Sumpf-Haubenpilze lieben ruhige, feuchte Wälder

Sumpf-Haubenpilze lieben ruhige, feuchte Wälder

10. November 2022 Aus Von waldreporter

Mit dem „Pilz des Jahres 2023“ weisen Mykologen auf gefährdete Lebensräume hin.

Die Deutsche Gesellschaft für Mykologie (DGfM ) hat den Sumpf-Haubenpilz (Mitrula paludosa) zum „Pilz des Jahres 2023“ ernannt. Die DGfM will mit ihrer Wahl die Gefährdung von Lebensräumen spezialisierter Arten in den Fokus rücken. Vor allem längere Trockenperioden infolge der Klimaerwärmung und der Biotopverlust durch großflächigen Waldumbau machen dem Sumpf-Haubenpilz verstärkt zu schaffen.

Anders als bekannte Hutpilze erinnern die glasig-weiß gestielten Fruchtkörper mit ihren gelben bis orangen Köpfchen an Streichhölzer. Der Pilz besiedelt naturnahe, sumpfige und nährstoffarme Gewässer auf sauren Böden. Dort zersetzt er Pflanzenreste wie zum Beispiel Laub, Nadeln und Fichtenzapfen. Der Sumpf-Haubenpilz kommt zwar in ganz Europa vor, ist jedoch auf Lebensräume in naturnahen Wäldern mit sauberem Wasser angewiesen.

Die hübschen Fruchtkörper erscheinen schon im zeitigen Frühjahr und können in Bergregionen bis in den Sommer hinein gefunden werden. Die glasig-weißen Stiele sind zwei bis vier Zentimeter lang und zwei bis drei Millimeter stark. Sie heben den zitronengelben bis satt orangenen und drei bis sechs Millimeter langen Kopfteil aus dem Wasser.

In diesen Köpfchen entwickelt der Sumpf-Haubenpilz seine Sporen, um sich zu vermehren. Mit bloßem Auge sind die winzigen Sporen nicht zu erkennen. Sie entstehen in Schläuchen und werden bei Reife regelrecht herausgeschossen. Über Luft und Wasser gelangen sie dann in geeignete neue Lebensräume. Naturbegeisterte können die kleinen Fruchtkörper dennoch leicht entdecken, weil sie oft zu Dutzenden auf kleiner Fläche stehen.

In Deutschland liegen die Hauptverbreitungsgebiete des Sumpf-Haubenpilzes in den sauren Mittelgebirgen wie Bayerischer Wald, Harz, Thüringer Wald und Schwarzwald. Flächendeckende Forstschäden durch Hitze, Trockenheit und Borkenkäfer mit anschließender forstlicher Räumung, wie aktuell im Harz, bedingen auch riesige Lebensraumverluste von Organismen wie dem Sumpf-Haubenpilz, die auf weitgehend ungestörte, sumpfige Waldstellen angewiesen sind. Die forstlichen Fehler der Vergangenheit werden mit massivem, maschinellem Einsatz bekämpft, um wirtschaftliche Interessen zu wahren – das Gegenteil von naturverträglich und ökologisch nachhaltig, so die DGfM.

Der günstigste und beste Weg wäre das Zulassen von Walddynamik: Abgestorbene Bäume verbleiben als Schattenspender und Feuchtigkeitsreservoir, sodass auf den Flächen ein gesunder Wald aus Naturverjüngung entstehen kann. Die Ergebnisse sind beispielsweise heute schon in den ehemaligen Fichtenforsten des Nationalparks Bayerischer Wald zu sehen. Dort wächst ein stabiler, standortgerechter Bergmischwald auf, der in wenigen Jahrzehnten wieder Lebensräume für den Sumpf-Haubenpilz und viele weitere Arten bietet.

 

 

Quelle des Beitrags ist eine Pressemitteilung der DGfM. Zum Original geht es hier.

Foto: Eine Gruppe Sumpf-Haubenpilze in einem moosigen Waldbach / © Matthias Theiß / DGfM