Menschliche Monster und unschuldige Bestien

Menschliche Monster und unschuldige Bestien

5. Mai 2025 Aus Von waldreporter

BUCHTIPP – Die Zukunftsvision von David Gray ist ein Ökothriller der „zuweilen menschliche Monster und unschuldige Bestien“ hervorbringt.

Rottenburg am Neckar, 5. Mai 2025. Ach, es ist doch herzerwärmend, dass es die Europäische Union, die heute vielen nur dazu dient, von eigenem Versagen und Verantwortungslosigkeit abzulenken, in 100 Jahren noch gibt. Europa in 100 Jahren – zu dieser Zeit spielt der Roman „Instinct – der Tod in den Wäldern“ von David Gray.

Als Untertitel steht auf dem Umschlag „Thriller“. Um die Kritik gleich vorwegzunehmen: Das Buch ist spannend, der „Thrill“ kommt – allerdings erst ab ungefähr Seite 140. Bis dahin passiert nicht viel. Wobei die Beschreibung der Welt des Jahres 2125 durchaus spannend ist: Die Menschen in Europa haben sich alle in die großen Städte zurückgezogen. Drumherum ist nichts, nur Natur.

Die ausgedehnten Naturreservate sollen die „Klimasünden“, von denen wir heute noch nicht lassen können, ausgleichen. „Es existierte weltweit keine Technologie, die auch nur annähernd so effizient und schnell Treibhausgase aus der Atmosphäre filterte wie naturbelassene Wildnis … Sämtliche Versuche, mit Technologie, neuen Formen der Energiegewinnung oder Ressourceneinsparungen den sich ständig beschleunigenden Klimawandel aufzuhalten, waren bereits in den Zwanziger- und Dreißigerjahren des 21. Jahrhunderts (zur Erinnerung: wir schreiben 2025) gescheitert.“

Keine Förster mehr

Interessant ist, dass der Autor an Förstern und Forstverwaltung kein gutes Haar lässt. Der Berufsstand ist an diesen Zukunftswäldern nicht beteiligt. Sie seien „ein zerstrittener Haufen und noch dazu eng verbunden mit dem Adel, der Kirche und jenen Firmen, die die größten privaten Grundbesitzer ausmachten.“ Diese Leute seien strikt gegen die Naturreservate gewesen, weil sie den Wald weiterhin als „leicht aufgelockerte Monokulturen bewirtschaften wollten“.

Der Autor David Gray, mit bürgerlichem Namen Ulf Torreck, verwebt seine persönlichen politischen Überzeugungen mit dem Plot seines Thrillers. Eine „ökologisch-wirtschaftliche Wende“ kommt darin ebenso vor, wie eine Altkanzlerin namens Dünya Ates.

Es ist keine Ausnahme, dass Autoren so vorgehen: Ein jüngeres, bekannteres Beispiel ist der neuste Krimi von Wolfgang Schorlau („Black Forest“), in dem es um die Energiewende geht.

Es fließt Blut

Ökothriller dieser Art sind gerade ein beliebtes Genre. Witzig: In diesem Roman gibt es in einer deutschen Metropole eine Angela-Merkel-Universität. Weniger witzig ist, was die Hauptperson in diesem Buch, Elena, erlebt. Sie ist Rangerin in einem der Reservate und findet eine seltsame Spur. Mit ihrem Team folgt sie der Spur und macht unheimliche Entdeckungen. Die Geschichte nimmt dramatische Wendungen – niemand rechnet mit dem, was dann passiert. Und es fließt Blut.

Das Herzerwärmende vergeht und weicht einer eisigen Kälte, die den Rücken runterläuft. Der vorvorletzte Satz: „Schließlich wurde es kälter.“ Und die Dämmerung erschien der knapp überlebenden Heldin Elena wie ein Fluss aus Dunkelheit. „Er führte mitten hinein in jenes wilde Herz der Welt, …das … zuweilen menschliche Monster und unschuldige Bestien hervorbrachte.“

 

Der Text erschien auch, etwas kürzer, am 31. März im Reutlinger General-Anzeiger (GEA).
Der Verlag hat das Rezensionsexemplar kostenfrei zur Verfügung gestellt.
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