholz wird.
Hier die Pressemitteilung des WWF:
https://www.wwf.de/2022/oktober/pressestatement-zu-den-eckpunkten-fuer-eine-nationale-biomassestrategie
Der NABU sieht im Brennholzboom einen problematischen Trend mit schlechter Ökobilanz.
Ein ausführliches Statement des NABU dazu gibt es hier
https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/oekologisch-leben/bauen-und-wohnen/27138.html
Greenpeace fordert generell das Ende der Holzverbrennung in Kraftwerken. Ausführliches dazu gab es anlässlich einer Protestaktion im August.
https://presseportal.greenpeace.de/217550-greenpeace-fordert-ende-der-industriellen-holzverbrennung
Einen zum Nachdenken anregenden Kommentar schreibt im Nachrichtenmagazin Spiegel Susanne Götze: „Weniger Holz vor der Hütte“. Hier der Beitrag:
https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/alternativen-in-der-energiekrise-weniger-holz-vor-der-huette-a-b52b0dfc-25c7-4c38-af4b-ff78b2116458
Die Forstwirtschaft hat dem durchaus etwas entgegenzusetzen.
ThüringenForst beispielsweise weist unter anderem darauf hin, dass Brennholz ein regionales, handwerklich gewonnenes Produkt ist. Es brauche wenig Energie, um es zu gewinnen und wenig Transportinfrastruktur – im Gegensatz zu Öl oder Gas. (Anmerkung vom Waldreporter: Vor allem im Gegensatz zum mit Schiffen transportierten LNG, das womöglich durch Fracking aus dem Boden gezwungen wurde und für das jetzt eigens eine überdimensionierte Infrastruktur entsteht)
Hier der Brennholz-Beitrag von ThüringenForst:
https://www.thueringenforst.de/aktuelles-service/aktuelle-meldungen/detailseite/brennholznutzer-sollten-sich-nicht-verunsichern-lassen
ForstBW (Baden-Württemberg) bezeichnet Brennholznutzung als „aktiven Klimaschutz“. Zur aktuellen ForstBW-Seite über Brennholz mit einem Beispiel zur Kaskadennutzung geht es hier:
https://www.forstbw.de/forstbw/aktuelles/presse/presse-detail/news/aktiver-klimaschutz-holzernte-im-staatswald/?tx_news_pi1%5Bcontroller%5D=News&tx_news_pi1%5Baction%5D=detail&cHash=9393a07198612e32b22ab75a5ab75efa
Der Bund Deutscher Forstleute (BDF) nennt Brennholz eine „sinnvolle aber begrenzte Energiequelle“ und gibt hier Tipps zur Nutzung:
https://www.bdf-online.de/aktuelles/news/brennholz-ist-sinnvolle-aber-begrenzte-energiequelle/
Der BDF wundert sich darüber hinaus über die „emotionale“ und „faktenfreie“ Berichterstattung im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Ein Statement dagegen findet sich hier:
https://www.bdf-online.de/aktuelles/news/verliert-brenn-holz-im-kaminofen-seine-unschuld/
Der Beitrag ist auch auf der Seite „Forstwirtschaft in Deutschland“ nachzulesen.
In dieser Version gibt es aber noch eine wichtige Ergänzung:
„Forstwirtschaft in Deutschland“ weist darauf hin, dass es in Deutschland rund zwei Millionen Waldbesitzende gibt. Darunter sind viele große, aber auch sehr viele kleine Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer, mit Flächen unter einem Hektar.
In diesen Haushalten ist Holz eben da. Vorausgesetzt, diese Leute nutzen ihr Wäldchen nachhaltig, haben sie einfach Brennholz und müssen weder Öl noch Gas noch Kohle verbrennen.
(Anmerkung Waldreporter: Und die Ursache der Klimakrise ist ja nicht das Verbrennen von Holz, sondern das Verbrennen von fossilen Stoffen.)
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