Wildkätzchen im Wald lassen
Ach, wie süß! Doch der BUND appelliert, sich von Jungtieren im Wald fern zu halten.
Frühlingszeit ist Jungtierzeit – auch bei der Europäischen Wildkatze. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) warnt in dem Zusammenhang vor der Verwechslungsgefahr zwischen Haus- und Wildkatze. Immer wieder kommt es zu folgenschweren Verwechslungen, weil wohlmeinende Spaziergängerinnen und Spaziergänger junge Wildkatzen aus dem Wald mitnehmen.
„Jetzt im Mai werden die jungen Wildkatzen mobil und spielen gern vor ihrem Versteck. Diese Tiere sind nicht hilflos und verlassen – ihre Mutter ist nur auf Mäusejagd und kommt bald zurück“, sagt Friederike Scholz, Wildkatzenexpertin beim BUND. Stoßen Wandernde auf graugetigerte Kätzchen im Wald, sollten sie die Jungtiere in Ruhe lassen und sich zügig entfernen. Dann sei die Chance am höchsten, dass die Mutterkatze nicht irritiert wird und bald zurückkehrt.
Wildkatzen sind streng geschützte Wildtiere, sie seien nicht zähmbar, so der BUND. Ohnehin ist die Haltung von Wildkatzen verboten. Im Wald aufgesammelte Jungkatzen werden schnell „kratzbürstig“. Erkennt sie die Finderin oder der Finder dann als Wildtier, landet es bestenfalls in speziellen Auffangstationen.
Neben der Verwechslungsgefahr mit Hauskatzen gibt noch ein weiteres Problem für junge Wildkatzen: Wildkatzenmütter brauchen naturnahe, vielfältige Wälder mit viel Totholz, um ihre Jungen sicher verstecken zu können. Finden sie keine natürlichen Verstecke, werfen sie ihre Jungen auch oft in Holzstapeln am Wegesrand. Beim Abtransport des Holzes können die Jungtiere dann umkommen.
Mittlerweile werfen viele Wildkatzenmütter immer öfter ein zweites Mal im Spätsommer. Während der Aufzuchtzeit zwischen März und September sollten Holzstapel in Wildkatzengebieten daher entweder ohne Lagerung sofort abtransportiert oder liegengelassen werden. Flächen mit umgestürzten Bäumen im Frühling und Sommer mit schwerem Gerät zu räumen, ist keine gute Idee, da Wildkatzen hier besonders gerne ihre Jungen verstecken. Da derzeit aufgrund von Dürre, Sturmschäden und Borkenkäferbefall viel Holz anfällt, ist diese Problematik von besonderer Bedeutung.
Graugetigerte Hauskatzen sehen Europäischen Wildkatzen oft sehr ähnlich. Unsere Hauskatzen stammen jedoch nicht von der Wildkatze ab, sondern von der Afrikanischen Falbkatze. Erst die Römer brachten die Hauskatzen zu uns. Zu diesem Zeitpunkt lebte die Wildkatze schon hunderttausende Jahre in unseren Wäldern. Hauptmerkmale der erwachsenen Wildkatzen sind ihr sehr buschiger Schwanz mit klar abgesetzten dunklen Ringen und die verwaschene Zeichnung auf cremefarbenen Fell. Oft wirkt sie auch etwas größer und massiger als eine Hauskatze. Bei Jungtieren ist die Unterscheidung allerdings noch schwieriger. Sehr auffällig ist aber ihr Verhalten: Wildkatzen sind ausgesprochen scheu. Nachdem sie vor hundert Jahren bei uns fast ausgerottet war, kehrt die Wildkatze mittlerweile in viele ihrer ursprünglichen Lebensräume zurück.
Zur BUND-Seite über die Wildkatzen geht es hier.
Foto: Thomas Stephan / BUND