80 Quadratmeter Wald pro Sekunde

80 Quadratmeter Wald pro Sekunde

7. Februar 2022 Aus Von waldreporter

Together4Forests: Nur für unseren Konsum vernichten wir pro Sekunde eine Waldfläche 80 Quadratmetern – oder die Fläche eines Fußballfeldes in 90 Sekunden.
Das Bündnis Together4Forests hat jetzt in einem Berliner Fußballstadion die Dimension der Waldvernichtung dargestellt: Alle 90 Sekunden geht demnach die Fläche des gesamten Feldes für den Import von Gütern wie Soja, Palmöl oder Kautschuk in die Europäische Union verloren. Die an Together4Forests unter anderem beteiligten Umweltorganisationen WWF Deutschland, Deutsche Umwelthilfe (DUH), Germanwatch, Robin Wood und Oroverde fordern die Bundesregierung auf, sich für ein wirksames EU-Gesetz zum Stopp der europäisch verantworteten globalen Naturzerstörung einzusetzen.

Da mein Wissen über Fußball ziemlich gering ist, habe ich den Vergleich etwas verändert. Ein Fußballfeld hat in der Regel eine Größe von 7140 Quadratmetern (105 x 68 Meter). Geteilt durch 90 Sekunden heißt, pro Sekunde fällt eine Fläche von 80 Quadratmetern. 100 Quadratmeter sind ein Ar, zehn mal zehn Meter.

Das ist eine schreckliche Nachricht. Dass sie wie eine Bombe eingeschlagen hätte, kann man dennoch eher nicht sagen. In den Medien, die ich so täglich konsumiere, habe ich nichts darüber gelesen. Vorsichtshalber recherchierte ich noch einmal gezielt bei einigen Medien (waldvernichtung: faz.net, sueddeutsche.de, welt.de, swp.de, zeit.de, spiegel.de am 6.02.2022). Es gab keine Treffer mit Bezug auf genau diese Aktion.

Das liegt vielleicht sogar am Journalismus selbst. Der US-amerikanische Umweltjournalist Andrew Revkin hat neulich in einem Interview gesagt*: „Die Klimakrise ist in ihrer Komplexität schlicht nicht mit den gängigen Ritualen und Routinen des Journalismus vereinbar. Warum? Weil im Prozess der Nachrichtenauswahl viel zu häufig das Unwichtige als wichtig präsentiert wird“.

Ein Gesetzentwurf der EU-Kommission ist daher möglicherweise nicht das, was Leserinnen, bzw. User, vom Hocker haut. Doch darum geht es. Im November 2021 hatte die EU-Kommission einen Gesetzentwurf veröffentlicht, der die Einfuhr und den Handel mit Rohstoffen und Produkten nur dann zulässt, wenn für sie kein Wald zerstört wurde. Der Gesetzentwurf hat allerdings noch gravierende Mängel, so die Umweltorganisationen. So will die EU-Kommission erst zwei Jahre nach Inkrafttreten des Gesetzes prüfen, ob wertvolle Ökosysteme mit geringer oder keiner Bewaldung – wie Savannen, Grasland oder Feuchtgebiete – auch durch das Gesetz geschützt werden sollen.

Das Bündnis Together4Forests will die Bürgerinnen und Bürger dafür gewinnen, sich bei den zuständigen Ministerien für strengeren Waldschutz einzusetzen.

Eine entsprechende E-Mail an Ministerin Steffi Lemke (Umwelt) und Cem Özdemir (Landwirtschaft) findet sich hier:
https://together4forests.eu/

Zur Pressemitteilung im Original geht es hier:
https://www.robinwood.de/pressemitteilungen/alle-90-sekunden-f%C3%BCr-europas-konsum-gerodet-ein-fu%C3%9Fballfeld

Hier der Gesetzentwurf der EU-Kommission.

* im Interview Bernhard Pörksen im journalist 1+2/2022

Foto: Nina Neuscheler/Robin Wood