Bunter Wald im November
Von gelb und orange über rot zu blau bis violett – ein bunter Wald gibt im Herbst den schönen Schlussakkord im Jahreslauf.
Im November bringen bunte Blätter eine wahre Farbpracht ins Land. Diese Veränderung ihrer Umgebung beobachten die Menschen schon sehr lange. Die Aufzeichnungen phänologischer Beobachtungen des Deutschen Wetterdienstes zeigen, dass der Herbst in diesem Jahr vergleichsweise spät dran ist.
Unsichtbar für unsere Augen bilden die Bäume die bunten Farbpigmente schon im Frühjahr. Die Farben der Stoffe der Photosynthese reichen von gelb und orange über rot zu blau bis violett. Doch während des Frühlings und des Sommers überdeckt der grüne Farbstoff – das Chlorophyll – alle anderen. Aus Wasser, Kohlenstoffdioxid und Sonnenenergie produzieren die Zellen mit Hilfe von Chlorophyll Zucker als Energieträger. Bloßes Nebenprodukt dieses wichtigsten biochemischen Prozesses der Erde ist: Sauerstoff. Den geben die Bäume an die Umgebung ab. Deshalb nennt man den Wald auch die „grüne Lunge“.
In der Ruhe liegt die Kraft
Von Herbst an legen die Bäume eine Ruhephase ein. Wenn der Boden gefriert, können sie kein Wasser mehr aufnehmen. Das wertvolle und besonders intensiv färbende Chlorophyll retten die Bäume für das nächste Jahr. Sie bauen es ab und speichern es im Stamm und den Wurzeln. Ohne das Chlorophyll kommen die anderen Farbstoffe im Blatt zum Vorschein. Noch später, wenn alles vertrocknet ist, bleibt das winterliche Braun übrig.
Blatt für Blatt landet eine riesige Menge Laub auf dem Waldboden und erweist sich auch dort als nützlich. Regenwürmer, Pilze und Bakterien zersetzen das Laub in verschiedene Nährstoffe. Sie erzeugen dadurch den weichen und nährreichen Waldboden. Er bildet die perfekte Grundlage zum Wachstum neuer Bäume, die im Laufe der Jahre wieder ihre Blätter abwerfen werden.
Die phänologische Jahresuhr
Die Herbstfärbung ist eines von vielen gut zu beobachtenden Naturphänomenen. Bestimmte Phänomene wiederholen sich in jedem Jahr wieder. Die Phänologie befasst sich mit der genauen Beobachtung dieser Entwicklungserscheinungen im uns umgebenden Naturraum. Seit dem Jahr 1951 erfasst der Deutsche Wetterdienst phänologische Daten. Daraus entsteht dann die phänologische Jahresuhr, die sich aus den zehn Jahreszeiten der Natur zusammensetzt.
Der Spätherbst beginnt danach mit einem definierten Grad der Blattverfärbungen heimischer Stiel-Eichen. In der phänologischen Jahresuhr begann der Spätherbst 2023 am 27. Oktober und damit acht Tage später im Vergleich zum langjährigen Mittel. Der Spätherbst dauerte im Vergleichszeitraum durchschnittlich 19 Tage lang. Es ist also nicht unwahrscheinlich, dass die nächsten zwei Novemberwochen uns noch eine bunte Farbpalette präsentieren.
Der Text ist eine Pressemitteilung von Wald und Holz NRW.
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Foto: Das herbstliche Laub der Stieleiche hängt noch am Baum. (© Marlene Bömer / Wald und Holz NRW)
Grafik: © Deutscher Wetterdienst (DWD), hier geht es zur Webseite und zur Großansicht des Bildes.