Volksantrag zu Flächenfraß erfolgreich
Baden-Württemberg: Der vom Landeswaldverband unterstützte Volksantrag zum Flächenverbrauch endet erfolgreich.
Stuttgart, 24. Januar 2024 – Mit über 50.000 Unterschriften ist ein Volksantrag zum Flächenverbrauch in Baden-Württemberg erfolgreich zu Ende gegangen. Einer der Initiatoren ist der Landeswaldverband. Nach dem Erreichen des Quorums muss sich jetzt der Landtag der Sache annehmen und die Initiatoren anhören.
„Jeder Hektar Wald, der dem Beton weicht, bedeutet nicht nur einen Verlust an wertvollem Lebensraum, sondern auch eine Schwächung der Ökosystemleistungen, die der Wald für unsere Gesellschaft erbringt“, sagt Dietmar Hellmann, Vorsitzender des Landeswaldverbandes Baden-Württemberg.
Waldboden als Kohlenstoffspeicher
„Es muss uns deshalb oberste Priorität sein, die Wälder zu erhalten, zu mehren und fit für den Klimawandel zu machen. Nur so können die Wälder in Baden-Württemberg ihr aktives und großes Potenzial für den Klimaschutz voll entfalten: mit dem Waldboden als Kohlenstoffspeicher, mit der Kohlenstoffabscheidung im fortlaufenden Holzzuwachs und in Holzprodukten sowie mit der nutzbaren Waldbiomasse, die fossile Rohstoffe ersetzt“, erläutert Hellmann.
„Wir freuen uns, dass über 50.000 Menschen im Land der gleichen Ansicht sind. Die Regierung muss sich nun der Diskussion stellen“, ergänzt Ulrich Potell, Geschäftsführer beim Landeswaldverband Baden-Württemberg. Boden sei ein endliches und besonders schützenswertes Gut. „Gerade Waldböden sind mit ihrer hohen Speicherfähigkeit für Kohlenstoff, ihrer Puffer- und Filterfunktion für das Trinkwasser und ihrer hohen biologischen Aktivität ein unermesslicher Schatz, den wir bewahren müssen“, so Potell.
Potell: „Wir haben die im Koalitionsvertrag versprochene Netto-Null bis 2035 beim Flächenverbrauch im Land gemeinsam mit unseren Partnerorganisationen im Rahmen des Volksantrags ,Ländle leben lassen‘ eingefordert.“ Auf dem Weg zur Zielerreichung müssten sich die Rahmenbedingungen für die Bauplanung spürbar verändern. Die Zeiten der Planung großer, rein überirdischer Gewerbe- und Wohngebiete auf der grünen Wiese seien vorbei. Nachverdichtung, effiziente Raumnutzung und das Bauen in die Höhe und die Tiefe, gerne mit einem hohen Anteil von Holz, seien dringend erforderlich.
Boden eine endliche Ressource
Der landesweite Flächenverbrauch – also die Umwandlung von unbebauter Natur in Siedlungs- und Verkehrsflächen – lag in Baden-Württemberg in den vergangenen Jahren im Schnitt bei fünf bis sechs Hektar pro Tag, und aktuell ist sogar ein erneuter Anstieg zu verzeichnen, verursacht unter anderem durch den „Flächenfraß-Paragraphen“ 13b im Baugesetzbuch. Das ist deutlich zu viel, denn mit jeder neu versiegelten Fläche gehen Böden für die Lebensmittelproduktion, Landschaften, seltene Lebensräume und Biotope unwiderruflich verloren. Doch unser Boden ist eine endliche Ressource, mit der wir verantwortungsbewusst und sparsam umgehen müssen, um unsere eigene Lebensgrundlage zu erhalten.
Im 2021 geschlossenen Koalitionsvertrag der Landesregierung Baden-Württemberg ist festgeschrieben, den Flächenverbrauch kurzfristig auf 2,5 Hektar pro Tag und bis 2035 auf Netto-Null zu reduzieren. Wie die anhaltend hohe Bodenversiegelung zeigt, haben die bislang ergriffenen Maßnahmen – z. B. im Rahmen des freiwilligen Bündnisses zum Flächensparen – aber nicht ausgereicht, dieses Ziel wirksam umzusetzen. Deshalb haben sich mehr als 15 Umwelt-, Naturschutz- und Landwirtschaftsverbände (darunter LNV, LBV, LWV, NABU, BLHV, BUND, uvm.) zusammengeschlossen, um mit dem Volksantrag „Ländle leben lassen“ verbindliche Obergrenzen für den Neuverbrauch an Flächen zu erreichen und gesetzlich zu verankern.
Zur Webseite des Landeswaldverbands.
Das „Ländle“ bei waldfreund.in.
Foto: Oberes Prägbachtal im Schwarzwald