Krümeliges Zuhause für viele Arten

Krümeliges Zuhause für viele Arten

5. Oktober 2022 0 Von waldreporter

Sogenannte Mulmhöhlen zählen zu den seltensten und wertvollsten Strukturen im Wald.


Die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) macht auf eine Besonderheit in unsren Wäldern aufmerksam: Mulmhöhlen.

Mulmhöhlen sind Baumhöhlen, die von Spechten gezimmert oder durch Fäulnisprozesse entstanden sind. Es kommt selten vor, dass aus einer „normalen“ Baumhöhle eine Mulmhöhle entsteht. Dieser spezielle, durch die Aktivität verschiedener, zersetzender Organismen entstandene Höhlentyp ist für viele seltene Arten das überlebenswichtige „Zuhause“. Ein bekanntes Beispiel ist der Eremit, auch Juchtenkäfer genannt.

Mulmhöhlen zeichnen sich durch ein krümeliges, schnupftabakartiges Lockersubstrat, den sogenannten „Mulm“ aus, der sich über Jahrzehnte aus dem zersetzten Holz der Höhleninnenwand und den Hinterlassenschaften der Höhlenbewohner bildet. Entscheidend für die Entstehung ist dabei der Faktor Zeit, weshalb Mulmhöhlen vor allem für alte und dicke Bäume charakteristisch sind, so Peter Pröbstle, Leiter der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF).

Einmal entstanden sind die Höhlen ein dauerhafter und stabiler Lebensraum, der oft über Jahrzehnte von mehreren Generationen einer Art genutzt wird. In großen Höhlen leben phasenweise sogar mehrere Arten neben- oder besser gesagt übereinander. So kann ein und dieselbe Höhle beispielsweise gleichzeitig von Fledermäusen, Vögeln und verschiedene Insekten bewohnt werden. Jede Höhle ist anders und durch spezifische Eigenschaften gekennzeichnet, weshalb Mulmhöhlen von Arten mit unterschiedlichsten Ansprüchen genutzt werden. Sie gelten daher als sogenannte „Schlüsselstrukturen“ für eine hohe Artenvielfalt.

Die LWF hat jetzt ein Merkblatt neu aufgelegt: „Mulmhöhlen – für die Artenvielfalt im Wald“. Das Merkblatt will Forstpraktiker über die Entstehung der Höhlen sowie ihre Besonderheiten und Bewohner informieren. Es soll für Waldbesitzende ein Hilfsmittel sein, um die wertvollen Strukturen in ihrem Wald zu erkennen, fördern und schützen.

Das Merkblatt ist ein Ergebnis eines Kooperationsprojekts der Universität Bayreuth mit der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft, das aus Mitteln der Bayerischen Forstverwaltung finanziert wurde.

 

 

Grundlage für diesen Text ist eine Pressemitteilung der LWF mit Elementen aus dem Merkblatt. Das Original der Pressemitteilung findet sich hier. Direkt zum Download des Merkblatts.

Foto: Mulmhöhle an einer Alteiche bei Freising, mit der Baumhöhlenexpertin und Forstamtsrätin Anna Kanold und Peter Pröbstle, Leiter der LWF  / © LWF